Familie Hintermayer aus Chieming besitzt außergewöhnliches Haustier
Rango und das Spiel der Farben - doch genau eine ist ihm suspekt
Das lange grüne Schwänzchen entspannt um einen Ast gewickelt, der Rest des farbenfrohen Körpers scheint erstarrt. Nur die kugelförmigen Augen gehen aufgeweckt hin und her - Chamäleon Rango aus Chieming entgeht mit seinem 360-Grad-Blick nicht die kleinste Regung. Welche Charakter-Eigenschaften das kleine Reptil noch an den Tag legt, weiß Besitzerin Regina Hintermayer.
Chieming/Weidach - „Er kann bis zu einen Kilometer weit sehen, hat alles ganz genau im Blick. Dafür hört er schlecht“, erklärt Regina. Seit acht Monaten wohnt das Tier bei ihnen im Haus in seinem eigenen Terrarium.
„Sich zu informieren ist das A und O“
Regina hat lange in einer Zooabteilung gearbeitet. Ein eigenes Chamäleon war schon immer ihr Traum: Mit Rango, benannt nach dem gleichnamigen frechen Disney-Chamäleon, ging dieser schließlich in Erfüllung. Als Baby zog das Jemenchamäleon im Hause Hintermayer ein.
Bis zu 60 Zentimeter groß und noch farbenprächtiger kann er im Laufe der Jahre werden. In Gefangenheit erreichen Chamäleons ein Alter von circa acht Jahren.
Regina hat sich mehr als zwei Monate lang über das Erdreptil informiert, viel gelesen und sich in Foren ausgetauscht. Jemenchamäleons seien ideale Anfänger-Tiere und recht pflegeleicht.
„Allerdings ist die Anschaffung nicht ohne - sich zu informieren über Haltung, Fressen und artgerechte Lebensbedingungen sind das A und O. Rango ist mit einer Nummer bei den Behörden offiziell angemeldet“, betont sie mit Nachdruck. In Grabenstätt hat sie einen Tierarzt an der Hand, der auch Reptilien behandelt - nicht selbstverständlich in der Region.
Richtige Ausstattung des Terrariums
Drei verschiedene Temperaturen hat sein Terrarium, wobei es ganz oben am wärmsten ist. Es gibt eine Beregnungsanlage und die Luftfeuchte muss entsprechend hoch sein, damit sich Rango unter Dschungelbedingungen wohlfühlt.
Er hat feste Schlafenszeiten, erzählt Regina: Ab 21 Uhr wird die Tageslichtlampe gedämmt. Spätestens um 22 Uhr schläft das Reptil tief und fest bis zum nächsten Morgen und rührt sich keinen Millimeter mehr.
Im Sommer bei schwül-heißen 30 Grad gesellt sich das farbenfrohe Tier gerne in den Garten zur Familie. „Wir müssen aber Obacht geben und ihn ständig im Auge behalten. Er kann so flott werden und plötzlich davon wetzen, wenn er sich dann noch tarnt, finden wir ihn kaum wieder.“
Für ein Chamäleon sei er ohnehin sehr gesellig, sitzt auf der Schulter oder auf der Hand und lässt sich herumtragen - farblich angepasst an die jeweilige Kleidung, versteht sich. Besonders wenn er länger alleine zuhauses war, ist Rango zutraulich. Wie eine Schlange häuten sich Chamäleons von Zeit zu Zeit und wechseln so auch ihr Farbmuster.
Bei Unzufriedenheit wechselt die Farbe in schwarz
An den klaren und neugierigen Kugelaugen sowie der Farbgebung lässt sich sein Gemütszustand erkennen. „Mag er etwas nicht oder ist er mürrisch, wird er schwarz“, erklärt Regina. „Dann lassen wir ihn in Ruhe, bis er von selber wieder kommt. Er ist eben keine Katze, die gestreichelt werden will, er hat seinen eigenen Kopf und das respektieren wir natürlich.“
Chamäleons haben einen Ruf als hervorragende Tarnungskünstler. Auch Rango. In der Sonne wechselt er von grün zu ganz hell. Als zuletzt eine rote Blüte in seinem Terrarium blühte, wurde er rötlich. Nur eine Farbe ist ihm suspekt: „Mit allem, das rosa- bis pinkfarben ist, ist er überfordert. Da wechselt er ganz hektisch von rot über grün zu bläulich, weil er das nicht zuordnen kann“, weiß die Besitzerin.
Bis zu 27 Zentimeter lange Zunge
Zu seiner Leibspeise zählen Grashüpfer und Schrecken, die bekommt er zusammen mit Calcium und Vitaminen für seinen Knochenaufbau. Seine Zunge kann eine beachtliche Länge von bis zu 27 Zentimetern erreichen, damit lässt sich das lebhafte Futter hervorragend „schießen“, wie es im Fachjargon heißt.
Auch, wenn er primär zu den Fleischfressern zählt, Beeren oder gar Blüten verschmäht er nicht: „Ich habe ihm einen selbst gezogenen Orchideenableger in sein Terrarium gepflanzt und als die Blüte herausgekommen ist, ist er sofort hinab marschiert und hat sie komplett aufgefressen“, erinnert sich Regina und ergänzt grinsend: „Das war die erste und letzte Orchidee, die Rango bekommen hat.“
Im Terrarium ist Rango ein wahrer „Einzelkämpfer“, zu viel Beschäftigung oder Gesellschaft stresst ihn. Sollte sich Regina für ein zweites Tier, womöglich ein Weibchen, entscheiden, müssten die beiden getrennt voneinander gehalten werden. Andernfalls gäbe es auch ungewollten Nachwuchs.
mb

