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Ampfinger Erfolgsstory: Stephanie Schwertfellner brilliert

Im Ingenieursbüro Rudolf Strasser arbeitet Bayerns beste technische Systemplanerin

Stephanie Schwertfellner und Rudolf Strasser
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Stephanie Schwertfellner ist Bayerns beste Systemplanerin. Mit ihrem Chef Rudolf Strasser diskutiert sie bereits auf Augenhöhe - auch dank der besonderen Ausbildungs-Philosophie.

Stephanie Schwertfellner ist Bayerns beste technische Systemplanerin, dank ihrer Persönlichkeit sowie der Ausbildungsphilosophie von Rudolf Strasser.

Ampfing - Stephanie Schwertfellner (20) und Rudolf Strasser stehen am Schreibtisch. Sie blicken auf die Pläne und diskutieren über die Schwierigkeiten und möglichen Lösungen für die Heizungsanlage, an der Schwertfellner arbeitet. Wenn sie dabei zu ihrem Chef aufblickt, dann ist das alleine der unterschiedlichen Körpergröße geschuldet; ansonsten diskutieren sie auf Augenhöhe. Da spielt es keine Rolle, dass Schwertfellner eben erst als technische Systemplanerin ausgelernt hat, während ihr Chef seit 22 Jahren selbständig ist. 

Die Diskussion auf Augenhöhe ist das Ergebnis von Strassers Philosophie: „Die Aufgabe von Ausbildung ist für mich: einen selbständigen Menschen auszubilden, der auf das Leben vorbereitet ist, weil er gelernt hat, Probleme zu lösen.“ 

Talent trifft auf Ehrgeiz

Das sichtbare Ergebnis: Stephanie Schwertfellner ist Bayerns beste technische Systemplanerin. Sie musste für die IHK-Prüfung die Heizungsanlage mit Fernwärmeanschluss für ein Mehrfamilienhaus mit fünf Wohnungen planen und anschließend in einem Fachgespräch den Prüfern präsentieren.

„Ich bin durch Zufall in den perfekten Beruf gerutscht und habe es nie bereut.“

Stefanie Schwertfellner

„Das Gespräch war ein bisschen kürzer als normal“, erzählt Stephanie mit einem leichten Lächeln. Ihre Präsentation war schlicht überzeugend. Die Fachleute hätten schnell gemerkt, „die denkt auch an die anderen Gewerke und weiß, was da wichtig sein könnte.“ Da haben sich die üblichen Nachfragen wohl von selbst erledigt. 

Auch weil hier Strassers „Ausbildung zur Selbständigkeit“ auf eine junge Frau traf, die „einfach wissen will, wie etwas funktioniert“, wie ihr Chef über sie sagt, bei der Talent auf Ehrgeiz trifft, die alles so perfekt wie möglich abgeben möchte.

Azubis sollen so schnell wie möglich selbständig arbeiten

„Der Lehrling ist bei uns von Anfang an ein Projektmitarbeiter, der so schnell wie möglich selbständig arbeitet“, erklärt Strasser. Sie bekämen Aufgaben zugewiesen und müssen sich weitgehend selbständig um die Lösungen bemühen, zum Beispiel DIN-Vorschriften lesen und interpretieren oder auch mit Bauherren und Architekten sprechen. „Dadurch sind sie von Anfang an gefordert“, erlernen sie wirklich alle Bereiche des Berufs - Heizung, Lüftung, Sanitär und Elektro - und besonders wichtig: „Dadurch lernst du vernetztes Denken“, betont Strasser.

„Ich finde das gut“, ergänzt Schwertfellner. „Wenn ich etwas Neues habe, dann frage ich nach, bis ich es verstanden habe oder ich suche selber nach der Lösung.“

So werden Azubis selbstbewusst und lernen, Probleme zu lösen

„Natürlich ist das am Anfang schwierig“, weiß Strasser, gerade, wenn der Azubi auch mal bei einem Architekten oder Bauherren nachfragen müsse: „Aber dann merkt er, der erklärt es mir. Dadurch werden die Azubis selbstbewusster und lernen, ihre Probleme selber zu lösen.“

Die Anforderungen an die technische Systemplaner sind durchaus komplex: Sie kümmern sich um alle Bereich der Gebäudetechnik: Heizung, Lüftung, Sanitär und Elektro. Sie berechnen unter anderem Luftmengen, bestimmen die Größe von Heizflächen, die Dimensionen von Rohrleitungen, wählen die besten Anlagen aus. 

Lieber gute Noten als ein hoher Schulabschluss

Rudolf Strasser hat noch ein weiteres Erfolgsrezept: Er schaut nicht auf Schulabschluss, sondern auf die Noten. Die Schule sei „egal“, wer auf seiner Schule der Beste ist, sei überall gut. „Die haben einfach Lernen gelernt“, so Strasser. „Das ist mir lieber als jemand, der vom Gymnasium oder der Realschule kommt und nur Dreier oder Vierer hat.“

Davon hat auch Stephanie Schwertfellner profitiert. Sie hatte die Mittelschule mit der Mittleren Reife abgeschlossen, wollte eigentlich Produktdesignerin werden und ist nur durch Zufall bei der dreieinhalbjährigen Ausbildung zur technischen Systemplanerin gelandet; zunächst in einem anderen Unternehmen. Dort hat es aber nicht gepasst, sie sah sich um, kam mit Rudolf Strasser in Kontakt und konnte gleich im ersten Gespräch überzeugen. „Es gehört auch viel Mut dazu, in einem Arbeitsverhältnis zu sagen, das passt nicht“, so Strasser, der von Stephanies sicherem Auftreten angetan war. 

„Es bleibt immer interessant“

Stephanie Schwertfellner hat diesen Wechsel nicht bereut. Sie war vom ersten Tag an gefordert und Teil eines elfköpfigen Teams, das in den 22 Jahren des Ingenieurbüros langsam aber stetig gewachsen und breit aufgestellt ist. Kein Projekt ist wie das andere, egal ob Wohnungs- oder Gewerbebau, ob Neubau oder Sanierung. „Wir machen lauter Unikate“, sagt Strasser. „Es bleibt immer interessant.“

„Ich bin durch Zufall in den perfekten Beruf gerutscht“

Trotz ihres Erfolges bleibt Bayerns beste technische Systemplanerin bescheiden. Für sie ist der Titel immer noch „surreal“: „Man geht ja immer davon aus, dass es einen gibt, der besser ist.“ 

Jetzt möchte sie erst einmal arbeiten und dann den Techniker anpacken. Denn eines steht für sie fest: „Ich bin durch Zufall in den perfekten Beruf gerutscht und habe es nie bereut.“

Interesse an Ausbildung im Landkreis gestiegen

Im vergangenen Jahr haben sich im Landkreis Mühldorf wieder mehr junge Menschen für eine Ausbildung entschieden, wie die IHK für München und Oberbayern mitteilte. 2022 wurde in Industrie, Handel und Dienstleistungen 418 neue Ausbildungsverträge abgeschlossen; 4,5 Prozent mehr als im Vorjahr. Mit 42 neuen Ausbildungsverträgen waren die Industriekaufleute am beliebtesten, gefolgt von den Verkäufern und den Kaufleuten für Büromanagement.

„Dennoch sind viele Ausbildungsplätze unbesetzt geblieben“, sagt Ingrid Obermeier-Osl, Vizepräsidentin der IHK und Vorsitzende des IHK-Regionalausschusses Altötting-Mühldorf. „Das Problem, die Lehrstellen besetzen zu können, wird leider zunehmen.“ Grund sind die demografischer Entwicklung und die dadurch sinkenden Schülerzahlen. Laut Daten der Arbeitsagentur blieben, so die IHK, 2022 im Landkreis rund 130 Ausbildungsplätze im Bereich der dualen Berufsausbildung (IHK, Handwerkskammern und freie Berufe) unbesetzt.

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