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Stadt Burghausen will Krankenhauskomplex kaufen

„Haben Ausbeutung mitfinanziert“: Krankenhaus wird Gesundheitszentrum – was das bedeutet

Luftaufnahme des InnKlinikum Burghausen.
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Luftaufnahme des InnKlinikum Burghausen.

Bei einem Infoabend des VdK und der AWO gab der Burghauser Bürgermeister bekannt, dass die Stadt das Krankenhaus kaufen wolle. Für die Nutzung der Gebäude liegt das Konzept für ein „Gesundheitszentrum“ vor: Was den Unterschied zu einem Krankenhaus ausmacht, erläuterte der ärztliche Leiter des Medizinischen Versorgungszentrums (MVZ).

Burghausen – Auf Initiative von Altbürgermeister Hans Steindl, der die Schließung des Burghauser Krankenhauses mithilfe eines Bürgerentscheids verhindern wollte, fand am 12. April eine Informationsveranstaltung im Bürgersaal statt: Neben seinem Nachfolger Florian Schneider (SPD) sollte auch der ärztliche Leiter des MVZ Burghausen eine Lösung für die Nutzung des ehemaligen Klinikkomplexes vorstellen. Auch Marianne Ströber-Saile, die AWO-Leiterin, Dr. Thomas Ewald, Vorstandsvorsitzender des InnKlinikums Altötting-Mühldorf, und Dr. Michael Gerstorfer, der neueste Zugang im Burghauser Klinikgebäude waren eingeladen.

„Gesundheitszentrum“ als Lösung

Wir reden hier von einem ansehnlichen Gebäudekomplex“, begann Hans Steindl seine emotionale Fototour zum Klinikareal. Er betonte, wie gut die Gebäude noch immer in Schuss sind und wie viel sie noch immer wert sind. Dass die leerstehenden Häuser bittere Gedanken und fast Tränen bei dem Altbürgermeister aufkommen ließen, betonte er bei der Präsentation des Hubschrauberlandeplatzes im Garten des Krankenhauses, von dem aus man einen einmaligen Blick auf die Burg hat.

Besonders makaber und „skandalös“ sei, dass Burghausen mit seiner Kreisumlage die Ausbeutung des Burghauser Krankenhauses mitfinanziert habe. Man habe lange um eine Lösung für die Klinik gerungen, denn bei 1.400 Pendlern und 20.000 Arbeitsplätzen schreie der Standort geradezu danach, genutzt zu werden, so Steindl. Nun sei mit dem Konzept für ein „Gesundheitszentrum“ endlich eine Lösung greifbar geworden. Die Stadt müsse sich nun nur noch stark machen – und Vertrauen haben.

„Ein Krankenhaus muss keinen Gewinn machen“

Um den Gebäudekomplex des ehemaligen Krankenhauses in ein „Gesundheitszentrum“ verwandeln zu können, sei es am einfachsten, wenn die Stadt diesen kaufe, so der Bürgermeister Florian Schneider. Die Regulatorik im Bereich des Gesundheitswesens sei jedoch sehr kompliziert und der Prozess dauere „unendlich lange“. „Ein Krankenhaus muss keinen Gewinn machen, aber man muss es vom Defizit her im Griff haben“, so Schneider zum 34 Millionen Euro Verlust des Innklinikums Altötting-Mühldorf. Für die Zukunft des Burghauser Krankenhauskomplexes sieht der Bürgermeister eine Einmietung verschiedener Träger und damit eine Vertretung vieler medizinischer Disziplinen als Lösung an.

„Ich glaube sehr an die Ambulantisierung der Medizin“, so Schneider. Auch die Kurzzeitpflege, welche ab 1. Juli mit 25 bis 26 Plätzen in die Gebäude einzieht, sei ein „sehr wichtiger Punkt“. Als zweiten Schritt wolle man in Richtung von 40 Pflegeplätzen gehen. „Aber auch das reine Einmieten von Arztpraxen halte ich für einen sehr guten Weg“, sagte Schneider und kündigte an, dass Burghausen dafür „ein bisschen Geld in die Hand nimmt“. Auch am MVZ Laufen, das unter der Leitung von Dr. Michael Gerstorfer bereits in die Gebäude umzog, beteiligten sich die Stadt Burghausen und der Landkreis Altötting finanziell.

Unterschied: Gesundheitszentrum – Krankenhaus

Zuletzt sprach Priv.-Doz. Dr. med. Martin Feuchtenberger, ärztlicher Leiter des MVZ MED Bayern Ost in Burghausen. „Man muss sich ein MVZ als große Gemeinschaftspraxis vorstellen, in der Ärzte unterschiedlichster Fachdisziplinen untergebracht sind“, sagte er. Das Burghauser MVZ wurde im Jahr 2017 gegründet und allein zwischen dem 1. Januar und dem 31. März 2024 wurden bereits rund 7.000 Fälle behandelt. „Das sind 14 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres“, betonte Feuchtenberger. „Das MVZ sei nicht nur für die Region ein wichtiger ambulanter Versorger, sondern werde längst von weit überregional angefahren..“

Die strikte Trennung zwischen stationärer und ambulanter Versorgung löse sich zudem zunehmend auf. Grund hierfür sei unter anderem der medizinische Fortschritt: „Immer mehr Erkrankungen können erfolgreich ambulant in Praxen oder MVZs behandelt werden. Für komplexe Eingriffe wiederum steht die stationäre Versorgung für ausgewählte Fälle im InnKlinikum zur Verfügung. Durch diese Verknüpfung ambulanter und stationärer Versorgung können wir den Erfordernissen unserer Patienten individuell gerecht werden und die gesamte Bandbreite der Versorgung abdecken. Die behandelnden Ärzte bleiben dabei für die Patienten oftmals dieselben“, so Feuchtenberger.

„In medizinisch dringenden oder komplexen Fällen, welche im MVZ nicht abschließend versorgt werden können, kann im Rahmen dieser engen Kooperation zudem sehr schnell der Kontakt in das InnKlinikum hergestellt und die medizinische Versorgung dort fortgesetzt werden“, sagte Feuchtenbeger. Umgekehrt erfahren stationär behandelte Patienten des Innklinikums eine ambulante Nachbetreuung im MVZ.

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