Krise überstanden?
„Monsterleistung“: Reichertsheim kämpft sich aus dem Verwaltungschaos – Verlust inbegriffen
Das Verwaltungschaos in Reichertsheim und Kirchdorf scheint größtenteils überstanden. Viele positive Nachrichten gab es im Gemeinderat. Doch ganz ohne Verlust wird Reichertsheim diese Krise wohl nicht überstehen.
Reichertsheim – Die Verwaltungsgemeinschaft Reichertsheim/Kirchdorf kämpft sich aus dem Verwaltungschaos, mit Erfolg, aber auch Verlust. In der jüngsten Sitzung des Reichertsheimer Gemeinderats gab es viele positive Nachrichten, gleichzeitig jedoch den Rücktritt eines Gremiumsmitglieds zu vermelden.
Grundsätzlich scheint die Verwaltungsgemeinschaft auf einem guten Weg. Cornelia Taubmann, kommissarische Kämmerin der VG, hatte gute Nachrichten zu verkünden. Die Jahresprüfung von 2022 sei noch einmal begutachtet und für schlüssig befunden worden.
Auch bei der Jahresprüfung für 2023 komme die Verwaltung gut voran, so Taubmann. Zunächst habe es so ausgesehen, als sei der Haushalt nicht ausgeglichen und es ein Defizit gebe. „Wir haben nun allerdings festgestellt, dass einige Anordnungen für die Einkommenssteuer noch nicht gebucht wurden“, erklärte Taubmann. „Wir lagen also völlig richtig mit der Idee, den Haushalt mit einem Inflationsausgleich zu beschließen.“ Es würden sich keine größeren Fragen zum Etat in 2023 ergeben, einer Haushaltsklausur im März für das Jahr 2024 stehe also nichts im Weg.
Bürgermeister Franz Stein (Einigkeit Ramsau) zeigte sich erleichtert: „Mir ist ein Stein vom Herzen gefallen.“ Gerhard Landenhammer (Interessengruppe Reichertsheim) bedankte sich für die „Monsterleistung“ von Taubmann und erkundigte sich, ob eine Rechnungsprüfung für den Haushalt 2023 noch vor der Klausur möglich sei. Taubmann bestätigte dies und begrüßte den Vorschlag. „Das wäre sehr sinnvoll. Dann können wir auf verlässliche Zahlen bei der Rücklagen- und Schuldenübersicht zurückgreifen.“
Ratsmitlied Stephan Baumgarnter zurückgetreten
Doch ganz ohne Verlust scheint Reichertsheim diese Krise wohl nicht überstehen zu können: Denn in derselben Sitzung wurde bekannt, dass Stephan Baumgartner (Einigkeit Ramsau) zum 20. Dezember 2023 sein Ehrenamt niedergelegt hat. Sechs Tage nachdem in öffentlicher Sitzung bekannt wurde, wie massiv die Probleme in der Verwaltung sind und Pseudo-Haushalt für 2023 beschlossen wurde.
Auf Anfrage der Redaktion wollte sich Baumgartner nicht zu seinen Gründen für den Rücktritt äußern. Tatsache ist jedoch: Er war der größte Kritiker der Vorgehensweise rund um die Krisenbewältigung und hatte in der Dezember-Sitzung auch gegen den Not-Etat gestimmt. Damals hatte er Bürgermeister Franz Stein (Einigkeit Ramsau) kritisiert und ihm vorgeworfen, „wieder einmal nicht über die Zahlen geschaut zu haben“.
Martin Huber rückt nach
Bei Verkündung des Rücktritts zeigte sich der Gemeinderat enttäuscht. „Schade“, fand es Landenhammer. „Es wurde oft mit ihm geredet, aber sein Entschluss war felsenfest. Da können wir auch nichts machen.“ Einstimmig nahm der Gemeinderat den Rücktritt zur Kenntnis.
Als Listennachfolger wurde Martin Huber anschließend einstimmig in den Rat aufgenommen. Baumgartner war zudem Mitglied im Rechnungsprüfungs- und Bauausschuss sowie im Ausschuss des Wasserzweckverbands. Bürgermeister Stein verkündete, dass die Nachfolge intern geklärt sei, offizielle Beschlüsse dazu würden in der nächsten Sitzung folgen.