Visionen für einen Sportcampus
„Geile Ideen“: Studenten entwerfen Gelände des TSV 1860 Mühldorf neu – doch ein Wermutstropfen bleibt
Neue Hallen, Restaurant und Treffpunkt für alle: Studenten der TH Rosenheim entwerfen für Mühldorf das Sportgelände der Zukunft. Die Zuschauer waren begeistert. Aber ein dicker Wermutstropfen bleibt.
Mühldorf/Rosenheim – Es geht um die Zukunft des TSV-Geländes in Mühldorf. Dafür nutzt der TSV 1860 Mühldorf die frischen und von örtliche Zwängen und Wünschen unbefangenen Ideen von Studierenden der TH Rosenheim. 15 von ihnen haben im Rahmen ihrer Abschlussarbeit im Studiengang Architektur dieses Mühldorfer Projekt gemeinsam mit dem TSV erarbeitet, ähnlich wie bei der Ideensammlung für den Hochschul-Campus. Acht mögliche Varianten für das Sportgelände an der Jahnstraße wurden jetzt im Vereinsheim öffentlich vorgestellt.
Der Kreativität freien Lauf lassen
Völlig frei konnten seine Studenten ihre Visionen für das Sportgelände erarbeiten, betonte Professor Michael Körner von der Fakultät für Innenarchitektur, Architektur und Design der TH Rosenheim. Das bestätigte auch TSV-Vorsitzender Stefan Schörghuber: „Sie durften ihrer Kreativität freien Lauf lassen!“ Christian Kühl freute sich über die „geilen Ideen“ ohne Preisschild, die in den Arbeiten steckten.
Lediglich die Lage des Geländes in der Stadt, dessen Größe und die vorhandenen Sportangebote dienten ihnen als Grundlage. Weder konkret zu erfüllende Raumgrößen noch ein Kostenrahmen waren vorgegeben. Nur in einem folgten die Studenten ihrem Professor: Die seiner Ansicht nach energetisch fragwürdige Tennis-Traglufthalle musste weg und wurde durch ein festes Gebäude ersetzt.
Entwürfe begeistern und überzeugen
Heraus kamen acht Entwürfe mit Titel wie „Das Sportdorf für alle“, „Inn-Campus“, „Inn-Motion“, oder „Athleticum Plus“. Jeder einzelne konnte die interessierten Zuschauer des TSV und auch Mühldorfs Bürgermeister Michael Hetzl sowie Stadtbaumeisterin Birgit Weichselgartner begeistern. Was den beiden angesichts klammer Stadtkassen besonders gefiel: Die meisten Entwürfe waren in verschiedene Bauabschnitte gegliedert, was bei einer schrittweisen Umsetzung den Kostenbedarf strecken würde. „Wie und ob es sich rechnet, war nicht Inhalt der Arbeiten“, sagte Hetzl.
Gezeigt wurden Modelle, Zeichnungen und Gebäudequerschnitte, die mal mit zwei, mal mit drei Hallen spielten; mal mit, mal ohne Unterkellerung. Die bestehenden Ressourcen wie TSV-Halle, Vereinsheim oder Tennisplätze nutzten, oder alles neu bauen wollten. Die einen behielten das Vereinsheim als Gastronomie bei, die anderen siedelten ein öffentlich zugängliches Restaurant in einer sanierten oder neu gebauten Haupthalle an und die nächsten setzten die Gastro aufs Dach einer dreigeschossigen Multifunktionshalle – mit Blick über den Inn.
Gelände für alle Mühldorfer öffnen
Ein weiterer Ansatz war es, das Gelände von seiner Umzäunung zu befreien, es so offener in die Nachbarschaft zu integrieren und besser für alle Mühldorfer als gemeinsamen Treffpunkt mit hoher Aufenthaltsqualität nutzbar zu machen. Mit Spielplatz für Kinder, Außenflächen für die Gastronomie und Laubengängen, welche die Hallen und Plätze verbinden und die Menschen vor Regen und Sonne schützen. Und mit einer Fußgänger- und Radfahrerbrücke über den Inn, um den Sportcampus direkter an das Stadtzentrum anzubinden – eine Brücke, die übrigens bereits im Flächennutzungsplan der Stadt existiert, „nur das Geld dafür fehlt“, so die Stadtbaumeisterin.
Alte TSV-Halle kann zu Schmuckstück werden
Viel Holz, Glas und Beton dominierte die Entwürfe. Innen- und Außenräume wurden durch große, zu öffnende Fensterfronten und Lichthöfe miteinander verschmolzen. Das zum Teil abfallende Gelände für Sitzterrassen im Freien genutzt. Einige Visionen zeigten, dass aus der in die Jahre gekommenen TSV-Halle mit einigen Umbauten und holzverkleideter Fassade ein Schmuckstück werden könnte.
Stadtbaumeisterin konnte alle nur loben
„Sie haben sich alle sehr mit diesem Projekt identifiziert, jeder Entwurf bietet etwas anderes“, nach der eindrucksvollen Präsentation konnte Stadtbaumeisterin Weichselgartner nur loben, der Bürgermeister war wegen eines anderen Termins schon früher gegangen. „Einige Entwürfe haben eine hohe Realisierungswahrscheinlichkeit, sind klar und einfach. Vor allem der Verzicht auf die Unterkellerung der Hallen spricht für die Bezahlbarkeit der Projekte.“
Wermutstropfen bleibt die Finanzierung
Stefan Schörghuber dankte den Studierenden im Namen des TSV, dass sie sich am Sportgelände ausgetobt und für kreativen Input gesorgt haben. Der TSV werde alle Entwürfe noch mal genau studieren, vielleicht lasse sich etwas davon irgendwann tatsächlich umsetzen. Denn – und das ist der Wermutstropfen – bei aller Begeisterung müssten TSV und Stadt realistisch bleiben und an die Finanzierbarkeit denken. An den Professor gewandt meinte er: „Ich gehe davon aus, es gibt für diese acht Arbeiten jeweils die Note 1.“




