Tradition lebt weiter
Ministranten-Boom in Maitenbeth: So trotzt die Jugend dem Kirchen-Frust
Rund 30 Ministranten gibt es in Maitenbeth. Für eine kleine Kommune mit 2.000 Einwohnern eine beträchtliche Anzahl. Was das Erfolgsrezept der Betreuer ist und warum sich die Jugendlichen für das Amt engagieren.
Maitenbeth – Obwohl das allgemeine Interesse an der Kirche stetig abzunehmen scheint, gibt es trotzdem noch einige junge Menschen, die sich in ihrer Freizeit für den christlichen Glauben engagieren. Viele Kinder und Jugendliche leisten ihren Dienst als Ministranten und in der kleinen Gemeinde Maitenbeth sind es besonders viele. Hier gibt es 29, die von Silvia Mayerhofer und Petra Grundner betreut werden. Die Oberministranten der Kommune sind Julia Bauer, Helena Hirt, Luna Unverdorben, Kilian Achterling, Lara Wörl, Elias Stadler, Miriam Stadler, Stefan Kühnstetter und Robert Hirt.
Geschwister oder Freunde oft Ministranten
Die oft langjährige Laufbahn als Ministrant beginne meistens nach der Kommunion mit einer Schnupperstunde, berichtet die Oberministrantin Luna. Oft kommen die Jugendlichen auch durch Geschwister oder Freunde zu ihrem Amt, so wie Kilian, dessen großer Bruder Valentin bereits dabei war. Die Messdiener unternehmen oft gemeinsame Aktivitäten, etwa Ausflüge in die Allianz-Arena, in Trampolin-Hallen und Freizeitparks, erzählt die Betreuerin Silvia Mayerhofer. Neben Fußballspielen mit dem Pfarrer und Übernachtungen in der Turnhalle gebe es auch kleinere Aktivitäten, wie Lagerfeuer mit Stockbrot und die alljährliche Weihnachtsfeier.
Die Abläufe von Gottesdiensten, etwa an den wichtigen Feiertagen wie Weihnachten, werden in den Mini-Stunden besprochen, die meist mit Pizza- oder Eisessen verbunden werden, führt Mayerhofer weiter aus. Die Abwechslung der Aktivitäten und die vielen Ausflüge seien die besten Aspekte des Ehrenamts, findet Luna. Als Motivation dient vermutlich auch das kleine Taschengeld, das die Ministranten beim Ausüben ihres Dienstes erhalten, ergänzt Grundner.
Weiterleben der Tradition
Was bedeutet den Jugendlichen diese Tätigkeit, in Zeiten, in denen das Interesse an der Kirche stetig sinkt? Für Kilian ist es wichtig, dass er mit seinem Amt das Weiterleben dieser Tradition seiner Eltern weiterführt und das Kirchenleben erhalten bleibt. Bei Lara ist immer ihr Opa dabei, wenn sie ministriert. „Es ist einfach was Schönes, weil man zusammen in die Kirche geht“, berichtet die 17-Jährige.
Grundsätzlich stehe bei den Ministranten die Gemeinschaft im Vordergrund. Jeder kann ministrieren und es werden keine besonderen Fähigkeiten vorausgesetzt, betont Lara. Die Messdiener leisten ihren Dienst immer in einer Gruppe und „falls mal etwas schiefgeht, dann ist das auch nicht so schlimm“, führt die Oberministrantin weiter aus. Dazu kümmern sich die Älteren um die Jüngeren, fügt Grundner hinzu. Die Oberministranten schreiben den „Miniplan“, der angibt, wer wann ministrieren muss, und sind für die Treffen verantwortlich. Demnach sind die Betreuerinnen nur noch zur Unterstützung der Heranwachsenden da, die schon selbstständig Verantwortung übernehmen, berichtet Grundner. Der zeitliche Aufwand halte sich in Grenzen, denn „wir haben das Glück, dass wir so viele sind“, erzählt Kilian. Grundsätzlich ministrieren die Jugendlichen zwei bis drei Mal im Monat, an Weihnachten und Ostern kann es auch sein, dass sie ihren Dienst öfter leisten müssen, berichten sie.
Pfarrer Idkowiak übernimmt weitere Pfarrei
Jetzt gibt es aber eine Neuigkeit: Pfarrer Pawel Idkowiak, der bereits die Gemeinden Haag, Oberndorf, Reichertsheim, Ramsau und Kirchdorf betreut, hat ab Dezember auch Maitenbeth und Rechtmehring übernommen. Der Geistliche habe sich der Gemeinde im Rahmen der Seniorenehrung bereits vorgestellt und sei sehr offen gegenüber den Ministranten aufgetreten, berichtet Obermini Kilian. Es stelle sich nur noch die Frage, ob er auch bereit sei, mit den Messdienern Fußball zu spielen, sagt er schmunzelnd.
In der Nachbargemeinde Albaching gibt es ebenfalls ausreichend engagierte Jugendliche, die sich in ihrer Freizeit um die Kirchengemeinschaft bemühen. Hier gibt es 35 Ministranten, die rund um die Pfarrkirche tätig sind, berichtet Daniel Kaspar, der dafür zuständig ist, auf Anfrage. Es gebe in Albaching viele Kinder und Jugendliche, die Interesse am Ministrieren und der Kirche zeigen würden. Dazu unternehmen die Minis hier auch viele gemeinsame Aktivitäten wie Einkehrtage, Wallfahrten und Ausflüge, etwa zum Salzbergwerk Berchtesgaden.
Das stärke den Zusammenhalt der Gruppe und verbessere das Gemeinschaftsgefühl. Außerdem seien die Messdiener oft bis ans Ende ihrer Schulzeit und darüber hinaus dabei. Letztendlich könnten viele Kinder und Jugendliche die Festgottesdienste aus einer anderen Perspektive erleben und mitgestalten, unterstreicht Kaspar. Auch in Haag gebe es zahlreiche Messdiener, hier habe die Pfarrei 32, berichtet Pfarrsekretärin Maria Wittmann auf Anfrage. Im Verband bestehe großes Interesse an diesem Ehrenamt und es gebe stets Anfragen von Heranwachsenden, die sich engagieren möchten, erzählt Wittmann.
Nur 15 Ministranten in Wasserburg
In anderen Orten kann es aber auch anders mit dem kirchlichen Engagement der Jugend aussehen. In Wasserburg gibt es beispielsweise nur 15 Ministranten, wie Pfarrvikar Georg Böckl-Bichler auf Nachfrage berichtet. Aufgrund der Corona-Pandemie konnten einige Jahrgänge nicht dazu motiviert werden, zu ministrieren und viele Ältere haben wegen des Schulabschlusses oder des Berufseinstiegs aufgehört, berichtet der Vikar.
Böckl-Bichler sei trotzdem zufrieden mit der Stärke der Gruppe. Er habe heuer wieder vier Neuzugänge gewonnen. Allerdings sei es in der Kleinstadt eher schwer, Interessenten für sich zu gewinnen, da die Kinder und Jugendlichen zahlreiche andere Angebote, Vereine und Hobbys hätten und die Schule viel Zeit in Anspruch nehme, stellt Böckl-Bichler fest. „Dennoch scheinen die Kids interessiert an der Kirche und wissbegierig in Bezug auf die Liturgie und dem christlichen Jahreskreis zu sein.“ Die Schüler würden die Hintergründe der kirchlichen Feiern verstehen wollen und seien fasziniert von der Ausstattung der Kirche, führt Böckl-Bichler weiter aus. Der Pfarrvikar würde sich für die Zukunft noch mehr Ministranten wünschen, sei aber dennoch froh über die bereits teilnehmenden Messdiener.
„Wir freuen uns über jeden, der kommt“
Mit ausreichend Nachwuchs haben die Ministranten in Maitenbeth keine Probleme, erst dieses Jahr hat es drei Neuzugänge gegeben, so Grundner. In Zukunft werde es hoffentlich keine Schwierigkeiten mit dem Weiterbestehen der Gruppe geben. Die Oberministrantin Luna kann nur empfehlen, sich den Minis anzuschließen und legt das Augenmerk auf die Unterstützung der Eltern, die ihre Kinder ermutigen sollten, sich zu engagieren. Obermini Kilian schließt sich an und betont, dass das Interesse am Ministrieren aber schon da sein müsse, sonst „quält man sich nur“. Der 16-Jährige fügt hinzu, dass „wir uns über jeden freuen, der kommt“.
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