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Begründete Kritik am Kita-Träger in Pleiskirchen?

Kita-Kosten steigen: „Alles, was wir nicht refinanziert bekommen, müssen wir von den Eltern holen“

Erhöhte Kita-Gebühren - in Zeiten, in denen ohnehin alles teurer wird. Das gefällt nicht allen Eltern. Ein betroffener Vater kann die Anhebung der Elternbeiträge nicht nachvollziehen, zumal diese teils mit Kirchenaustritten begründet werden. Der Diözesan-Caritasverband als Träger der Kita Nonnberg und der Pleiskirchener Bürgermeister reagieren auf die Kritik der Eltern:

Pleiskirchen - Binnen eineinhalb Jahren hätten sich die Elternbeiträge der Kindertagesstätten verdoppelt - wegen Inflation, Personalmangel - und weniger Kirchensteuereinnahmen, weil mehr Leute austreten?

Darüber hinaus wundert sich der Pleiskirchener Vater über das Argument der Energiekosten, wo die Gemeinde samt Kita doch an das örtliche Nahwärmenetz angeschlossen sei. Ein weiterer Punkt, der den Vater ärgert, sei die Buchung zusätzlicher vier Wochenstunden, welche sie in die nächsthöhere Tarifgruppe rutschen lasse.

Anhebung um insgesamt 40 Euro

Kritische Worte, die an den Diözesan-Caritasverband Passau herangetragen werden. Stefan Seiderer, Abteilungsleiter der Kindertageseinrichtungen, bestätigt auf Nachfrage von innsalzach24.de die Anhebung der Elternbeiträge in zwei Schritten um insgesamt 40 Euro. Zunächst im April 2024 um 25 Euro (circa 16 Prozent), dann im Januar 2025 um weitere 15 Euro (circa acht Prozent).

Dies betreffe nicht nur die Kita St. Nikolaus Nonnberg in Pleiskirchen, sondern über 100 bayerischen Kitas, die dem Diözesan-Caritasverband angehören.

„Kalkulieren immer auf die schwarze Null“

„Preissteigerungen macht keiner gerne“, unterstreicht Seiderer, der die Kritik durchaus nachvollziehen kann. Bei insgesamt 103 Kitas habe man eine „sehr große Elternschaft“, von der sich die meisten verständnisvoll zeigen über die Anhebung der Beiträge. „Aber natürlich gibt es an der ein oder anderen Stelle auch Eltern, die die Argumente nicht verstehen.“

Man arbeite bei der Caritas als „Non-Profit-Unternehmen“ ohne Gewinnerzielung: „Anders agieren dürfen wir gar nicht. Aufgrund des Gemeinnützigkeitsstatus kalkulieren wir immer auf die schwarze Null - höchstens mit geringen Rücklagen, wenn es mal brennt. Wir haben nicht das Ansinnen, einen Reibach mit den Kitas zu machen.“

Preiserhöhung aufgrund mehrerer Faktoren

„In der Kommunikation der Preissteigerungen sind wir sehr offen umgegangen, haben nichts zu verbergen“, so der Abteilungsleiter weiter. Mehrere Faktoren hätten eine Erhöhung unabdingbar gemacht. Zum einen sei da die Personalkostensteigerung von elf Prozent ab 1. März. Gleichzeitig seien die staatlichen Zuschüsse nur um zehn Prozent angehoben worden.

Zum anderen habe die Katholische Kirche für die Kitas ein gedeckeltes Budget von fünf Millionen Euro, womit Seiderer den Punkt der Kirchenaustritte anspricht: „Kirchensteuereinnahmen stagnieren und sind vielerorts rückläufig. Die Diözese kann diese Kostensteigerungen nicht mehr vollumfänglich auffangen.“

Eine kostendeckende Finanzierung über kommunale Defizitbeteiligung sei nicht mehr uneingeschränkt möglich: „Alles, was wir nicht refinanziert bekommen, müssen wir uns - so hart es klingt - von den Eltern holen. Und da sind wir nicht die Einzigen, die dem ausgesetzt sind. Es ist zu erwarten, dass überregional weitere kirchlich-caritative Träger diesen Schritt gehen müssen.“

Dass sich die Beiträge indes verdoppeln würden, sei so nicht ganz korrekt: Nicht außer Acht gelassen werden dürften die staatlichen Elternbeitragszuschüsse von 100 Euro. Der Eigenanteil - je nach Buchungszeit von beispielsweise sieben bis acht Stunden - werde aber natürlich höher.

Was die zusätzlichen Stunden für die nachmittägliche Vorschule angehe, sei Seiderer zufolge niemand gezwungen, Stunden buchen zu müssen. Die Vorschulerziehung finde vormittags statt. Auf Wunsch der Eltern sei ein spezifisches Angebot in den Nachmittagszeiten aufgesetzt worden, das freiwillig gebucht werden könne.

Krippengebühren noch höher

Dass die Beiträge relativ stramm angezogen worden seien, ist auch Bürgermeister Konrad Zeiler zu Ohren gekommen. Dass dies für manch Familie „schwer zu stemmen“ sei, in seinen Augen nachvollziehbar. Allerdings bewegen sich die Kindergarten- und Kitagebühren mit dem staatlichen Zuschüsssen von 100 Euro noch im Rahmen, bei Krippen seien es - wie teilweise aus Nachbarkommunen bekannt werde - 400 Euro für einen Platz.

Ein Vorteil in Pleiskirchen: Der Kindergarten, der Platz für 145 Kinder biete, sei vor zwei Jahren renoviert und auf den neuesten Stand der Technik gebracht worden, sodass so schnell keine Renovierungs- oder Reparaturkosten anstünden. Durch den Anschluss an die Fernwärme heize man so „recht günstig“.

„Alle müssen den Gürtel enger schnallen“

Durch das örtliche Nahwärmenetz bekomme der Verband jedoch laut Seiderer „keinen besonderen preislichen Vorteil, wir schwimmen im Markt mit“. Die Kalkulation der Elternbeiträge stelle sich bistumsweit und einheitlich zusammen, es sei generell eine Preiserhöhung im Energiesegment festzustellen. Dies habe je nach Energieform stärkere oder schwächere Auswirkung auf die Energiepreise.

Kostenmäßig habe die Gemeinde Pleiskirchen, die die Trägerschaft an die Caritas abgegeben habe, keine Handhabe. „Selbst wenn der Ansporn zu helfen da ist, wir könnten nicht viel bewirken, da es haushaltstechnisch eher mau aussieht bei uns“, räumt Zeiler ein. Ein Problem, das auch Nachbargemeinden betrifft. „Alle müssen den Gürtel enger schnallen und einiges von der Investitionsliste streichen. Da sind wir nicht alleine.“

„Es soll nicht am Finanziellen scheitern“

Seiderer wirbt dafür, dass einkommensschwächere Familien einen möglichen Anspruch auf wirtschaftliche Jugendhilfe durch die Kreisverwaltungsbehörde der Jugendämter prüfen sollen.

„Familien, die mit der Einkommensgrenze leicht darüber liegen und dennoch das Gefühl haben, sie könnten die Kosten nicht stemmen, sollen sich bitte bei den Kitas vor Ort melden und das Gespräch suchen, um eine Lösung für mögliche finanzielle Engpässe zu finden. Es soll nicht am Finanziellen scheitern, doch das Signal muss auch von Eltern kommen. Wir werden unsere Leiterinnen sensibilisieren, die sind schließlich am nächsten an den Familien dran.“ 

Diözesan-Caritasverband: „Werden aktiv bleiben“

Wann die aktuelle Lage ob der Inflation wieder höhere Sprünge zulässt, weiß niemand. Seiderer aber möchte eine Strategie entwickeln, wie sich der Diözesan-Caritasverband künftig aufstellen wolle. Gemeinsam mit den Kommunen wolle man ein engeres Finanzkonzept auf die Beine stellen.

„Die Frage, wie es mit unseren Kitas weitergeht, wird uns weiter beschäftigen.“ Für Seiderer aber steht fest: „Wir werden aktiv bleiben und uns nicht aus dem Feld zurückziehen. Vorstellungen gibt es schon. Wir werden sehen, wohin uns der Weg führt.“

mb

Rubriklistenbild: © picture alliance/dpa | Hendrik Schmidt/Uli Deck (Montage)

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