An der Grenze zum Mühldorfer Hart
Sorge ums Trinkwasser für 30.000 Einwohner: Sagt Ampfing „Nein“ zur geplanten Bauschutt-Deponie?
Vor den Toren von Ampfing soll in einer ehemaligen Kiesgrube eine Deponie für Bauschutt entstehen. Doch dagegen formiert sich zusehends Widerstand. Es geht um den Schutz des Trinkwassers. Wie positioniert sich der Gemeinderat?
Ampfing – Dass es im Landkreis eine Deponie für ungefährlichen Bauschutt braucht, ist bei Ampfings Gemeinderäten unbestritten. „Aber muss es gerade da sein?“, fragte nicht nur Ampfings Bürgermeister Josef Grundner (CSU) in der jüngsten Gemeinderatssitzung. „Kann man das riskieren?“
Die Firma Zosseneder möchte in einer ehemaligen Kiesgrube bei Schicking an der Grenze zum Mühldorfer Hart eine Bauschuttdeponie errichten. Auf rund 16 Hektar sollen über 20 Jahre hinweg bis zu drei Millionen Tonnen Bodenaushub, Bau- und Abbruchabfälle eingelagert werden; alles eigentlich ungefährliche Stoffe.
Trinkwasser für rund 30.000 Einwohner betroffen
Das Problem: Die Grube grenzt direkt an das Wasserschutzgebiet im Mühldorfer Hart, aus dem die Mettenheimer Gruppe für Mühldorf und Mettenheim ihr Trinkwasser für rund 30.000 Einwohner bezieht. Und die Vorprüfung für die Genehmigung hat ergeben: „Erhebliche nachteilige Auswirkungen“ auf das Wasserschutzgebiet können nicht ausgeschlossen werden, heißt es in der der Beschlussvorlage.
Aktuell läuft daher ein Planfeststellungsverfahren für die Deponie. In dessen Rahmen hat die Ampfinger Bauverwaltung eine Stellungnahme zu dem Vorhaben erarbeitet. Das Ergebnis: Sie hält den Standort „für nicht geeignet“.
Regionalplan räumt Trinkwasser Vorrang ein
Er widerspreche zum einen dem Regionalplan für Südostoberbayern, da er innerhalb eines Vorranggebietes für die öffentliche Trinkwasserversorgung liege. Hier sei aber dem Trinkwasserschutz Vorrang einzuräumen.
Auch verlange das Wasserwirtschaftsamt von Ampfing für die Trinkwasserversorgung seit längerem einen zweiten Standort für die Brunnen. Bislang bezieht Ampfing sein Trinkwasser nur aus Brunnen zwischen Reit und Eichheim; ein weiterer Standort wäre nur im Mühldorfer Hart möglich. Eine Deponie würde das jedoch verhindern und damit auch die Planungshoheit der Gemeinde „nachhaltig“ stören.
Natürliche geologische Barriere fehlt
Zudem fehle bei der Kiesgrube die vorgeschriebene natürliche geologische Barriere, so die Beschlussvorlage. Daher sei eine DK0-Deponie hier „in der Regel mit der Sicherung der öffentlichen Wasserversorgung im Vorranggebiet unvereinbar“.
Das Material, das hier verfüllt werden soll, sei „per se ungefährlich“, meinte auch der Gemeinderat und ehemalige bayerische Umweltminister Dr. Marcel Huber (CSU). Allerdings sei Trinkwasser ein höchst wertvolles Lebensmittel, das auf keinen Fall gefährdet werden dürfe. „Das ist keine Gaudi.“ Der Schutz müsse Vorrang haben.
Ex-Umweltminister fordert in jedem Fall „maximale Absicherung“
Dennoch könnte das Planungsfeststellungsverfahren zu dem Ergebnis kommen, dass die Deponie hier „tolerierbar“ sei, erklärte Huber. „Dann muss sie eine maximale Absicherung bekommen.“ Er regte an, diese Forderung noch zusätzlich in die Stellungnahme aufzunehmen.
„Wir wollen uns für die nächsten Generationen absichern, dass nichts passiert“, fasste Bürgermeister Grundner das Ziel der Stellungnahme zusammen. Ohne weitere Diskussion billigten die Gemeinderäte einstimmig die ablehnende Stellungnahme, die jetzt bis zum 2. Dezember beim Landratsamt Mühldorf eingereicht werden soll.
Auch Mettenheim und Mühldorf sind dagegen
Im Oktober hatte sich der Bauausschuss der Stadt Mühldorf einstimmig gegen die Deponie ausgesprochen. Auch die Gemeinde Mettenheim ist gegen den Standort und hat bereits eine entsprechende Stellungnahme abgegeben, so Mettenheims Bürgermeister Josef Eisner (CSU) gegenüber den OVB Heimatzeitungen.
