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Dreimonatige Schließung

Zwischen Kampfeslust und Frust: Haager Klinik-Personal verabschiedet sich in Zwangspause

Mit bunten Schilder nahmen die Mitarbeiter der Haager Klinik von den Haager Bürgern Abschied.
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Mit bunten Schildern nahmen die Mitarbeiter der Haager Klinik von den Haager Bürgern Abschied.

Das Haager Klinikpersonal hat sich von den Bürgern vor der dreimonatigen Schließung verabschiedet. Der Krankenhausförderverein zeigt sich kampflustig, bei den Mitarbeitern überwiegt jedoch die Unsicherheit.

Haag in Oberbayern – Der Parkplatz des Haager Klinikums ist am Freitagnachmittag voll. An die zweihundert Menschen haben sich versammelt, um voneinander Abschied zu nehmen. Vorerst nur für drei Monate. Wobei die Zweifel, ob es dabei bleiben wird, immer lauter werden.

Es war ein recht spontaner Termin, die Verabschiedung des Klinikpersonals von den Haager Bürgern. Erst zwei Tage zuvor wurde er bekannt gegeben, trotzdem haben sich viele Menschen aus unterschiedlichsten Bereichen versammelt.

Förderverein: „Wir kämpfen weiter“

Bürger aus Haag und Umland, die Wache des Haager Roten Kreuzes, die lokale Prominenz wie Garser Bürgermeister Robert Otter und Pfarrer Pawel Idkowiak sind gekommen. Landrat Max Heimerl hatte sich entschuldigt, er ist an diesem Tag passenderweise beim bayerischen Gesundheitsminister Klaus Holetschek zu Gast, um über die Gesundheitsversorgung zu sprechen. Die meisten Anwesenden sind aber Mitarbeiter des Klinikums.

Protestschilder hängen auch am Eingang der Klinik: „Stürzen die Patienten jetzt weniger?“ heißt es auf einem Plakat.

Einige haben bunte Schilder mitgebracht: „Haag aus Leidenschaft“, steht auf ihnen. „Haag, do samma dahoam“. Manche sind auch mit provokanteren Sätzen verziert: „Stürzen die Patienten jetzt weniger?“ und „Wir werden alle mal alt!“ Es ist eine komplexe Mischung an Gefühlen, die die Verabschiedung prägt: Wut über die Entscheidung der Klinikleitung, über die Politik, die geschlafen hat, Unsicherheit über die Zukunft, aber auch Kampfeslust.

„Wir kämpfen weiter“, das ist die Nachricht, die der Förderverein des Krankenhaus Haags verbreiten will. „Die Hoffnung, dass wir uns in drei Monaten wiedersehen, dürfen wir nicht aufgeben“, sagt Vorsitzende Christa Heindl in ihrer Ansprache. Sie sei wütend und enttäuscht, dass es überhaupt so weit kommen musste. Personalnot, das sei in der Pflege schließlich nichts Neues. „Das ganze entwickelt sich schon seit 20 Jahren, aber es wurde nichts dagegen getan“, klagt sie an. Stellvertreter Egon Barlag spricht von einer „großen Politik, die geschlafen hat“. Umso mehr würden der Verein und die Haager Bürger nun dafür kämpfen, dass das Krankenhaus im Februar wieder geöffnet werden kann.

Bürgermeisterin Sissi Schätz, ebenfalls Mitglied des Vereins, unterstreicht den Kampfgeist: „Ich sehe hier viele, die schon in den 70er Jahren gekämpft haben, sich damals bei den Protesten die Füße wund gelaufen haben und heute auch wieder da sind“, stellt sie fest und lässt keinen Zweifel daran: Sollte es erneut so weit kommen und nach drei Monaten die Wiedereröffnung des Klinikums nicht erfolgen, seien sie bereit, wieder auf die Straße zu ziehen. Sowohl Schätz und Heindl appellierten an die Mitarbeiter zu bleiben, die drei Monate auszuhalten, „damit wir uns im Februar wiedersehen.“

Der Verein bitte deshalb um Geduld. „Die Klinikleitung steht im Wort“, erklärt Barlag. „Sie haben uns versichert, das es bei drei Monaten bleiben wird.“

Die Bürger aus dem Haager Umland und das Rote Kreuz zeigten ihre Solidarität.

Doch, ob es tatsächlich so sein wird, das will von den Mitarbeitern kaum jemand so richtig glauben. Die Unsicherheit ist groß. „Es gibt jetzt schon Personalnot, das wird nach den drei Monaten nicht besser werden“, erzählt eine Angestellte. Viele, so höre man, würden überlegen sich woanders zu bewerben. „Ich habe es schon getan.“ Nach Mühldorf müsse sie täglich 100 Kilometer fahren, erzählt sie, das könne sie nicht stemmen.

„Ich habe mich woanders beworben“

Eine andere Mitarbeiterin pflichtet ihr bei: „Niemand von uns glaubt wirklich, dass wir wieder zurückkommen“, sagt sie. Sie werde zwar erst einmal in Mühldorf bleiben, doch die Haager Klinik verlässt sie nur schweren Herzens. Vor allem den „Haager Flair“ werde sie vermissen. „Das war ein tolles Team“, sagt sie. Sie könne jeden verstehen, der sich zur Kündigung entschlossen hat. Einige Kollegen würden aus dem Raum Rosenheim kommen „und wenn sie auch noch Teilzeit arbeiten, lohnt es sich gar nicht mehr, herzufahren.“ Eine weitere Angestellte erzählt, dass sie drei Monate in Mühldorf bleiben werde. „Wenn ich dann nicht zurückkann, kommt die Kündigung.“

Unsicherheit herrscht nicht nur bei den Pflegern, auch das Küchenpersonal und die Verwaltung sind gekommen. Sie hätten ebenfalls mitumziehen müssen, erzählen sie. „Aber wir wissen in Mühldorf gar nicht, was wir tun sollen.“ Schließlich sei die Personalnot vor allem bei den Pflegern. „Wir werden total vergessen.“

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