Autohäuser in Mühldorf
115 Jahre Opel Scheidl in Mühldorf sind vorbei - so geht es in der Familien-Saga weiter
Nach 115 Jahren schließt das Opel-Autohaus Scheidl in Mühldorf, einer der größten Händler in Deutschland. Dahinter steckt eine Familiengeschichte. Und hinter der Zukunft des Autohauses auch.
Mühldorf – Es ist das Autohaus, das einst als Platzhirsch mitten auf dem Mühldorfer Stadtplatz residierte: Opel Scheidl. Über 115 Jahre versorgten die Scheidls die Mühldorfer mit Kapitänen, Mantas oder Moccas, zuletzt in der Elbestraße. Damit ist jetzt Schluss.
Der neue Besitzer ist in Mühldorf gut bekannt
Denn zum 1. Januar 2024 erscheint ein neuer, wenn auch nicht unbekannter Familiennamen über dem Firmen-Gebäude in der Elbestraße in Mühldorf: Vogl. Das Unternehmen übernimmt das alte Mühldorfer Traditionsautohaus und erweitert damit sein Angebot an Automarken in Mühldorf und Waldkraiburg.
Opel-Scheidl-Inhaber Gerald Polhammer macht klar, warum er und seine Familie sich zum Verkauf entschlossen haben. „Ich habe lange darauf gewartet, dass meine Tochter die Firma übernimmt“, sagt Polhammer. Doch die 23-Jährige habe beruflich einen anderen Weg eingeschlagen, sie werde nicht in das Unternehmen einsteigen.
„Das muss man akzeptieren“, sagt Polhammer. „Wenn ich eine Perspektive gehabt hätte, hätte ich investiert.“ So aber musste er die Nachfolgefrage neu regeln, nachdem es in der Familie – wie in vielen anderen Familienunternehmen – keine Nachfolger gab. Polhammer schaute sich nach einem Käufer um.
Einer der größten Händler in Deutschland
Opel Scheidl gehört nach Angaben Polhammers zu den größten acht von etwa 300 Opelhändlern in Deutschland. Für die Altöttinger Familie Vogl eine perfekte Ergänzung ihres bisherigen Portfolios im Landkreis Mühldorf. „Wir können jetzt Autos von 20.000 bis 150.000 Euro anbieten“, freut sich Inhaber Sebastian Vogl.
Die Übernahme ist das Ergebnis monatelanger Verhandlungen, berichtet Vogl, Polhammer spricht von „sechs, sieben weiteren Bewerbungen“. Am Ende hätten viele persönliche Gespräche, eine gemeinsame Vorstellung von der Unternehmensführung und die Zustimmung des Herstellers Opel den Ausschlag für den Verkauf gegeben.
Vogl übernimmt die Autohäuser samt Gebäuden in Mühldorf und Waldkraiburg. Es seien „sehr aufwändige und nicht immer einfachen Verhandlungen“ gewesen, sagt er, die aber zu einer „sehr einvernehmlichen und guten Lösung geführt“ hätten.
Niederlassung in Haag wird geschlossen
Die Niederlassung in Haag wird laut Vogl geschlossen, nach Angaben von Gerald Polhammer betreibt Scheidl aber die Filiale in Vilsbiburg weiter.
Vogl ist in der Region nicht nur als Opelhändler aktiv. Das Familienunternehmen betreibt Autohäuser der Marken BWM, Mini und Hyundai in den Landkreisen Mühldorf und Altötting. „Die Scheidl GmbH wird zum 31. Dezember 2023 aus den Firmengebäuden ausziehen, und wir werden dort den Geschäftsbetrieb als Sebastian Vogl e. K aufnehmen“, sagt der neue Besitzer.
Alle Mitarbeiter werden übernommen
Sein Unternehmen will alle Mitarbeiter von Opel Scheidl übernehmen, damit beschäftigt Vogl dann insgesamt etwa 160 Mitarbeiter. Für die Kunden ändert sich laut Vogl nichts. Sie erhalten in den nächsten Tagen einen Brief, in dem sich das neue Unternehmen vorstellt. Für die Herstellergarantie steht Vogl natürlich ein. Welche Investitionen über den Kauf hinaus Vogl tätigen will, kann er noch nicht sagen.
Mehrere Automarken unter einem Dach
Die Familie Vogl bietet in Mühldorf Autos von BWM, Mini, Hyundai, Opel und Fiat an. „Und in naher Zukunft auch Peugeot und Citroën“, sagt Vogl, „genauso die leichten Nutzfahrzeuge des Stellantis Konzerns“, also von Fiat, Opel, Peugeot und Citroën. Vogl betreibt außerdem Autohäuser in Burghausen und Altötting.
Gesellschafter haftet voll
Vogl führt die Geschäfte in einer Rechtsform, die heute eher selten ist: als eingetragener Kaufmann. Damit haftet er voll für seine Unternehmungen. „Für mich ist das ein Zeichen an die Kunden. Es sagt: Es gibt Menschen, die das Unternehmen führen und sich voll damit identifizieren.“ Ggegenüber den Herstellern seiner Marken und den Banken bringe ihm diese Gesellschaftsform Vorteile. Auch die wüssten, wer für das Unternehmen bürgt.

