Sorgenkind Biomüll im Landkreis Altötting
Bio-Pilotversuch: „Schatz, kannst du den Biomüll mit dem Citybus in die Neustadt bringen?“
Ab 2024 kann es losgehen: Biomüllsammler ohne Komposthaufen können künftig ihre haushaltsnahen Bioabfälle an sechs Wertstoffhöfe im Landkreis bringen. Da die Bürger das kaum mit dem Rad machen werden, verursacht der Bio-Abfall dann auch noch zusätzliches CO₂.
Landkreis Altötting – Für Altötting, Burghausen, Burgkirchen, Garching, Neuötting und Töging gibt es ab 1. Januar 2024 gibt es ab 1. Januar ein Bio-Bring-System. Haushaltsnahe Bioabfälle können dort am Wertstoffhof abgeliefert werden, so hat es der Umwelt- und Kreisausschuss am 17. Juli beschlossen. Damit man herausfindet, ob das Pilotprojekt angenommen wird und es sich lohnt, soll eine Auswertung stattfinden. Die Methode dafür ist aber noch unklar.
Man fährt also künftig 7,5 Kilometer mit dem Auto, wenn man seine Bio-Box aus der Burghauser Altstadt an den Wertstoffhof bringen möchte. Fährt man einmal pro Woche, kommen im Jahr 390 Kilometer und 95 Kilogramm CO₂ pro Jahr zusammen. Alternativ kann man natürlich auch den Citybus nehmen, das ist (vielleicht) ökologischer – dauert aber mindestens eine Stunde. Den Landkreis kostet dieses Bring System etwa 60.000 Euro pro Jahr – den Bürger aber nicht mehr Gebühren. Man hat sich laut Landrat Erwin Schneider (CSU) auf diese Minimallösung geeinigt. Die Biotonnen-Einführung würde laut Schneider zwei Millionen Euro pro Jahr kosten und den Bürger doppelt so viel Geld aus der Tasche ziehen wie bisher.
Volumen des Gesamtabfalls über Schnitt
Dass das ganze Unsinn ist, ist auch den Grünen in den Ausschüssen klar. Gunter Strebel stimmte im Umweltausschuss sogar gegen das Bring System. Stefan Angstl, Dritter Bürgermeister von Burghausen, ist auch nicht zufrieden. Mehrmals bat er bei der Kreisausschusssitzung darum, dass die Auswertung „ergebnisoffen“ durchgeführt werde und bat darum, dass die Bürger über das System offensiv informiert werden: „Man sollte die Bürger darauf hinweisen, dass das Gesamtabfallvolumen im Landkreis über dem Schnitt liegt, und dass es da noch verschiedene Möglichkeiten gibt“, so Angstl.
Halbherziger Kompromiss
Dass der Testlauf des Landkreises ein halbherziger Versuch ist, ist allen klar – doch ob dies langfristig die Einführung der Bio-Tonne verhindern kann? Seit Jahren wehrt sich Landrat Erwin Schneider vehement gegen die Einführung des braunen Müllbehälters. Gegen den rechtsaufsichtlichen Bescheid der Regierung von Oberbayern, der einen Beschluss des Landkreises gegen die Einführung eines Sammelsystems für Biomüll für ungültig erklärt hatte, klagte der Landrat sogar. Diese wurde vom Verwaltungsgericht aber abgewiesen, und eine Berufung nicht zugelassen.
Landkreis muss Lösung für Biomüll anbieten
„Die Rechtslage ist so, dass bei der Entsorgung von Biomüll nicht mehr beschränkt werden darf. Man muss also etwas für die Haushalts-Bioabfälle anbieten“, so Schneider heute. Laut dem Landrat sei die Regierung von Oberbayern durch eine Medienanfrage erneut auf das Thema aufmerksam geworden. In einem Gespräch habe Regierungspräsident Dr. Konrad Schober den Landrat gemahnt, etwas zu unternehmen, da er sonst selbst tätig werden müsse. Dr. Tobias Windhorst (CSU), Bürgermeister von Töging, betonte: „Wir streiten da jetzt seit Jahren. Jetzt muss mal Ruhe sein.“ Mann könne mit der Regierung nicht ewig diskutieren, fügte er hinzu.
Doch Schneider ist nach wie vor der Ansicht: „Am billigsten ist es, wenn wir es wieder abschaffen können. Ökologisch gesehen ist das, was wir machen, auch nicht der Hit. Aus tiefster Überzeugung im Herzen mache ich das nicht. Aber ich stimme dem Kompromiss zu.“ Der Altbürgermeister von Altötting, Herbert Hofauer (Freie Wähler), fand: „Das ist unökologisch, unlogisch und einfach narrisch.“ Stefan Angstl mahnte dennoch, dass das viele Geld umsonst investiert sei, wenn man die Evaluierung nicht sauber und genau mache. „Deswegen sollte es uns auch wichtig sein.“