Debatte um „Fischer-Gelände“ geht in nächste Runde
„Haben nicht geschlafen“: So setzt sich der Haager Bauherr Bernd Furch gegen Kritik zur Wehr
Lang und hitzig: So war die Bauausschuss-Sitzung in Haag. Es ging um das umstrittene Baugebiet auf dem „ehemaligen Fischer-Gelände“. Warum Bauherr Bernd Furch zum Zentrum der Kritik wurde und wie er sich zur Wehr setzte.
Haag - Hitzige Diskussionen gab es im Haager Bau- und Umweltausschuss. Der Grund: das lang geplante und noch immer nicht realisierte Baugebiet auf dem „ehemaligen Fischergelände“ in der Münchener Straße. Das Konzept zum „Rosenberger Karree“ wurde das erste Mal 2017 vorgelegt. In den folgenden Jahren gab es viele Debatten und Änderungsvorschläge - ohne Erfolg. Bernd Furch, der ebenfalls in der Sitzung anwesend war, ist einer der drei Gesellschafter der Grundstücksgemeinschaft MBF Rosenberger Karree GmbH und Gerhard Wiederer. Das Unternehmen hatte nun einen neuen Entwurf für das Areal mit Gewerbebauten und Wohnraum vorgelegt.
Der Vorschlag der Gemeindeverwaltung dazu: das bisherige Planungsverfahren einzustellen und neu aufzulegen. „Das jetzige Konzept unterscheidet sich stark von dem vorhergehenden. Wir haben das Vorgehen mit dem Landratsamt abgestimmt und sind dafür, einen neuen Aufstellungsplan vorzulegen“, erklärte Bürgermeisterin Sissi Schätz (SPD). „Die neue Planung weicht grundlegend ab, da können wir nicht einfach draufsatteln“, bestätigte auch Sabrina Grünke vom Haager Bauamt. „Wir sollten einen Bebauungsplan erstellen und dem Investor die Punkte, die der Marktgemeinde wichtig sind, mit auf den Weg geben“, sagte sie.
„Schluss und neu“
Dafür stimmte auch Eva Rehbein (SPD). „Wir wollen, dass dort gebaut wird. Aber man kann nicht endlos weiterplanen. Es ist ja auch schon lange her“, war ihre Meinung. „Und wir sollten es auch in der richtigen Reihenfolge angehen. Unsere städtebaulichen Berater sollten das Konzept vorlegen und sich danach mit Bernd Furch abstimmen, nicht andersrum“, so Rehbein. „Das war damals auch der Grund für die Verzögerungen. Wir sind immer dem Bauherrn hinterher gehechelt und danach hatten wir riesige Schwierigkeiten, dass wir es so hinbekommen, wie wir es wollten. Deswegen bin ich dafür: Schluss und neu“, erklärte sie. Auch die Verzögerungen wären nicht die Schuld des Gremiums gewesen, so Rehbein. „Das Verfahren läuft ja schon mehrere Jahre. Das lag aber nicht an uns, sondern am Bauherrn. Er hat sich ständig etwas anderes überlegt oder hatte keine Zeit. Es ging einfach nichts voran“, warf sie Furch vor. „Jetzt sollten wir uns deswegen auch nicht hetzen lassen. Eins nach dem anderen“.
Nach Rehbeins Aussage stellte Christine Sax (Grüne) den Antrag, dass Bernd Furch in der Sitzung dazu Stellung nehmen dürfe. Das Gremium stimmte mit 7:2 mehrheitlich dafür. Der Bauherr entgegnete, dass das Verfahren von seiner Seite „immer vorangetrieben“ worden sei. „Wir haben nichts verschlafen“, protestierte er. „Es kam ja dann auch der Wunsch vonseiten der Bürgermeisterin, dass wir umplanen und einen Netto-Markt mit einbeziehen sollten. Dem haben wir uns angenommen“, so Furch. „Wir haben mit verschiedenen Bewerbern gesprochen und Vorverträge geschlossen. Das hat ein Jahr Zeit in Anspruch genommen und rund 120.000 Euro an Kosten verursacht“, erwiderte er.
„Nach der ganzen Arbeit sind die städtebaulichen Berater der Marktgemeinde auf uns zugekommen und meinten, in diesem Areal brauche es doch keinen Supermarkt. Da ist uns die Kinnlade runtergefallen“, berichtete Furch. „Trotzdem haben wir weiter gemacht. Wir haben eine Lösung gefunden ohne Supermärkte. Auch mit dem Landratsamt stehe ich in Verbindung. Die Behörde hat mir mitgeteilt, dass wir das Verfahren fortführen sollen“, erklärte der Bauherr in der Sitzung. „Es ist wünschenswert, dass wir hier weiter arbeiten können, bevor wir wieder Hunderttausende für Planungen ausgeben. Schallschutz, Verkehrs- und Bodengutachten, statische Voruntersuchungen: Wir reden hier von richtig viel Geld“, verdeutlichte er. „Ich will wissen: Sollen wir überhaupt weiter planen? Und wenn ja, dann nur in diesem Verfahren“, forderte er.
Bürgermeisterin Schätz entgegnete, dass bei den Planungen zum Baugebiet auf dem ehemaligen Fischergelände darüber gesprochen worden wäre, im Ortsteil Rosenberg einen kleinen Supermarkt, wie einen Netto, oder auch einen Getränkemarkt unterzubringen. „Mehr habe ich dazu nicht gesagt. Weder ‚ihr müsst oder sollt umplanen‘. Es ging nur darum, die Mischnutzung anzuregen, da das Areal als Mischgebiet ausgewiesen ist“, erklärte die Rathauschefin. Darüber hinaus seien die städtebaulichen Berater an die Bürgermeisterin herangetreten und hätten von der Idee eines Supermarkts beziehungsweise eines Getränkemarkts abgeraten, da dies „eine Konkurrenz zur Ortsmitte geschaffen“ hätte. Das Gewerbe, das sich schon in Haag befinde, sei ausreichend, hätten die Berater erklärt, so Schätz in der Sitzung.
Weiter habe das Landratsamt ihr mitgeteilt, dass das Verfahren „auf dieser Basis“ so eigentlich nicht mehr weitergeführt werden könne. „Konsequenter wäre es, neu anzufangen. Es macht keinen Unterschied, das alte Verfahren einzustellen und einen neuen Aufstellungsbeschluss zu fassen. Die gesamte Bauleitplanung muss sowieso neu durchlaufen werden“, schloss die Bürgermeisterin.
Ausschuss diskutiert über Für und Wider
Der Ausschuss diskutierte über das Für und Wider. Klaus Breitreiner (CSU) zeigte sich nicht überzeugt, die Planung einzustellen, ebenso wie sein Parteikollege Stefan Högenauer. Dieser plädierte dafür, das Verfahren mit einer Tektur weiterzuführen. Josef Hederer (PWG), Dr. Florian Haas (PWG) und Egon Barlag (FWG) fragten nach, wo denn genau der Unterschied wäre, vor allem in zeitlicher Hinsicht. „Es bleibt sich gleich. Wenn das Verfahren eingestellt wird, können wir einen sauberen ‚Cut‘ machen. Danach kann der Aufstellungsbeschluss neu gefasst und darüber abgestimmt werden“, erklärte Grünke vom Bauamt.
Das Gremium entschied sich mit 7:2 Stimmen dagegen, das Bebauungsplanverfahren einzustellen. Außerdem nahm der Ausschuss die Baukörpergestaltung zur Kenntnis. Der städtebauliche Entwurf soll unter Beteiligung des städtebaulichen Beraters konkretisiert werden. Insbesondere sind Angaben zur Zahl der Wohneinheiten, zu Vollgeschossen und Höhen der Baukörper im Vergleich zur Bestands- und Umgebungsbebauung darzustellen. Die Stellplatzsatzung des Marktes Haag ist zu berücksichtigen. Weiter gab das Gremium dem Bauherren mit auf den Weg, sich mit verschiedenen Punkten wie Entwässerung, Energiekonzept und Nutzungsarten im Mischgebiet auseinanderzusetzen. Der Beschluss dazu fiel einstimmig.
