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Situation im Landkreis Mühldorf

Sicher zur Schule, sicher nach Hause? – Warum „Elterntaxis“ den Schulweg zum Risiko machen

Grundschule Mühldorf Bushalte
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Markus Banditt (rechts) ist Hausmeister und Busaufsicht der Grundschule Mühldorf. Kommen Elterntaxis Schülern und Bussen in die Quere, sorgt er für Ordnung und Sicherheit.

„Vermeiden Sie es, Ihr Kind mit dem Auto zur Schule zu fahren“, lautete der Appell der Bayerischen Polizei zum Schulstart. Denn „Elterntaxis“ stellen eine große Gefahrenquelle rund um Schulen dar. So ist die Situation im Landkreis Mühldorf.

Mühldorf – „Immer wieder stellen sich Eltern trotz Halteverbot mit ihren Autos auf den Busparkplatz oder die gegenüberliegende Straßenseite“, sagt Markus Banditt. „Weil es dann für die Busse eng wird, schicke ich sie weg.“ Jeden Tag steht Banditt mittags dreimal an der Bushaltestelle der Grundschule Mühldorf. Als Hausmeister der Schule hat er auch die Busaufsicht inne und sorgt dafür, dass die Kinder den richtigen Bus finden und keines an der Haltestelle zurückbleibt.

Ein Elterntaxi ist an diesem Montag um 12.15 Uhr weit und breit nicht zu sehen, dass sie aber problematisch sind, bestätigt auch Grundschul-Konrektor Christian Mannel. „Besonders zum Anfang des Schuljahres werden die Kinder mit dem Auto gebracht, übers Jahr wirds dann weniger.“ Auch wenn die Eltern meinen, sie würden nur kurz parken, blockieren sie die Zufahrt der Busse und stellen ein Sicherheitsrisiko für die Kinder dar. „Es wird einfach unübersichtlich“, weiß er. Die Eltern sind angehalten, den großen Sümö-Parkplatz zu nutzen. Von dort können die Kinder auch gut alleine bis zur Schule marschieren. In Altmühldorf sei das Elterntaxi-Problem größer. Mannel: „Dort fahren die Eltern im Extremfall bis zur Eingangstreppe und lassen die Kinder direkt an den Stufen aussteigen.“ Er wünscht sich mehr Loslassen der Kinder: „Kinder schaffen viel mehr selbst als viele Eltern glauben.“

15 Minuten Schulweg sind zu meistern

So sieht es auch Lydia Partsch, Rektorin der Grundschule an der Graslitzer Straße in Waldkraiburg: „Elterntaxis sind für uns wirklich ein Problem, die Kinder sollten besser mit dem Rad oder zu Fuß in unsere Schule kommen, das können sie ohne Eltern meistern.“ Dank des engen Schulsprengels dauere kein Schulweg länger als 15 Minuten. Eltern, die mit ihren Autos etwa den Lehrerparkplatz blockieren, spricht Partsch auch direkt an. „Ich bin immer am Überlegen, wie wir diese Situation entzerren können“, sagt sie. Auch die Parkplätze vom Supermarkt nebenan, Feuerwehrzufahrten und Privatparkplätze seien vor den Eltern nicht sicher.

Urkunde fürs zu Fuß gehen

Einmal im Jahr, immer von Ostern bis Pfingsten, findet an der Schule die Aktion „SpoSpiTo“ (Sport-Spielen-Toben) statt. Kinder, die innerhalb von 6 Wochen mindestens 20-mal zu Fuß, mit dem Tretroller oder mit dem Fahrrad zur Schule kommen, bekommen für jeden Schulweg einen Stempel in einen Bewegungs-Pass und erhalten als Anerkennung eine Urkunde. „Unsere Kinder machen da immer gerne mit“, stellt Partsch fest. „Nur leider hält das nicht an.“ Dabei soll diese Aktion dazu beitragen, die Verkehrssituation vor Grundschulen durch weniger „Elterntaxis“ zu entschärfen. Zudem soll der Bewegungspass die Eigenständigkeit der Kinder im Verkehrsalltag fördern und für mehr Bewegung sorgen.

Besser nicht mit dem Auto

Auch am Ruperti Gymnasium Mühldorf sind Elterntaxis wohlbekannt. „Wir haben damit kein riesiges Problem, aber trotzdem sorgt das Bringen der Kinder mit dem Auto für deutlich mehr Verkehr vor der Schule“, weiß Schulleiterin Christine Neumaier. Es provoziere immer wieder gefährliche Situationen, wenn Eltern ihre Kinder in den beengten Straßen rund um die Schule zwischen Schulbusse, Fahrradverkehr und Autos, aus- und einsteigen lassen. Ihr Appell an die Eltern: „Die Kinder besser nicht mit dem Auto zur Schule bringen. Den Schulweg sollten die Schüler nutzen, um sich zu Fuß oder mit dem Rad zu bewegen und die Eltern sollten ihren Kindern da vertrauen.“

Bis Ende September führt die Mühldorfer Polizei im Rahmen der Aktion „Sicher zur Schule – Sicher nach Hause“ verstärkte Schulwegkontrollen durch und hat dabei auch die Elterntaxis im Visier. „Wir stehen mit Sonderstreifen vor den Schulen, sprechen Eltern auf Fehlverhalten an und verteilen auch Verwarnungen aus, wenn es gar nicht anders geht“, erklärt Polizeihauptkommissar Karl-Heinz Stocker, Sachbearbeiter Verkehr der Polizei Mühldorf. Wer Busbuchten oder Überwege blockiert oder das Auto auf Sperrflächen abstellt, gefährde die Verkehrssicherheit. Es kommt auch immer wieder vor, dass sich Schulen wegen des Verkehrschaos vor der Tür direkt an die Polizei wenden und um Hilfe bitten.

Polizei kontrolliert verstärkt

Mit der Aktion „Schokolade und Zitrone“ bindet die Polizei auch Schüler in Kontrollen ein. Dann steht eine Schulklasse gemeinsam mit einer Polizeistreife in Schulnähe an der Straße und überwacht den Verkehr. „Anstelle von Strafzetteln bekommen Autofahrer, die etwas falsch machen von den Kindern eine Zitrone überreicht“, so Stocker. „Wer sich richtig verhält, wird mit Schokolade belohnt.“ Manche Autofahrer seien davon positiv überrascht und einsichtig, andere versuchten sich mit Argumenten wie „keine Zeit, in Eile, ist nur heute so“ aus der Affäre zu ziehen.

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