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Kein Schülerlotse, keine Verkehrsberuhigung

Brennpunkt Hauptstraße – Mühldorfer fordert sicheren Schulweg für Mößlings Grundschüler

Bernhard Suttner Mößling
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Bernhard Suttner an der Abzweigung der Mößlinger Hauptstraße in die Auerstraße.

Ein Vater macht sich Sorgen um den sicheren Schulweg seines Sohnes und der anderen Grundschüler in Mößling. Er hat mehrere Lösungsvorschläge parat. Die Stadt sieht aber keine besondere Gefahr.

Mühldorf – Nach Lektüre des OVB-Artikels „Sicher zur Schule, sicher nach Hause? – Warum ‚Elterntaxis‘ den Schulweg zum Risiko machen“, meldete sich in der Redaktion ein besorgter Vater. Bernhard Suttner lebt mit seiner Familie in Mühldorf Nord, sein Sohn besucht die zweite Klasse der Grundschule Mößling.

Lehrkräfte helfen Kindern über die Straße

Wie unübersichtlich es verkehrsmäßig immer wieder vor der Schule zugeht, weiß er aus eigener Erfahrung. Doch ihn treibt ein anderes Problem um: „Es gibt an der Kreuzung zur Schule keinen Schülerlotsen mehr“, bemängelt er. An der viel befahrenen Hauptstraße gebe es für die Grundschüler keinen gesicherten Überweg von der Kirchseite zur Auerstraße, an der die Schule liegt. Beim Fototermin in Mößling endete gerade der Wandertag der Schule und Lehrerinnen und Lehrer stoppten den Verkehr, um ihre Schüler sicher über die Straße zurück zur Schule zu bringen.

„Bis Ende des letzten Schuljahres gab es hier jemanden, der sich immer zuverlässig um die Sicherheit der Schüler kümmerte, die per Fahrrad, Roller oder zu Fuß ankamen“, erinnert Suttner. Leider hat dieser Herr den Dienst als Schülerlotse quittiert und ein Nachfolger ist nicht in Sicht. Das bedauert auch der Rektor der Grundschule Mößling, Martin Wiedenmannott sehr: „Wir machen regelmäßige Aufrufe in der Elternschaft, aber leider hat sich noch niemand gefunden.“ Jeder, der Schülerlotse werden will, darf sich deshalb gerne in der Schule melden.

Trotz der Hinweisschilder links und rechts der Straße: Schülerlotsen gibt es an der Hauptstraße nicht mehr. Am Wandertag sorgten Lehrkräfte für das sichere Überqueren der Straße.

Es geht um die Sicherheit der Kinder

Die Kritik von Schülervater Bernhard Suttner geht aber noch weiter. „Nicht nur, dass es an der Hauptstraße keinen Schülerlotsen mehr gibt, die Stadt hat es auch verpasst, ein nachhaltiges Verkehrskonzept an der Kreuzung zu entwickeln, damit unsere Kinder sicher zu Schule kommen können“, stellt er fest. „Keine Ampel. Kein Fußgängerüberweg. Kein Tempo 30 an der Hauptstraße.“ Er regt an: „Man könnte darüber nachdenken, die Auerstraße während der Schulzeit mit Pollern komplett zu sperren und Autofahrern aufbürden, über Hauptstraße, Oberhofenerstraße und Lochheimer Straße zu fahren oder die Auerstraße zur Einbahnstraße machen und so mehr sicheren Platz für Schüler zu Fuß, mit Rad oder Roller zu schaffen. Es braucht eine langfristige Lösung um die Sicherheit der Kinder zu gewährleisten!“

Wie kommt die Idee einer Pollersperre für die Auerstraße bei der Stadt Mühldorf an? „Die Straße dem Gemeingebrauch zu entziehen, würde auf straßenrechtliche Probleme stoßen“, erläutert Sprecher Werner Kurzlechner. „Eine Umleitung über die Kreisstraße MÜ33 bedürfte der Zustimmung durch das Landratsamt. Insofern erscheint eine Umsetzung dieses Vorschlags schwer möglich.“ Eine Einbahnstraße gehe an dieser Stelle gar nicht: „Solange hier das Gerätehaus der Feuerwehr Mößling angesiedelt ist“

Stadt sieht keine besondere Gefahrenlage

Auch Tempo 30 im Bereich der Kreuzung Hauptstraße-Auerstraße erteilt die Stadt eine Absage. „Tempo 30 lässt sich auf zweierlei Weise einführen: als Zone oder als Strecke. Wir halten beide Varianten für wenig realistisch“, teilt die Stadt mit. „Für eine Tempo 30-Zone bedarf es einer flächenhaften Planung abseits von Hauptverkehrsstraßen und Vorfahrtstraßen. Eine einzelne Straße reicht nicht aus, um eine Zone einrichten zu können.“ Für eine räumlich begrenzte Tempo 30-Strecke wären laut Stadt „eine besondere Gefahrenlage oder besonders schutzbedürftige Einrichtungen im unmittelbaren Bereich der Straße“ erforderlich. Kurzlechner: „Beides scheint uns nicht gegeben.“

Appell an Engagement der Eltern

Welche Maßnahmen hat die Stadt bisher ergriffen, um die Straße vor der Schule für die Kinder sicherer zu machen? „Abgesehen von den Auswüchsen des Bringverkehrs deuten keine Anhaltspunkte darauf hin, die Auerstraße wäre unsicher“, so Kurzlechner. „Dort gilt bereits seit Jahren Tempo 30. In jüngster Zeit wurden Parkplätze geschaffen, um den Verkehrsdruck zu vermindern. Die städtische Parküberwachung ist zu Beginn des Schuljahres regelmäßig, später sporadisch an allen Schulen im Einsatz und verwarnt bei Bedarf.“

Die bauliche Machbarkeit eines sicheren Fußgängerüberwegs mit Verkehrsinsel von der Kirche zur Auerstraße müsste die Stadt „erst einmal prüfen“, sagt Kurzlechner. „Die sicherste Querung für die Grundschüler ist unseres Erachtens der Weiterbetrieb des bewährten Verkehrshelferüberwegs – vorausgesetzt, das bislang fehlende ehrenamtliche Engagement stellt sich noch ein.“ Auch die Stadt würde sich zusätzliche Schülerlotsen wünschen, nicht nur für Mößling: „Verkehrshelfer wären stets willkommen, dieses Ehrenamt verwirklicht den Goldstandard in der Schulwegsicherheit.“ Der Appell der Stadt richte sich „insbesondere an über die Verkehrslage besorgte Eltern“.

Schülerlotsen dringend gesucht

Für diese verantwortungsvolle Aufgabe und den zeitlichen Aufwand an Schultagen viermal täglich – einmal in der Früh und dreimal zu den Schulschlusszeiten – an der Straße zu stehen und den Kindern über die Straße zu helfen, gibt es eine Aufwandsentschädigung und eine Schulung durch die Polizei. Diese wird von den Jugendverkehrserziehern der Polizei Mühldorf durchgeführt. Was ein Schülerlotse mitbringen muss, zählt Verkehrserzieher und Polizeihauptmeister Thomas Röttenbacher auf: „Engagement, regelmäßig Zeit, ein Gespür für den Umgang mit Kindern und ab und zu eine dicke Haut gegenüber motorisierten Verkehrsteilnehmern.“ Schulungen für Neulinge am künftigen Einsatzort dauern in der Regel ein bis zwei Stunden. Dabei wird über Gefahren und Pflichten aufgeklärt und vorgeführt, wie man mit der Kelle korrekt auf die Straße tritt.

Röttenbacher weiß, wie schwierig es ist, neue Schülerlotsen zu finden. Er kennt aber auch positive Gegenbeispiele. „In Obertaufkirchen sind 24 Schulweghelfer im Einsatz“, berichtet er von den dort geradezu luxuriösen Zuständen, die den Zeitaufwand für den Einzelnen natürlich minimieren. „Da sind die Schule und auch der Bürgermeister sehr dahinter und laden diese Herrschaften auch mal zu gemeinsamen Kaffeerunden ein.“ Diese Hege und Pflege tut den Ehrenamtlern offenbar gut.

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