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Exklusivinterview mit dem Bundestagsabgeordneten Stephan Mayer

Aus für Dyneon: Das sind die Folgen für die Region und so viel Schuld hat die Bundesregierung

Der Bundestagsabgeordnete Stephan Mayer (CSU) hatte sich für den Erhalt von Dyneon im Chemiepark Gendorf in Burgkirchen eingesetzt.
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Der Bundestagsabgeordnete Stephan Mayer (CSU) hatte sich für den Erhalt von Dyneon im Chemiepark Gendorf in Burgkirchen eingesetzt.

Der Bundestagsabgeordnete Stephan Mayer (CSU) und Altöttings Landrat Erwin Schneider (CSU) wollten Dyneon im Chemiepark Gendorf mit einer Stiftung retten. Das ist gescheitert, mit diesen Folgen rechnet Mayer.

Altötting – 3M hatte am 22. Dezember für 2025 das Aus der Produktion der Konzerntochter Dyneon im Chemiepark Gendorf verkündet. Im April flogen der Bundestagsabgeordnete Stephan Mayer (CSU) und Altöttings Landrat Erwin Schneider (CSU) in die Konzernzentrale in den USA und präsentierten ihren Rettungsplan für Dyneon: die Gründung einer Stiftung. Doch das hat 3M jetzt endgültig verworfen.

Was sagen Sie zu der Entscheidung von 3M?

Stephan Mayer: Das ist eine Zäsur für das bayerische Chemiedreieck. Die Entscheidung kam jetzt ehrlich gesagt aber auch nicht ganz überraschend. Ich halte sie nach wie vor für einen Fehler, aber es ist eine unternehmerische Entscheidung. 3M will mit dem Thema Fluorpolymere weltweit nichts mehr zu tun haben und scheut natürlich auch mögliche Haftungsfragen. Dieses Risiko wäre aber aus meiner Sicht sehr überschaubar und auch rechtlich eingrenzbar, falls der Betrieb fortgesetzt würde.

Gab es im April Chancen für Dyneon?

Mayer: Ich habe im Gespräch mit Dr. Rebecca Teeters, der im 3M-Konzern zuständigen Vize-Präsidentin für die Fluorpolymer-Sparte, den Eindruck gewonnen, dass die Entscheidung schon sehr stark festgezurrt war. Ein Konzern mit 130.000 Mitarbeitern überlegt sich das schon gut, wenn er kurz vor Weihnachten am 22. Dezember einen Vorstandsbeschluss fasst, weltweit aus der Fluorpolymer-Sparte auszusteigen und insgesamt weltweit fünf Werke zu schließen, dann drei in den USA.

Wie ernsthaft wurde dann die Stiftungsidee abgewogen?

Mayer: Diese Idee ist aus meiner Sicht ernsthaft erwogen und geprüft worden. Das zeigt sich darin, dass die Antwort deutlich länger gedauert hat, als sie uns ursprünglich avisiert wurde. Aber andere Argumente wie die Haftung, das Image und am Ende auch der fehlende Wille, eine deutschlandspezifische Lösung zu finden, haben den Ausschlag gegeben. 3M produziert ja noch in fünf Werken, unter anderem in den USA. Die Stiftungslösung hätte aber nur für Dyneon in Burgkirchen gegolten. 3M wollte sich wohl auch keine Fragen gefallen lassen, warum sowas nicht auch in den USA geht.

Was heißt das für das bayerische Chemie-Dreieck?

Mayer: Es zeigt, dass der Chemiestandort Deutschland momentan in keinem guten Licht steht. Das gilt insbesondere auch für das bayerische Chemie-Dreieck. Wir sind der drittgrößte Chemie-Cluster in Deutschland und vor diesem Hintergrund ist das schon eine herbe und eine sehr enttäuschende Zäsur.

Mit welchen Folgen rechnen Sie?

Mayer: Ich erwarte jetzt keine unmittelbaren, negativen Folgewirkungen oder einen Dominoeffekt. Ich glaube, man kann das Thema Dyneon sehr stark auf den Industriepark Gendorf konzentrieren. Aber es zeigt natürlich, dass derzeit die gesamte Gemengelage für die Chemie in Deutschland alles andere als günstig ist.

Inwiefern?

Mayer: Dass die Wettbewerbsbedingungen schlecht sind, liegt einerseits an den hohen Energie- und Strompreisen. Es liegt aber auch an der unsicheren Zukunft, was die Versorgung der bayerischen Chemie oder vor allem der Chemieunternehmen bei uns mit grünem Wasserstoff anbelangt und es liegt auch an der europäischen Chemikalienpolitik.

Einen Einsatz der Bundesregierung habe ich mit Verlaub überhaupt nicht gesehen.

Bundestagsabgeordneter Stephan Mayer (CSU)

Die Vertreter von 3M haben uns gesagt, dass die gesamte Regulatorik in der Europäischen Union nicht so ist, dass man als Chemie-Unternehmen mit einer positiven Perspektive auf den Standort Europa blickt. Und wenn dann noch die Bundesumweltministerin Steffi Lemke an der Spitze der Bewegung steht, 10.000 PFAS-Verbindungen europaweit zu verbieten, dann erkenne ich leider auch bei der Bundesregierung derzeit nicht die notwendige Einsicht, dass hier umgekehrt werden muss, dass wir auf europäischer Ebene eine progressive, eine positive Industriepolitik betreiben müssen und nicht mit Überregulierung mit überbordender Bürokratie und mit Verboten die Chemie aus Europa vertreiben sollten.

Hätte sich die Bundesregierung stärker für Dyneon einsetzen müssen?

Mayer: Einen Einsatz der Bundesregierung habe ich mit Verlaub überhaupt nicht gesehen. Bundesarbeits- und Sozialminister Heil war ja mal in der Region, aber er hat keinen Abstecher nach Burgkirchen gemacht. Das fand ich schon bemerkenswert. Auch im Nachgang habe ich seitens der Bundesregierung keinerlei Bemühungen festgestellt, irgendetwas Konstruktives zum Erhalt der Dyneon in Burgkirchen zu unternehmen. Ich habe den Bundeskanzler in einem Schreiben vom 22. Juni noch mal eindringlich auf die dramatische Situation hingewiesen; ich habe bis heute nicht einmal eine Eingangsbestätigung aus dem Bundeskanzleramt. Das empfinde ich als eine Ignoranz der Bundesregierung gegenüber unserer Region, damit wird eine ganze Region im Stich gelassen.

Wie bewerten Sie den Beitrag der bayerischen Staatsregierung?

Mayer: Die bayerische Staatsregierung hat, als die Stiftungsidee öffentlich wurde, darauf hingewiesen, dass der Ball im Spielfeld von 3M liegt. So war es letzten Endes auch. Uns war von vornherein klar, dass die Stiftungslösung mit 3M steht und fällt. Wenn 3M nicht mitmacht, hätten wir uns alle nach der Decke strecken oder Purzelbäume schlagen können, das hätte letzten Endes nichts bewirkt. Der bayerische Ministerpräsident Dr. Markus Söder hat sich gemeinsam mit dem bayerischen Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger an den 3M-Konzernchef Dr. Michael Roman gewandt und eine vielfältige und umfangreiche Unterstützung zugesagt.

Was heißt das für den Wirtschaftsstandort Mühldorf?

Der Landkreis Mühldorf ist insoweit sicherer aufgestellt als der Landkreis Altötting, weil der Landkreis Altötting natürlich schon sehr monothematisch auf die Chemie fokussiert ist. Der Landkreis Mühldorf ist breiter diversifiziert, verfügt über einen sehr breit und gut aufgestellten Mittelstand. Man darf jetzt nicht schwarzmalen. Viele Unternehmen machen nach wie vor zum Glück gute Gewinne und haben auch teilweise noch nach wie vor volle Auftragsbücher. 

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