Außergewöhnliche Haustiere in Wasserburg
Für Tamara das Größte: Reitmehringerin hat ein Faible für Riesenschnecken
„Lissachatina fulica“ lautet die exakte Bezeichnung, besser bekannt sind sie wohl unter dem Namen „Große Achatschnecke“. Sechs an der Zahl leben seit einigen Monaten bei Familie Asböck-Berghammer in Reitmehring.
Wasserburg am Inn/Reitmehring - Für Besitzerin Tamara sind sie ein wahrer Ruhepol und wirken in der hektischen Gesellschaft und im oftmals stressigen Alltag entschleunigend auf die Familie.
Die Achatschnecken seien daher auch für Kinder tolle Beobachtungstiere, in Kindergärten beispielsweise werden sie gerne gehalten: „Es ist beruhigend, ihnen dabei zuzuschauen, wie sie sich fortbewegen und gemächlich, aber doch eifrig vom Fleck kommen.“
Kopfüber an der Decke: Für die Achatschnecken kein Problem
Tatsächlich kreucht und fleucht es nur so im Terrarium - und zwar in allen Ecken, an der Scheibe sowie kopfüber an der Decke. „Sie nutzen ihr Biotop vollumfänglich aus“, bestätigt Tamara, die die Tiere immer wieder zum Schmunzeln bringen. „Es macht so Spaß und ist auch interessant, sie zu beobachten.“
Aktiv sind sie eher morgens und in den Abendstunden. Denn die ursprünglich aus Afrika stammenden Riesenschnecken sind nachtaktiv. Da wird gefressen, geklettert und gebadet. Tagsüber verkriechen sie sich, buddeln sich im Laub oder im Erdboden ein und ruhen.
Ihr Terrarium teilen sie sich mit Asseln. Tamara sammelt gerne in der Natur Laub oder Äste für die Tiere. Dabei gibt sie Acht, dass keine Parasiten ins Terrarium gelangen oder die heimische Glanzschnecke, die sich als Raubschnecke von ihren Artgenossen ernährt. Das kann schnell einen tödlichen Ausgang für die trägen Riesen bedeuten.
Töten allerdings muss Tamara auch die Gelege ihrer Achatschnecken - durch Einfrieren in der Truhe. „Die Schnecken sind zweigeschlechtliche Zwitter und paaren sich sofort. Wer da nicht dahinter ist und die Gelege entfernt, hat plötzlich 30 Tiere im Terrarium. Das muss man wissen, bevor man sich Achatschnecken ins Haus holt“, unterstreicht Tamara. Das Geschlechtsteil der Schnecken befindet sich übrigens hinter den Fühlern.
Keine Kostverächter
Ihr ist es wichtig, die Weichtiere artgerecht zu halten, sie hat sich umfassend informiert, bevor die ersten Achatschnecken mit ihren Häuschen eingezogen sind. Die Tiere mögen es warm, in ihrem Terrarium hat es zwischen 24 und 26 Grad, an kalten Tagen unterstützt eine Heizmatte.
In Deutschland beliebte Haustiere, in ihrer Heimat regelrechte Plage, weil sie die Ernten in Afrika vernichten. Denn als Resteverwerter sind sie keine Kostverächter: Löwenzahn, Blüten, Kohlrabi, Rüben, Salat, überreife Bananen - vor ihnen ist nichts sicher.
Eiweiß erhalten sie in Form von Fischflocken oder kleinen Krebsen. Abgekochte und zermörserte Eierschalen decken mitunter ihren Kalkbedarf, den sie für den Aufbau ihrer Häuschen benötigen.
Hin und wieder werden sie besprüht, denn „nur eine feuchte Schnecke ist eine glückliche Schnecke“, betont Tamara grinsend.
Mit ihren sieben Monaten haben die zwei ältesten bereits eine Größe von zehn Zentimetern erreicht. Bis zu vierzehn Zentimeter groß können sie im ausgewachsenen Zustand werden und ein Alter von vier bis acht Jahren erreichen.
Farbenfrohe Häuschen
Achatschnecken gibt es in den verschiedensten Farbschlägen, in hell und dunkel, Brauntönen, albinofarben oder in massiven Färbungen mit Grüntönen. „Optisch machen sie definitiv was her. Es gibt auch reine Züchtungen, bei denen die Häuschen danach getrennt und zu Deko-Zwecken verkauft werden.
Theoretisch sind die Schnecken auch zum Verzehr geeignet, doch daran möchte Tamara gar nicht denken: Denn was in Europa die Weinbergschnecke ist, ist in Afrika und der Karibik die Achatschnecke: Dort gilt sie als Delikatesse, weil sie fettarm und reich an Mineralien ist.
Auch Beautybehandlungen sollen dank des Schleims der Schnecken möglich sein. Das Sekret der Schnecken soll der Hautverjüngung dienen und Falten mildern. Ausprobiert hat das Tamara allerdings nicht. „Ich nehme sie lieber kurz raus, auf die Hand, beobachte sie und lasse sie ansonsten gemütlich in ihrem eigenen Reich leben.“
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