Erhöhte Waldbrandgefahr im Landkreis Mühldorf
Mit Drohne auf der Jagd: So schützen THW und Feuerwehr die Region vor Waldbränden
Zunehmende Trockenheit und Dürre erhöhen das Risiko für Waldbrände: Seit Montag (12.6.) starten nun wieder Beobachtungsflüge auf Anweisung der Regierung von Oberbayern. Im Landkreis Mühldorf wollen Technisches Hilfswerk und Feuerwehr zusätzlich für Sicherheit sorgen.
Mühldorf - Jeder Handgriff sitzt, als Stefan Birkl die große Kiste aus dem THW-Transporter hebt. Aufklappen, die einen Quadratmeter große Plastikfolie für Start- und Landung auf dem Parkplatz an der Straße zwischen Mühldorf und Waldkraiburg auslegen, die Drohne aus dem Futteral packen, absetzen und die Steuerung einschalten. Es vergehen kaum fünf Minuten, schon hebt sich die Drohne mit einem Surren senkrecht in die Luft.
Verstärkte Suche nach Waldbränden
Birkl ist Drohnenpilot beim Technischen Hilfswerk (THW). Heute ist er zusammen mit Robert Bark im Mühldorfer Hart im Einsatz. Denn das THW hat zusammen mit der Feuerwehr die Suche nach möglichen Waldbränden verstärkt und eine zusätzliche Luftüberwachung aufgebaut. Die soll jetzt schon mehr Sicherheit bieten, obwohl das neue Konzept des Landkreises zur Waldbrandbekämpfung noch nicht fertig ist.
15 Drohnenpiloten beim THW
Die Drohne ist inzwischen bei 120 Metern Höhe angekommen und steht genau über der viel befahrenen Straße. „Höher dürfen normale Menschen nicht fliegen“, sagt Birkl. Er schon. Denn das THW und seine 15 Drohnenpiloten verfügen über eine besondere Ausbildung. Und über die Genehmigung, im Einsatz auch höher hinaufzugehen.
Im Transporter des THW hat Robert Bark inzwischen den Computer eingeschaltet. Der Bildschirm zeigt die Bilder, die die Drohne sendet. Eines ist für jeden Beobachter gut zu erkennen, es zeigt trotz der großen Höhe gestochen scharfe Bilder. Das andere stammt von der zweiten Kamera der Drohne einer Wärmebildkamera.
Leuchtende Farben zeigen Wärme
Deren Bilder sind interpretationsbedürftig, denn sie zeigt vor allem leuchtende Farben. „Damit erkennen wir Wärmeentwicklung am Boden“, sagt Barth, der zusieht, wie die Drohne Richtung Bunkergelände davon fliegt.
Längst ist sie aus dem Blickfeld der beiden THW‘ler verschwunden, von weitem überträgt sie die Bilder von zwei Spaziergängern. Rauch ist an diesem Tag nicht auszumachen, auch sonst nichts, was im Mühldorfer Hart auf einen Waldbrand hindeutet.
An vier Orten im Landkreis sind die Drohnenpiloten von THW und Feuerwehr im Wochenwechsel unterwegs, wenn die Regierung von Oberbayern die Beobachtung von Waldgebieten anordnet. Während untertags Luftbeobachter mit dem Flugzeug von Mößling aus starten, lassen die Hilfsorganisationen ihre Drohne zusätzlich abends im Großhaager Forst, zwischen Gars und Unterreit, im Wald bei Aschau und im Mühldorfer Hart fliegen.
Trockenheit erhöht Brandgefahr
Während die Beobachtung vom Flugzeug aus bayernweit gleich geregelt ist, ist die Luftüberwachung per Drohne eine Landkreis-Erfindung: „Ich habe noch nicht gehört, dass es das in einem anderen Landkreis gibt“, sagt Barth. Mit ihrem Einsatz wollen die Hilfskräfte den Schutz vor Waldbränden erhöhen, denn das Risiko hat in den letzten Jahren mit zu wenig Regen zugenommen.
Eine Drohne kann Leben retten
Etwa 25 Minuten dauert eine Beobachtung, dann geht es zum nächsten Punkt, zwischen zweieinhalb und drei Stunden sind die Beobachtungsteams und ihre 3000 Euro teure Drohne unterwegs.
Die ist inzwischen auf dem Rückweg. „Akkuwechsel“, sagt Birkl und klappt einen Koffer auf. Acht Akkus sind dort fein säuberlich verstaut für eine lange Einsatzzeit.
Einsatz im Ahrtal und Meppen
Denn die Drohne dient nicht nur der Waldbrandbeobachtung im Landkreis. Im Ahrtal suchten die Mühldorfer mit ihrer Drohne bei der Hochwasserkatastrophe Menschen, die zwischen den Fluten festsaßen; im Norden Deutschlands inspizierten sie Dämme, die zu brechen drohten, beim Moorbrand in Meppen suchten sie Glutnester, an anderen Ort hilft das Fluggerät, Vermisste zu finden.
Bark sagt: „Wenn wir unterwegs sind, ist das eine sehr große Hilfe.“ Bark gehört zur Führungsgruppe des THW. Wenn irgendwo ein großer Notfall ist, eine Katastrophe, bei der viele helfen müssen, kommen die Mühldorfer und koordiniere die Einsätze. So wie im Ahrtal, so wie in Simbach oder Berchtesgaden bei den großen Unwettern der letzten Jahre. Oft wochenlang sind die Mühldorfer THW‘ler dann unterwegs und leiten einen Einsatzabschnitt.
Auch ohne Waldbrand: ein gutes Training
Im Wald zwischen Mühldorf und Waldkraiburg ist es heute friedlich. Die Drohne fliegt heran, bei der Landung kämpft sie ein wenig mit dem Seitenwind. Selbst wenn Pilot Birkl heute keinen Brand entdeckt hat, auch keinen Vermissten oder sonst etwas Ungewöhnliches, ist er mit dem Einsatz zufrieden: „Für uns ist das ein gutes Training, wenn wir fliegen“, sagt er, während er den Akku abbaut und die Drohne verstaut.
Kaum fünf Minuten, so schnell wie sie gekommen sind, fahren die beiden THW‘ler schon wieder davon. Sie hoffen, dass der Landkreis auch in diesem Jahr von größeren Feuern verschont bleibt. Das Risiko, dass sich das ändert, steigt aber stetig.
