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Pilotprojekt an sechs Wertstoffhöfen floppt

1.300 Euro für eine Tonne Biomüll: Bio-Bringsystem im Landkreis Altötting wohl sinnlos

CSU-Landrat Erwin Schneider wehrt sich seit vielen Jahren gegen die Biotonne im Landkreis Altötting.
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CSU-Landrat Erwin Schneider wehrt sich seit vielen Jahren gegen die Biotonne im Landkreis Altötting.

Laut einer Umfrage des Landratsamts stieß das Bio-Bringsystem im Landkreis Altötting auf sehr wenig Resonanz in der Bevölkerung. Landrat Schneider ist weiterhin überzeugt, dass das Pilotprojekt ökologisch und ökonomisch keinen Sinn mache.

Landkreis Altötting – Eine Umfrage-Auswertung nach Einführung eines Biomüll-Bringsystems im Landkreis Altötting führte zu ernüchternden Ergebnissen: Von den 57.712 Haushalten, an die die Umfrage versendet wurde, gaben 88 Prozent ihren Fragebogen erst gar nicht ab. Dies scheint zu belegen, dass der größte Teil der Bevölkerung die Meinung von Landrat Erwin Schneider (CSU) teilt: Die Biomüllentsorgung ist ein Randthema. In der Kreisausschusssitzung am 30. September stellte Schneider fest: „Die Bürger haben aktuell andere Sorgen.“

92 Prozent entsorgen über private Komposthaufen

Von den 12 Prozent, die an der Umfrage teilnahmen, antworteten 68 Prozent, dass sie ihren Nahrungs- und Küchenabfall trenne. Insgesamt 92 Prozent der Antwortenden gaben an, den Biomüll auf einem privaten Komposthaufen zu entsorgen und lediglich drei Prozent nutzte das Bio-Bringsystem. Dieses wird seit Januar 2024 an sechs Wertstoffhöfen im Landkreis angeboten – in Altötting, Burghausen, Burgkirchen, Garching, Neuötting und Töging. Mit der Umfrage sollte herausgefunden werden, ob das Pilotprojekt angenommen wird und es sich lohnt.

Doch 95 Prozent der Befragten gaben an, keine Meinung zu dem neuen Bringsystem zu haben. Neben dem geringen Interesse bereiten aber auch die hohen Kosten des Bringsystems Kopfzerbrechen. Rund 26.600 Euro musste der Landkreis seit Januar 2024 dafür aufbringen – für rund 21 Tonnen Biomüll. Laut Landrat Schneider ist dabei „jeder Euro, den wir da reinstecken, rausgeschmissenes Geld.“ Ökologisch sei es das Beste einen eigenen Komposthaufen zu nutzen, denn auch der Transport des Biomülls vom Wertstoffhof zur Biogasanlage in Erding verursache Kosten und Emissionen.

Laut Schneider müsse beachtet werden, dass man Biomüll auch nicht verkaufen könne. Dem Landrat zufolge müsse ein Biogasanlagenbetreiber rund 1.300 Euro pro Tonne Biomüll bezahlen. Für eine Tonne Mais zahle man dagegen jedoch nur 40 Euro. Dagegen sei die Verbrennung von Restmüll deutlich günstiger und koste nur 23 Euro pro Tonne. „Ökologisch und ökonomisch macht das also keinen Sinn“, betonte Schneider.

Ab 2025 wird der Müll im Landkreis Altötting teurer

Aktuell gehören die Müllgebühren im Landkreis Altötting zu den niedrigsten in Deutschland. Landrat Schneider kündigte jedoch an, dass sich das bald ändern könnte, denn ab 2025 tritt eine neue CO₂-Bepreisung in Kraft, die die Entsorgungskosten erheblich in die Höhe treiben wird. Für jede Tonne Müll werden dann zusätzliche 29 Euro fällig. „Langfristig könnten wir also auch im Landkreis Altötting bei 200 Euro pro Tonne landen“, warnte Schneider in der Kreisausschusssitzung​.

Die Erhöhung der Gebühren ist laut Schneider auch ein großes Diskussionsthema im Landkreis Berchtesgadener Land, wo die Kosten für die Müllentsorgung bereits jetzt um ein Vielfaches höher sind. Auch im Landkreis Ebersberg seien die Müllgebühren bereits achtmal höher als in Altötting. Laut dem Landrat gebe es aber keine einfache Lösung, insbesondere wegen der steigenden Anforderungen durch die CO₂-Vorgaben der EU​. Ein großes Problem sei, dass die Entsorgung von Biomüll bei jeder Tonne mehr noch teurer werde.

Politischer Streit um das Bringsystem

Seit bald zehn Jahren wehrt sich Erwin Schneider nun schon gegen die Einführung der Biotonne in seinem Landkreis. Das Bringsystem wurde nach einem Streit mit der Regierung von Oberbayern eingeführt. Im Kreistag und Kreisausschuss hatten sich besonders die Grünen für eine flächendeckende Biomüllsammlung eingesetzt. Fraktionssprecher Stefan Angstl hatte die Rücklaufquote der Umfrage in Höhe von 12 Prozent als positiv bewertet, weil das System nur in sechs Gemeinden eingeführt worden war. Er warb für eine weitere Umfrage, womit er bei Landrat und weiteren Ausschussmitgliedern jedoch auf Skepsis und Unverständnis stieß.

CSU-Fraktionssprecher Dr. Tobias Windhorst betonte, dass sich die Bürger aktuell mehr für andere Themen wie PFOA und die Schuldensituation des Landkreises interessierten. Landrat Schneider schloss die Diskussion mit den Worten, dass es „schade um jede Minute und jeden Euro“ wäre, würde man dieses Thema erneut „auffrisieren.“

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