Zur Lage der Stadt
Diese Superlative verkündete Mühldorfs Bürgermeister Hetzl jetzt den Bürgern
Am Anfang einer Bürgerversammlung steht der Rechenschaftsbericht des Bürgermeisters: Und dieser hatte in diesem Jahr einiges zu bieten. In vielen Bereichen erreicht die Stadt neue Höchstwerte.
Mühldorf – „Mühldorf steht erstklassig da!“, mit diesen Worten konnte Bürgermeister Michael Hetzl seinen Bericht zur Lage der Kreisstadt bei der Bürgerversammlung (18. März) eröffnen. Im Gegensatz zu anderen Städten müsse Mühldorf nicht an freiwilligen Leistungen sparen. Und das trotz aller Krisen wie Corona, Ukrainekrieg, Energieknappheit und Inflation.
So viele Einwohner wie noch nie
Hetzl konnte dem Publikum noch einen weiteren Superlativ liefern: „Nach aktuellem Stand hat Mühldorf mit 23.013 Einwohnern seinen Höchststand erreicht.“ 2706 Firmen seien in Mühldorf angesiedelt – was eine Rekordzahl an Gewerbebetrieben bedeute. Rund 57.000 Übernachtungen in der Stadt zeigten einen klaren Aufwärtstrend nach dem Coronaeinbruch. 452 Mitarbeiter habe die Stadt momentan, davon allein 208 in der Kinder- und Jugendbetreuung. „Es kommen immer mehr zu uns“, sagte Hetzl. „Ich habe erst heute wieder einen Schwung Arbeitsverträge unterschrieben.“ Insgesamt gebe es in Mühldorf mehr Arbeitsplätze als arbeitsfähige Bevölkerung: „Wir haben mehr Einpendler als Auspendler.“
Sein Blick auf die Haushaltslage zeigt: Im Jahr 2024 kam Mühldorf ohne Neuverschuldung mit 87,2 Millionen Euro aus. Die Pro-Kopf-Schulden der Mühldorfer Bürger sind auf 732 Euro gesunken, 2019 lagen diese noch bei 922 Euro. Für das Jahr 2025 habe die Stadt einen guten Haushalt aufgestellt. Doch auch Mühldorf sei nicht die Insel der Seligen, so Hetzl, und habe mit Risiken zu kämpfen: Ohne neue Schulden gehe es nur mit einer Entnahme aus den Rücklagen, die Kreisumlage steige auf 56,5 Prozent und die Lohnkosten für städtische Mitarbeiter steigen.
Musterschüler bei der Ganztagsbetreuung
Viel Geld nehme Mühldorf für die Betreuung von Kindern in die Hand, und werde das auch weiter tun. „Im laufenden Jahr wurden 1376 Kinder betreut, 2019 waren es nur 870“, so der Bürgermeister. Als etwas „ganz Besonderes“ bezeichnete er die Tatsache, dass Mühldorf schon heute allen Grundschulkindern in allen vier Jahrgangsstufen einen Platz in der Ganztagsbetreuung anbieten könne: „Das wird ab 2026 Pflichtprogramm, wir haben es bereits komplett ausgebaut.“ Dieses gute Angebot sei sicher mit ein Grund für die steigende Anzahl an Gastschulanträgen aus umliegenden Kommunen.
Was die Versorgung der Bürger und Unternehmen mit Geothermie angeht, kämpfe die Stadt weiter für bezahlbare Energiepreise vor Ort. „Geothermie darf nicht teurer sein als die Versorgung mit Hackschnitzeln oder Wärmepumpe“, betonte Hetzl. Es gebe nicht nur das Projekt in Polling, deshalb verhandle die Stadt jetzt auch mit Ampfing.
Rufbus ab Mai mit vier Fahrzeugen unterwegs
Hetzl schnitt auch ein seit Monaten heiß diskutiertes Thema an: den Rufbus. „Nicht nur der böse Bürgermeister ist für den Rufbus“, sagte er. „Alle Beschlüsse dazu wurden im Stadtrat gemeinschaftlich gefasst.“ Für ihn sei der Rufbus ein voller Erfolg. 175 Haltestellen im gesamten Stadtgebiet sorgten dafür, dass 95 Prozent der Mühldorfer eine Haltestelle mit nur 300 Meter Fußweg erreichen könnten. Vom Start im Juli bis Dezember wurden 13.903 Passagiere bei 11.115 Fahrten gezählt. „Ab Mai werden vier Fahrzeuge rund 14 Stunden täglich im Einsatz sein“, kündigte Hetzl an. Die gerade abgeschlossene Ausschreibung mache das möglich. Die sechs Bewerber hätten sich einen regelrechten Preiskampf geliefert, um den Rufbus betreiben zu dürfen.
Fortschritte konnte der Bürgermeister bei einigen denkmalgeschützten Gebäuden in der Stadt vermelden. So ist beim Heiliggeistspital die Untersuchung der Bausubstanz abgeschlossen. „Der Schwamm hat im oberen Bereich gewütet und auch das Dach angegriffen, aber es steht ganz gut da“, so Hetzl. Eine künftige Nutzung als Altenheim sei wegen der nötigen Türbreiten nicht möglich, es könnten aber Büros eingerichtet werden. Das Nutzungskonzept wird mit Landesamt für Denkmalpflege, Regierung von Oberbayern, Landratsamt, Heiliggeistspitalstiftung und Architekten erarbeitet.
Das „dicke Brett“ Stadtplatz 58
Auch mit Stadtplatz 58 gehe es in enger Abstimmung mit Denkmalpflege und Städtebauförderung voran. Hetzl bezeichnete dieses Projekt als „sehr dickes Brett“, aber: „Erstmals gibt es ein Konzept, das von allen mitgetragen wird.“ Dieses Konzept sieht den maximalen Erhalt des Gebäudes vor, einen nutzbaren Dachgarten auf dem Flachdachbau und einen öffentlich zugänglichen Klosterhof. Nächster Schritt wird eine Bauvoranfrage sein. Aktuell wird der laut Hetzl wacklige Glockenstuhl saniert, Orgel und Beleuchtung werden erneuert.
Landrat will Mühldorf für Landkreiswerk gewinnen
Dass es vermehrt Anfragen auswärtiger Unternehmen nach Gewerbeflächen im Landkreis Mühldorf gebe, bestätigte auch Landrat Max Heimerl in seinem Grußwort an die Mühldorfer. „Unser Landkreis ist attraktiv für die Wirtschaft und für die Bevölkerung.“ Er wolle aber keine Entwicklung zu einem Wohn-Landkreis für Münchenpendler. „Wir brauchen Wohnraum und Arbeitsplätze vor Ort.“ Und dafür brauche es das Landkreiswerk. Daran solle sich auch die Stadt Mühldorf beteiligen. Auch wenn hier kein Platz für Windräder sei, könne die Stadt teilhaben.