Große Festwoche zum Jubiläum
Perach im Ausnahmezustand - 150 Jahre Feuerwehr, der „Bulli“ kommt heim
Wenn im Feuerwehrauto das Blaulicht angeschaltet wird, ist normalerweise Gefahr in Verzug. Doch im Mai wird es eher ein fröhlicher Anlass sein, wenn es anlässlich der 150-Jahr-Feier am heimgekehrten Bulli von 1957 zu leuchten beginnt. Ein feucht-fröhlicher, um genau zu sein.
Perach - Ich sitze zum ersten Mal in einem Feuerwehrauto, ein Kindheitstraum. Mir gegenüber hat in „voller Montur“ die 17-jährige Nina Wolferseder Platz genommen. Die symapthische junge Dame ist begeisterte Nachwuchs-Feuerwehrlerin. Für sie ist es - wie für viele andere in Perach - kein bloßes ehrenamtliches Engagement oder notwendiger Aufwand, nein, sie genießt die Zusammengehörigkeit in der „Jubiläums-Feuerwehr“. Im Innsalzach24-Interview erzählt sie, wie sie zur FFW Perach kam.
Mit dem Nachwuchs hat man hier vor Ort generell keine Probleme, wie auch Alexander Stirner, Erster Kommandant der Feuerwehr, betont. „Wir haben die größte Jugendfeuerwehr im Landkreis Altötting mit 35 Mitgliedern. Wir haben 81 Aktive bei uns in der Feuerwehr. Und unser Altersdurchschnitt mit 28,6 Jahren ist unschlagbar gut“, berichtet er. „Das heißt, unser Bürgermeister, der wohlgemerkt der Chef von der Feuerwehr ist, der braucht sich auch für die nächsten Jahre keine Sorgen machen, dass wir da keinen Nachwuchs haben.“
150 Jahre Freiwillige Feuerwehr Perach
Das große Jubiläum am Ort soll nun auch gebührend gefeiert werden. Eine wichtige Rolle in dem ganzen Event spielt ein VW Bulli. Ein alter VW Bulli, um genau zu sein. „Wir haben unser erstes Feuerwehrauto - Baujahr 1957 - gesucht, der ist vor zehn Jahren bei einem Oldtimermarkt in Mühldorf gesichtet worden“, erzählt Festleiter Thomas Eder. „Den haben wir dann in der Suchaktion „Perach sucht Bulli“ ausgeschrieben. Wer den Hinweis gibt, wo der Bulli steht, kriegt 30 Liter Festbier von unserer Brauerei Berger.“
Presse und Mundpropaganda halfen, das begehrte Fahrzeug zu finden. In Landsberg am Lech tauchte er zur großen Freude aller Beteiligten auf. Bei den Feierlichkeiten wird er dabei sein, im Festzelt wird er aufgestellt. „Immer, wenn das Blaulicht blinkt, ist Bulli-Bull-Time. Das heißt, dass es dann ein Getränk ein bisschen billiger zu kaufen gibt“, berichtet Eder weiter. „Wir haben hier noch einige, die damals mit dem Bulli gefahren sind. Für die wird das natürlich die Sensation sein, wenn das Fahrzeug dann wieder da ist. Also da ist schon ein emotionaler Komponente auch mit dabei.“
Duld, internationaler Leistungswettbewerb und mehr
Für die Feierlichkeiten haben sich die Organisatoren so einige Highlights einfallen lassen. „Wir machen die erste Peracher Dult. Das Ganze kriegt auch schon den Rahmen einer Dult und es sollte dann eine gute Stimmung im Festzelt herrschen“, so Thomas Eder weiter. „Am Samstag werden wir dann in einem internationalen Leistungswettbewerb Bayern - Österreich antreten.“
Auch ein Weißbierfest, ein Festzug und ganze 40 Festmädchen sind mit dabei. Ein echtes Jahrhundert-Event, das ganz Perach von 22. - 26. Mai begeistern soll. Alle Details zur Festivität gibt es auf der Website der Feuerwehr zu lesen. Inklusive eines Countdowns in Echtzeit.
Wandel der Einsatzstruktur
Bei der Feuerwehr geht es natürlich nicht nur ums Feiern. Denn was die ehrenamtlichen Helfer aus Überzeugung und in ihrer Freizeit leisten, ist etwas durchaus Großes. Und wird immer mehr von Technik geprägt. „Grundsätzlich ist es so, dass sich das ganze Thema mit Einsätzen sehr auf den technischen Hilfebereich verlagert. Auch bei uns in der Peracher Feuerwehr“, so Alexander Stirner. „Die letzten Jahre waren sehr stark geprägt von Unwettereinsätzen.“
Diese Art der Hilfeleistung mache 30 bis 50 Prozent aller Einsätze aus. Bei den starken Schneefällen im Dezember 2023 sei man in zwei Tage mit rund 30 Einsätzen belastet gewesen. Doch der Zusammenhalt und die Kameradschaft in Perach sei hier ein sicherer Anker. Ein großer Teil der örtlichen Jugend mache bei der Feuerwehr mit, die Unterstützung nimmt Stirner als sehr besonders wahr.
Mit drei Fahrzeugen, 24 Atemschutzgeräteträgern und insgesamt acht Atemschutzgeräten sei die Peracher Feuerwehr übrigens sehr gut ausgestattet. Was aber besonders wichtig ist: Es sind Menschen nötig, die für ihre Mitmenschen aktiv werden. „Wir brauchen halt einfach für die ersten zehn Minuten in einem Einsatz wahnsinnig viel Manpower“, so der Kommandant weiter. Doch bei der Zusammenarbeit von Verein und Aktiven sieht er die besondere Stärke vor Ort. An Engagement und Lob mangele es nicht.
ar
