Gottesanbeterinnen und Schaben als außergewöhnliche Haustiere
Die Insekten-Flüsterin aus Töging: „Ohne meine Tiere geht es nicht mehr“
Fünf Gottesanbeterinnen, eine Bartagame und zig Schaben tummeln sich derzeit bei Selena Bergmaier in Töging. Namen haben die ungewöhnlichen Haustiere mittlerweile nicht mehr. Dafür wurden es mit der Zeit einfach zu viele. Was für sie den Reiz am Halten von Insekten ausmacht, hat sie uns im Interview verraten.
Töging am Inn - Im Urlaub in Berlin wurde sie in einem Zoogeschäft fündig: Eine Gottesanbeterin hatte es Selena angetan - und die zog dann prompt nach Bayern. Peu à peu entwickelte sich ihre Begeisterung für verschiedene Arten von Insekten, seit einigen Jahren züchtet sie selbst.
Exoten aller Art
„Ohne meine Tiere geht es nicht mehr“, ist Selena überzeugt. Angefangen hat ihre Passion mit der Faszination an Insekten allgemein. Für ihre Bartagame mit dem lateinischen Namen „Pogona vitticeps“ habe sie Schaben zunächst nur als Futtertiere gehalten: „Anfangs fand ich sie noch etwas eigenartig und komisch. Plötzlich aber haben mich die Schaben total beeindruckt.“
Nun leben unter anderem Madagaskar-Fauchschaben, Halloween-Fauchschaben oder Kongo-Rosenkäfer sowie afrikanische Schnufüßler bei Selena.
Neben den Gottesanbeterinnen hält sie Teppichschrecken, Farn-Stabschrecken, kleine Teufelsbumen, Geistermantis oder Orchideenmantis.
Haltung und Pflege der verschiedenen Tiere seien artabhängig, erklärt Selena: „Manche Arten sind leichter, manche schwieriger zu halten.“ So gebe es beispielsweise eine Art, die weltweit nur von einer Person gezüchtet werde. Die Kosten für eine Gottesanbeterin liegen dann bei mehreren tausend Euro.
So viel haben ihre Insekten indes nicht gekostet, gibt Selena lachend zu. Eine seltene Art habe sie zwar, aber auch Anfänger- und Standardarten fühlen sich bei ihr Zuhause wohl.
Jede Gottesanbeterin hat ein eigenes Terrarium: „Das ist nötig, da sie zu Kannibalen mutieren. Nach der zweiten, dritten Häutung fangen sie als reine Fleischfresser an, sich gegenseitig zu verspeisen.“
Dass die Weibchen die Männchen jedoch nach dem Geschlechtsverkehr fressen, diese weit verbreitete Information sei reiner Mythos: „Sie fressen einfach alles, was sich bewegt - egal, ob vor oder nach der Fortpflanzung und egal welche Art von Insekten.“
Die Größen der Insekten variieren: Es gibt Arten, die sind nur ein bis zwei Zentimeter groß. Selenas Gottesanbeterinnen mit dem genauen Namen „Rhombodera kirbyi“ stammen von der indonesischen Insel Timor und können eine Größe von etwa zehn Zentimeter erreichen.
Dass es sich bei Gottesanbeterinnen um reine Exoten handle, stimme so nicht: Auch in Europa und Deutschland gibt es die sogenannte Europäische Gottesanbeterin, “Mantis religiosa“, weiß die Insekten-Expertin.
„Mantis“ ist Griechisch für Seherin. Da die Tiere ihre Fangarme so zusammenfalten, als würden sie beten, kommt noch der Zusatz „religiosa“ dazu: So setzt sich der Name Gottesanbeterin zusammen.
Bei den Tieren handle es sich um reine Schauinsekten, die höchstens mal den Weg aus dem Terrarium auf die Hand und wieder zurück wagen. „Sie können allerdings sehr herzhaft zubeißen, denn alles, was sich bewegt, wird schließlich für potenzielle Nahrung gehalten. Eine Gottesanbeterin hat die Kraft, den Panzer einer Schabe durchzubeißen.“
Selena hat Erfahrung mit Insektenarten und einen umfangreichen Wissensstand über sämtliche Arten, die auf der Welt existieren. Weitere aber sollen aktuell nicht mehr bei ihr einziehen: „Im Moment ist es gut so wie es ist und es passt alles prima ins Terrarienregal“, resümiert die Tögingerin.
In der Vergangenheit hielt sie schon um die 70 Stabschrecken in einer großen Glasvitrine. Was die Zukunft bringt, das lasse sie gerne auf sich zukommen. Da wolle nichts ausschließen.
mb


