Genehmigungsverfahren läuft
Gefahr für Mühldorfer Wasser: Kommt Deponie an Grenze zu Schutzgebiet?
Erst wollte die Stadt nicht, jetzt macht sie es doch: Mühldorf äußert sich zum Bau einer Deponie am Rande des Wasserschutzgebiets. Diese Befürchtungen haben Fachleute, sollte die Deponie kommen.
Mühldorf – Das Verfahren zur Genehmigung einer Bauschuttdeponie läuft schon seit einiger Zeit. Nach anfänglicher Ablehnung durch Bürgermeister Michael Hetzl spricht sich jetzt auch die Stadt Mühldorf gegen die Genehmigung aus. Der Bauausschuss segnete den Widerspruch jetzt einstimmig ab.
Umweltreferent warnt vor Genehmigung
Umweltreferent Stephan Schinko (Grüne) hatte die Bedeutung des Themas für Mühldorf schon während der jüngsten Stadtratssitzung öffentlich gemacht. „Ich möchte verhindern, dass an der Grundstücksgrenze zu unserem Wasserschutzgebiet eine Deponie entsteht“, verdeutlichte er auf Nachfrage. „Das ist ein Unding, wir haben genug Löcher im Landkreis, die man füllen kann.“
Schinko kritisierte deshalb vor dem Stadtrat eine Aussage von Bürgermeister Michael Hetzl (UM). Hetzl habe gesagt, dass die Stadt nicht direkt betroffen sei, weil die Deponie nicht bis zur Stadtgrenze reiche. Deshalb könne sich die Stadt im Verfahren nicht äußern. Das sah Schinko schon vor 14 Tagen anders und betonte: „Ich bin nicht der Meinung, dass wir keine Stellungnahme abgeben können.“
Vor dem Bauausschuss positionierte sich Hetzl jetzt neu: „Wir haben es uns noch mal angeschaut und können eine Stellungnahme abgeben“, begründete der Bürgermeister den Meinungsumschwung. „Wir positionieren uns klar. Ob das am Ende von Erfolg gekrönt ist, muss man sehen.“ Nach Hetzls Angaben haben sich auch Ampfing und Mettenheim gegen die Deponie ausgesprochen.
Die geplante Bauschutt-Deponie grenzt im Süden unmittelbar an das Wasserschutzgebiet der Mettenheimer Gruppe im Mühldorfer Hart. In dem Wasserversorger haben sich Mühldorf und Mettenheim zusammengeschlossen. Die Gruppe betreibt drei Brunnen im Mühldorfer Hart und versorgt Mühldorf und Mettenheim. Die Deponie grenzt allerdings nicht direkt ans Stadtgebiet.
Als Betroffener sieht Alfred Lehmann die Lage genauso wie Stadtrat Schinko. Der Geschäftsführer der Mühldorfer Stadtwerke ist auch Chef des Wasserversorgers Mettenheimer Gruppe. „Natürlich sind wir dagegen“, betont er. „Keiner kann zu 100 Prozent garantieren, was passieren wird.“
Künftige Auswirkungen nicht absehbar
Schinko warnt auf Nachfrage vor allem vor Veränderungen, die noch nicht absehbar sind. So sei künftig die Änderung der Grenzwerte für eine solche Deponie genauso möglich, wie eine Verlagerung der Grundwasserströme. Schinko erinnert an die Chromfahne eines ehemaligen Waldkraiburger Betriebs, die über 25 Jahre das Grundwasser rund um die Brunnen im Mühldorfer Hart belastete und eine Förderung unmöglich machte.
Erst vor zwei Jahren konnte die Mettenheimer Gruppe den betroffenen Brunnen 3 sanieren und nach einem mehrwöchigen Pumpversuch das Wasser ins Netz einspeisen. „Es ist jetzt sehr gut, tadellos“ sagt Stadtwerkechef Lehmann. Die Chrombelastung sei unter der Nachweisgrenze.
Wasserschutzgebiete sollen neu ausgewiesen werden
Obwohl die Versorgung durch Mettenheimer Gruppe und Stadtwerke mit insgesamt 12 Brunnen – 3 Brunnen im Mühldorfer Hart und 9 in Mößling – und dem Hochbehälter in Solling als qualitativ hochwertig gesichert gilt, bleibt Lehmann ein gebranntes Kind. Um die Versorgungssicherheit garantieren zu können, sei der Betrieb möglichst vieler Brunnen sinnvoll. Um das zu schaffen, versuchen die Stadtwerke seit Jahrzehnten, die heimischen Wasserschutzgebiete neu ausweisen zu lassen. „So lange das noch läuft, kann man nicht sagen, wie es sich auswirkt.“
In der Deponie sollen laut Landratsamt Abfälle gelagert werden, die nur in „geringem Maß schadstoffhaltig beziehungsweise sogar unbelastet“ sind. Als Beispiel nennt Sprecher Wolfgang Haserer Bodenaushub, der bei vielen Baumaßnahmen anfalle, sowohl im Privatbereich als auch bei größeren Baumaßnahmen, oder andere Bauabfälle. Die Klassifizierung für diese niedrigste Deponie-Klasse heißt „DK 0-Deponie“.
Noch keine Einschätzung durch Landratsamt
Ob das Landratsamt eine solche Deponie an diesem Standort für genehmigungsfähig hält, will die Behörde noch nicht einschätzen. „Wie der Standort in unmittelbarer Nachbarschaft zum Wasserschutzgebiet zu bewerten ist, wird nach Eingang sämtlicher Stellungnahmen – insbesondere der entsprechenden Fachbehörden – umfassend gewürdigt“, schreibt Sprecher Haserer auf Anfrage. „Eine Prognose, ob das Vorhaben letztlich genehmigt werden kann, ist zum derzeitigen Stand des Verfahrens also nicht möglich.“ Wie lange das Verfahren dauern wird, konnte das Landratsamt ebenfalls noch nicht sagen.
Vor einigen Monaten hatte die Firma Zosseder über die Deponie-Pläne bei Ampfing informiert. Die Deponie umfasst laut Zosseder eine Fläche von rund 13 Hektar. Über einen Zeitraum von 20 Jahren sollen dort bis zu drei Millionen Tonnen Aushub und Bauschutt abgelagert werden.
Eine Verunreinigung des Grundwassers sei ausgeschlossen, hieß es. Auf der abgedichteten Grubensohle werde Sickerwasser aufgefangen und über die Kläranlage Waldkraiburg entsorgt. Das Sickerwasser gerate nicht ins Grundwasser. Volle Abschnitte würden mit einer Kunststoff-Dichtungsbahn abgedichtet, auf der das Oberflächenwasser nach außen hin abfließen und versickern könne. Nach Abdichtung der Deponie werde auf dem Gelände ein Misch-Wald entstehen.
Ihren Einspruch muss die Stadt schnell formulieren. Nach Angaben des Landratsamts können sich Behörden und Kommunen noch bis 18. November äußern.
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