Bundessieg bei Jugend forscht - bald im Notfall-Einsatz?
Lebensrettung made in Reischach: Bastian Auer (20) entwickelt neues EKG-Gerät
Schmerzen in der Brust, Schweißausbrüche, panische Angst. Wer einen medizinischen Notfall durch einen Herzinfarkt erlebt, wünscht sich nur eins: schnelle Hilfe. Der 20-jährige Bastian Auer hat eine Gerätschaft entwickelt, die die Versorgung bald verbessern und dadurch Leben retten könnte.
Reischach/Bremen - Als der Rettungssanitäter die Urkunde für den Bundessieg bei „Jugend forscht“ überreicht bekommt, ist das die Frucht umfangreichen Engagements. Eine familieneigene Identifikation mit dem Beruf des Rettungssanitäters ist allein schon daran zu erkennen, dass er diesen in dritter Generation ausübt. Denn die Leidenschaft für das Wohl der Mitmenschen hat Bastian von Großvater und Vater geerbt.
In der Praxis entstanden
„Grob gesagt: Ich habe mit künstlicher Intelligenz EKG-Kanäle rekonstruiert. Ich versuche also, möglichst wenig Elektroden am Patienten anzubringen und daraus möglichst viele Signale zu bekommen“, so versucht Bastian, seine Innovation zu erklären. Ein entscheidender Faktor? Ja, denn in der Notfallversorgung geht es manchmal um Minuten, wie er weiter erzählt.
Um die Arbeit des Herzens richtig darzustellen, seien bislang zehn Elektroden nötig. Teils müsse man die exakten Klebepunkte ertasten. „Es dauert ungefähr sechs Minuten, bis man dann das erste Bild hat.“ Eine große Belastung für die Patienten, weil diese ohnehin schon „Schmerzen und Atemnot haben. Oder auch zusätzlich Angst haben.“ Doch der Zeitfaktor ist nicht das einzige Problem, denn die Elektroden am Körper sind laut Bastian Auer auch „störungs- und bewegungsanfällig.“
Von zehn auf vier Elektroden - den Rest macht die KI
Der Gedanke des jungen Rettungssanitäters war einfach: Es müssen weniger Klebepunkte werden. In vielen Stunden entwickelte er daher eine Gerätschaft, die mithilfe digitaler Prozesse aus nur vier einfach anzulegenden Elektroden eine genaue Diagnostik des Herzens ableiten kann.
„Da bin ich mit meinem Verfahren vielleicht schon in der Klinik, bis ich bei dem anderen ein erstes Ergebnis habe.“
Damit könnten Leben gerettet werden. Besonders für Patienten, die einen akuten Herzinfarkt erleiden. „Es kann sein, dass die Person zwei Stunden komplett stabil damit durch die Gegend läuft. Es kann aber auch passieren, dass er innerhalb von drei Minuten reanimationspflichtig wird.“ Gerade hier sei die Zahl und Lokalisation der Elektroden entscheidend.
„Bei meinem EKG ist es so: Ich klebe ihm die vier Elektroden auf, kann währenddessen schon losfahren und während der Fahrt ein Zwölf-Kanal-EKG immer wieder schreiben.“ Beim aktuell verwendeten EKG-Geräten sei dies schwierig. „Da bin ich mit meinem Verfahren vielleicht schon in der Klinik, bis ich bei dem anderen ein erstes Ergebnis habe.“
Ein Prüfungsverfahren steht noch aus
Bastian Auer schreibt seiner Erfindung großes Potential zu. Zwar sei das neue EKG in Serie produzierbar, aber eine Medizinprodukteprüfung steht noch aus. „Validiert habe ich es für mich schon“, sagt er. Doch „es müssen erst einmal klinische Studien durchgeführt werden.“
Ob er schon Anfragen von Herstellern medizinischer Geräte habe, dazu will er sich nicht äußern. Derzeit konzentriere er sich darauf, die Diagnosemöglichkeiten mit dem EKG weiter zu verfeinern. Etwa das Erkennen eines Hinterwandinfarkts soll künftig auch schneller möglich gemacht werden.
Großes Herz das für das Retten von Leben schlägt
Ja, Bastians Herz brennt für das Retten von Leben. „Ich bin seit der fünften Klasse beim Roten Kreuz. Seit der achten Klasse in der Bereitschaft“, erzählt er weiter. „Im Rettungsdienst bin ich, seitdem ich 17 bin. Da bin ich immer nur als Dritter im Auto mitgefahren, weil ich ja noch nicht selbst fahren durfte. Da habe ich meine ganzen Sommerferien damit verbracht“, lacht er. „Mit 19 habe ich dann meinen Rettungssanitäter gemacht und währenddessen dieses EKG entwickelt.“
„Ein zentrales Anliegen dieses Nachwuchswettbewerbs ist es, Talente zu finden und zu fördern“, fasst auch der bayerische Kultusminister Michael Piazolo in seinem öffentlichen Gratulations-Schreiben zusammen. „Es macht mich stolz, dass unter den Bundessiegern auch Schülerinnen und Schüler aus Bayern sind und wir einen so engagierten Forschernachwuchs haben. Daher meine herzlichsten Glückwünsche zu diesem großartigen Erfolg!“
