Erster Hitze-Besucher-Rekord im Mühldorfer Freibad
Ansturm aufs Mühldorfer Freibad bringt Nachbarn auf die Palme
3000 Badegästen stürmten am Sonntag das Mühldorfer Freibad. Der erste große Ansturm dieser Saison sorgte aber auch für Verstimmung: Die Anwohner des Bades ächzen unter den hohen Besucherzahlen.
Von Josef Enzinger und Markus Honervogt
Mühldorf – Heiße Sommersonntage fordern die Anwohner rund ums Mühldorfer Freibad stark. „Ich wohne jetzt schon einige Jahre in Mühldorf“, sagt Jürgen Meyer, der in einer Seitenstraße der Ahamer Straße sein Domizil hat. „So voll wie am Sonntag habe ich die Ahamer Straße noch nie gesehen. Er sei um 13.15 Uhr von einem Fußballspiel heimgekehrt, zu diesem Zeitpunkt hätten bereits am Kreisverkehr an der Friedhofstraße die ersten Autos gestanden, sogar in privaten Einfahrten seien Autos abgestellt worden. „Das hat zu Verkehrsbehinderungen in der ohnehin schon sehr engen Straße geführt“, sagt Meyer. „Der Verkehr hat gestockt, weil ein zweispuriges Befahren der Ahamer Straße nicht mehr möglich war.“
Auch Marion Ruhland wohnt an der Straße. Sie sagt über den vergangenen Sonntag: „Das war sehr unangenehm für uns und ist im Sommer gang und gäbe“. Es sei klar: „Die Parkplätze sind viel zu wenige.“
Zufahrt zugeparkt
Michael Schwarz, der mit seiner Familie unmittelbar neben dem Freibad wohnt, hat es nach eigenen Angaben versäumt, rechtzeitig den Privatweg zu seinem Anwesen abzusperren. Das Hinweisschild, dass es sich um einen Privatweg handele und Parken verboten sei, interessierte die Leute offensichtlich nicht. Sie ließen laut Schwarz nur einen engen Korridor zu seinem Haus frei. „Wenn es bei uns brennen sollte, dann gehen wir in einer solchen Situation unter, obwohl die Feuerwehr nur 500 Meter von uns entfernt ist“, ärgert sich Schwarz. Grundsätzlich habe er kein Problem damit, wenn an solchen Tagen auch mal auf der Wiese geparkt werde. „Was mich allerdings stört und auch nervt, ist das Verhalten der Freibadbesucher, die teilweise beleidigend und unverschämt auf die Hinweise meiner Mutter reagiert haben, dass sie eben dort eigentlich nicht parken dürften!“
Stadtwerkechef Alfred Lehmann freut sich natürlich über die vielen Besucher. Mit 3026 Badegästen seien am Sonntag extrem viele gekommen. Im Durchschnitt zählen die Mitarbeiter an guten Tagen 2200 Badegäste, der Spitzenwert liegt bei über 4000. Vor Corona, sagt Lehmann, seien durchschnittlich weniger Badegäste gekommen, selten mehr als 2400 oder 2600. „Da sind die Leute an die Badeseen gefahren.“
Redkordumsätze am Pommesstand
Von Rekordumsätzen am Sonntag spricht der Betreiber des Bistros im Freibad, Christian Ramthuhn. „Vom Parkproblem habe ich nichts mitbekommen. Ich bin acht Stunden nonstop an der Fritteuse gestanden!“ 200 Kilogramm Pommes seien am Sonntag über die Bistro-Theke gegangen. So einen Ansturm habe er in den elf Jahren als Pächter zwar schon mal erlebt, aber das seien Ausnahmen.
Stadtwerkechef Lehmann kennt die Schattenseite des Sommeransturms: „Das Parkproblem streite ich nicht ab“, sagt er. Um die Ahamerwiesenstraße direkt neben dem Bad zu schützen, sei sie im Sommer gesperrt. Damit sollen nicht nur die Anwohner entlastet werden, die Straße ist auch die Rettungszufahrt zum Bad und müsse freigehalten werden.
Parkschlange bis zum BRK-Haus
Auf der Ahamer Straße, der Hauptzufahrt zum Bad, parkten die Besucher am Sonntag dagegen einseitig bis zum Kreisverkehr am BRK-Haus. Eine Parkschlange, die nach Angaben von Nachbarn an Sommerwochenenden häufig auftaucht. Das sind laut Lehmann aber nicht nur Badegäste. „Dort stehen auch unter der Woche vormittags viele Autos“, sagt er.
Die Parkflächen direkt am Schwimmbad können die Autos bei großem Andrang nicht aufnehmen. Zusätzlich zur Abstellmöglichkeit vor dem Eingang gibt es einen geteerten Platz daneben, drei Reihen zwischen dem Terrassencafé und dem Feuerwehrausbildungszentrum. Als „tolle Geste“ bezeichnet Lehmann, dass der Besitzer die benachbarte Wiese an die Stadtwerke verpachtet habe.
Eine Verbesserung könnte laut Stadtwerkechef eine Anbindung des Freibads an den Stadtbus bieten. „Es wäre schön, wenn eine Buslinie vorbeiführen würde.“ Das ist bisher nicht so, einen Stadtbus wird es voraussichtlich bald auch nicht mehr geben. Stattdessen plant die Stadt die Einführung eines Rufbus-Systems. „Vielleicht ist das ja eine Chance, das kommt sicher auf den Preis an“, sagt Lehmann. Dann könnten Familien, statt das Auto zu benutzen, mit dem Rufbus kommen.
Gefahr durch Radler auf dem Gehsteig
Anwohnerin Ruhland weist auf eine weitere Gefahr hin: Auf den Gehsteigen sind Radlfahrer unterwegs, nicht nur Kinder. „Auch Jugendliche nutzen die Gehwege zum Radln.“
Einen Grund für den Ansturm sieht Ramthun an der Schließung des Waldkraiburger Waldbades. Viele Badegäste, das habe sich aus den Gesprächen ergeben, seien aus dem Waldkraiburger Umfeld nach Mühldorf gekommen, „weil es einfach das nächstliegende Freibad ist“. Auch wenn das volle Bad ihm hervorragende Umsätze beschert habe: „Oft brauche ich so einen Sonntag nicht!“
Dass ein Teil der Badegäste aus Waldkraiburg kommt, bestätigt Stadtwerkechef Lehmann. Es seien aber nicht so viele, wie erwartet.
Im Bad blieb es weitgehend friedlich
Trotz der vielen Menschen blieb der Tag im Freibad weitgehend friedlich. Allerdings mussten die Bademeister einige Male eingreifen. Vor allem männliche Jugendliche hätten sich zu Pöbeleien hinreißen lassen. „Es war aber nichts Dramatisches“, sagte Lehmann. Die Bademeister hätten weder die Polizei rufen noch einen Badverweis erteilen müssen.