Nach emotionalen Debatten
Alpenverein Mühldorf trifft Entscheidung über Kauf der Gufferthütte im Rofan
Soll der Alpenverein Mühldorf die Gufferthütte im Rofangebirge kaufen? Nach der emotionalen Debatte bei der ersten Versammlung, die in der Ablehnung des Kaufs mündete, wagte der Vorstand einen neuen Anlauf. Nach Vorlage neuer Argumente stimmten die Mitglieder erneut ab. Das ist das Ergebnis.
Mühldorf – Über 100 Mitglieder waren zur außerordentlichen Versammlung gekommen, zwei Drittel von ihnen sprachen sich am Ende für den Kauf aus: Der Alpenverein Mühldorf erwirbt zum Jahresende die Gufferthütte im Rofan.
Es ist ein neuer Schritt für die Alpenvereinssektion Mühldorf. Erstmals in ihrer Geschichte will der Verein eine Hütte betreiben. Ab 1. Januar soll ihm die Gufferthütte im Rofangebirge gehören, gekauft für 430.000 Euro von der Sektion Kaufering. Die Hütte liegt zwischen Tegernsee und Achensee auf 1475 Metern am Fuß des Guffert.
Im März lehnte der Verein den Kauf ab
Seit Monaten diskutiert die Sektion über den Kauf, der beim ersten Anlauf noch gescheitert war. Damals hätte der Alpenverein nach dem Willen des Vorstands um Sandra Lechertshuber das Haus des Vereins in Lofer verkaufen müssen, um die Gufferthütte zu finanzieren. Nach dem eindeutigen Votum der Mitglieder dagegen suchte der Vorstand neue Wege.
Preis sinkt um 20.000 Euro
Zwei Entwicklungen ermöglichten jetzt den Kauf: Zum einen ist der Aufwand zur Energie-Sanierung im Haus Lofer nicht so hoch, wie befürchtet. Und zum zweiten ist die Sektion Kaufering mit dem Preis von 450.000 Euro auf 430.000 Euro runtergegangen; dazu kommt: Der Deutsche Alpenverein (DAV) gibt der Sektion ein günstiges Darlehen.
Vertreter des Hüttenteams, das sich bereits gebildet hat, schwärmten vom Zustand der Hütte. Renovierungen in den letzten Jahren, die Brandschutzabnahme in diesem Frühjahr und die Hüttenwirtin sprechen nach ihrer Ansicht für einen auch wirtschaftlich erfolgreichen Betrieb der Hütte. „Die Hütte ist in einem top Zustand“, schwärmte die neue Hüttenwartin der Sektion, Annika Haak. Sie bereitet mit einem zehnköpfigen Team die Übernahme der Hütte vor.
Brandschutz ohne neue Auflagen genehmigt
Vor allem die Abnahme des Brandschutzes ohne neue Auflagen bewertete sie positiv. Die Hütte sei nahezu autark durch Trinkwasserquellen und Photovoltaikanlage, es gelte künftig die Nutzung von Regenwasser als Brauchwasser zu verbessern, und Reparaturen an der Terrasse durchzuführen.
Dabei habe die Sektion Kaufering Unterstützung zugesagt, die Mühldorfer haben sich in den vergangenen Wochen an der Auswinterung der Hütte beteiligt.
3000 Übernachtungen geplant
Die Hütte ist noch bis Herbst 2025 verpachtet, 3000 Übernachtungen sind geplant. 2022 waren es 3700.
Der Beschluss zum Kauf hat auch Auswirkungen auf das Haus Lofer, in dem die Belegung neu geregelt werden soll. So fällt die Miete des kompletten Hauses künftig weg, damit der Verein durch Einzelbuchungen die Übersicht erhält, wie viele Menschen sich konkret in Lofer aufhalten. Während die Preise unter der Woche ab 2024 gesenkt werden, sollen sie nach Angaben von Haus-Lofer-Verwalterin Petra Schwarz am Wochenende steigen.
Neuer Haushaltsplan der Sektion geht mit Darlehen auf
Schatzmeister Matthias Hergenhan präsentierte den Mitgliedern eine neue Finanzplanung für das kommende Jahr. „Es sieht ganz erfreulich aus“, kommentierte er die Zahlen.
Danach erwirtschaftet die Gufferthütte einen Überschuss von 12.500 Euro nach Zahlung von Zins- und Tilgung. Im gesamten Haushalt der Sektion, zu dem das Vereinsleben, die hoch verschuldete Kletterhalle und das schuldenfreie Haus Lofer gehören, stehen Einnahmen von 123.700 Euro Ausgaben von 513.700 Euro gegenüber. Das Defizit von 392.000 Euro kommt natürlich aus dem Kauf der Gufferthütte und wird über den DAV-Kredit geschlossen.
Kletterzentrum liegt über Plan
Hergenhan betonte, dass derzeit alle Bereiche des Vereins, vor allem das Kletterzentrum über den Finanzplanungen lägen. Der Vorstand hatte bei der ersten Mitgliederversammlung noch die Aufnahme eines neuen Kredits ausgeschlossen. Die günstigen Entwicklungen im Haus Lofer, die Unterstützung durch den Hauptverein und die guten Zahlen aus der restlichen Sektion, insbesondere der Kletterhalle, hätten jetzt zu einem Umdenken geführt, sagte Hergenhan. „Damit fühlen wir uns wohl.“
Alpenverein hofft auf Spenden für den Kauf der Hütte
Das tut auch ein Großteil der Mitglieder. Bei der Abstimmung sprachen sich 69 für den Kauf aus, 23 waren dagegen und 15 enthielten sich.
Luft nach oben gibt es noch bei den Spenden von Mitgliedern und Firmen, die zum Kauf der Hütte beitragen sollen. Bislang sind erst gut 30.000 Euro eingegangen. Laut Schatzmeister Hergenhan haben 72 Spender dazu beigetragen, mit Gaben zwischen 10 und 10.000 Euro. Es gebe aber bereits Zusagen für weitere Spenden, sobald die Entscheidung getroffen sei.