Nach knapp 60 Jahren ist Schluss für Traditionsgeschäft
Sport Kohlschmid schließt in Ampfing: Das ist der Grund und so geht‘s weiter
Seit knapp 60 Jahren gehört Sport Kohlschmid zu Ampfing wie die Kirche oder der TSV. Doch jetzt ist Schluss. Das sind die Hintergründe.
Ampfing/Mühldorf – Die Kunden von Sport Kohlschmid rieben sich diese Woche die Augen: Beide Geschäfte hatten geschlossen – sowohl in Mühldorf, als auch in Ampfing. Mühldorf aber nur vorübergehend, weil alle Mitarbeiter in Ampfing gebraucht wurden. Nach knapp 60 Jahren gibt Gerhard Kohlschmid das Ampfinger Traditionssportgeschäft auf, ab sofort konzentriert er sich ganz auf sein Geschäft am Mühldorfer Stadtplatz.
„So, wie wir die beiden Standorte betreiben, ist es einfach sehr viel Arbeit“, erklärt Gerhard Kohlschmid den Schritt. „Wir haben uns das seit vier, fünf Jahren überlegt.“ Jetzt ist die Zeit einfach gekommen – ohne einen bestimmten Auslöser. Denn finanziell stehe sein Geschäft gut und sicher da. Die Zeit war einfach reif für diesen Schritt.
Regale und Kleiderständer sind prall gefüllt
Während das Mühldorfer Geschäft diese Woche geschlossen war, waren alle zwölf Mitarbeiter in Ampfing beschäftigt. Dort herrschte hektische Betriebsamkeit. Alle Waren wurden ausgehängt und aufgestellt: Jacken, Fußballschuhe, Skier, Sonnenbrillen, Sporttaschen und und und. Die Regale und Ständer waren prall gefüllt. Hinzu kamen Plakate mit „Räumungsverkauf“ und satten Rabatten: Minus 20, minus 30, ja sogar bis zu minus 50 Prozent gibt es.
Auch Gerhard Kohlschmid ist den ganzen Tag auf den Beinen, packt mit an, nimmt damit auch Abschied von seiner Kindheit und einem großen Teil seines Lebens. „Ich bin hier im Geschäft aufgewachsen. Ich bin immer im Geschäft gewesen.“ Alle Umbauten hat er selber miterlebt, alle Höhen und Tiefen, alle Wandel der Sportmoden; seit gut 40 Jahren hat er hier seine berufliche Heimat. Er hat weitergeführt, was einst seine Eltern Hans und Maria Kohlschmid mit der Filiale in Ampfing begonnen haben.
„Es ist schon nicht leicht“
Über seine Gefühle möchte er nicht sprechen, nur so viel: „Es ist schon nicht leicht.“ Aber in Mühldorf seien am Stadtplatz einfach mehr Kunden. Dort ist die Zukunft auf jeden Fall gesichert.
Gerhard Kohlschmid wird heuer 60; Zeit, sich nur noch auf ein Geschäft zu konzentrieren. Zwei Geschäfte seien „extrem aufwändig. Es macht sehr viel Arbeit.“ Seine Frau Claudia und er sind sechs Tage in der Woche eingespannt, dazu verbringen sie zahlreiche Sonntage auf Messen, im Büro oder sperren an verkaufsoffenen Tagen zusätzlich auf. „Das ist eben auch für uns viel.“
Keinem Mitarbeiter wird gekündigt
Sein Sportgeschäft betreibt Gerhard Kohlschmid weiterhin in vollem Umfang weiter – nur eben ab jetzt alleine in Mühldorf. „Bei mir wird keinem gekündigt. Wir übernehmen alle Mitarbeiter, bieten dort unser ganzes Sortiment und unsere ganzen Serviceleistungen an.“ Tennisschläger bespannen, Schlittschuhe schleifen oder den Verleih von Skiern wird es weiter geben. „Es fällt kein Service weg. Es fällt einfach ein Standort weg.“
Um die Zukunft macht er sich keine Sorgen: „Ich versuche immer, dass wir gute, kompetente Mitarbeiter haben, die hervorragend mit den Kunden umgehen. Das ist mir wichtig.“ Und man biete den Kunden immer einen guten Service zu einem fairen Preis.
Keine Gefahr durch Online-Shopping
Selbst Online-Shopping sei keine existentielle Gefahr. „Viele Leute informieren sich im Internet und kaufen dann doch vor Ort“, hat Kohlschmid beobachtet. Das gelte auch für die jungen Kunden: „Die kaufen in einem Geschäft ein, weil sie wollen, dass die weiter laufen und sie die Beratung durch kompetente Mitarbeiter schätzen. Es wird nicht nur online eingekauft.“
Seit Donnerstag (26. Oktober) halb zehn hat in Ampfing der Ausverkauf begonnen. Ende offen. „Spätestens an Fasching ist hier Schluss“, sagt Kohlschmid. Es hänge davon ab, wie der Räumungsverkauf läuft.
Auch sei noch offen, wie es mit dem Laden in Ampfing weitergeht. „Da haben wir noch Zeit. Wir machen jetzt den Abverkauf. Dann haben wir mal Luft zum Durchschnaufen und überlegen es uns dann“, sagt Gerhard Kohlschmid.

