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„Es ist zermürbend“

Fernwärme in Haag: Warum das Vorhaben beinahe die Straßensanierung aufhält

Die Westendstraße, beziehungsweise die Bürgermeister-Jäger-Straße in Haag werden demnächst saniert. Ob im gleichen Zug auch das Fernwärmenetz verlegt werden sollte, darüber hat der Gemeinderat hitzig diskutiert.
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Die Westendstraße, beziehungsweise die Bürgermeister-Jäger-Straße in Haag werden demnächst saniert. Ob im gleichen Zug auch das Fernwärmenetz verlegt werden soll, darüber hat der Gemeinderat hitzig diskutiert.

Der Haager Gemeinderat diskutiert hitzig über die bevorstehende Sanierung der Westendstraße und Bürgermeister-Jäger-Straße. Das Problem: Das Fernwärmenetz. Denn theoretisch hätte es im gleichen Zug mit den Arbeiten verlegt werden können. Doch die Praxis sieht anders aus.

Haag - Der Haager Gemeinderat hat in seiner jüngsten Sitzung über die bevorstehende Sanierung der Westend-, beziehungsweise der Bürgermeister-Jäger-Straße diskutiert. Der Ausbau der Westendstraße (Ost) soll im Frühjahr 2024 beginnen, in der Bürgermeister-Jäger-Straße im August.

Die CSU-Fraktion hat den Antrag gestellt, im Zuge dieser Arbeiten Rohre für ein zukünftiges Nahwärmenetz mitzuverlegen. Das Argument: „Da der Großteil des Gemeinderats und inzwischen auch die Regierung den Bau von Nahwärmenetzen forciert, sollten unserer Meinung nach die Kommune unbedingt gleich die Rohre hierfür mitverlegen, damit die Straße nicht bereits nach wenigen Jahren wieder aufgerissen werden muss“, so der Antrag der CSU.

Dieser Vorschlag sorgte im Gremium für hitzige Diskussionen. In der Sitzung anwesend waren ebenfalls Christian Dimpflmeier von der bauausführenden Firma und Christopher Zeitler vom Ingenieurbüro Infra, das für die Baumaßnahme zuständig ist. Dimpflmeier erklärte, dass die Grundlagen für dieses Vorhaben noch nicht ermittelt worden seien. „Es ist nicht klar, wo die Heizzentrale stehen soll, welche Dimensionen die Rohrleitungen haben, wo die Hausanschlüsse gelegt werden müssen“, zählte er auf. Der Zeitraum sei zu knapp. „Es ist nicht möglich, bis dahin ein Konzept vorzulegen“.

Das bestätigte Bürgermeisterin Sissi Schätz (SPD). Die Planung sei zu wenig konkret. „Außerdem ist an eine Förderung ohne Machbarkeitsstudie nicht zu denken“, argumentierte die Rathauschefin. „Der Antrag wird frühestens in sechs Monaten bearbeitet, alles davor ist rausgeschmissenes Geld. Es ist auch nicht geklärt, ob vonseiten der Bürger überhaupt Interesse besteht“, sagte sie.

Trasse oder Leerrohre in Planungen miteinbeziehen

Klaus Breitreiner (CSU) meinte, dass es für die Arbeiten – die im August starten sollen – und die damit verbundene Verlegung der Rohre in der Bürgermeister-Jäger-Straße „reichlich spät“ sei. „Aber vielleicht ist es möglich, im zweiten Abschnitt der Arbeiten, die im Frühjahr 2024 beginnen sollen, eine Trasse anzulegen oder Leerrohre zu installieren, um Platz für das Fernwärmenetz zu schaffen“, schlug er vor. Dimpflmeier meinte, dass dies in die Planungen miteinbezogen werden könne, „das sollte möglich sein“, war er der Ansicht.

Für Eva Rehbein (SPD) „wird das Pferd von hinten aufgezäumt“. „Es ist klar, dass die neue Straße wieder aufgerissen werden muss, wenn das Fernwärmenetz verlegt wird. Aber das ist ja kein Riesending. Die Fachleute haben uns gesagt: Ein Schritt nach dem anderen, sonst macht es keinen Sinn“, entgegnete sie. Michael Haas (CSU) meinte, dass es „peinlich genug“ sei, dass die Stelle erneut aufgerissen werden müsse. „Dann können wir uns wieder vorwerfen lassen, wir hätten nicht mitgedacht. Das soll Ihnen ja auch nicht angelastet werden“, richtete er sich an Dimpflmeier.

„Wenn der Antrag bewirkt, dass Leerrohre verlegt werden, hat er sich ja schon rentiert“, war die Meinung von Stefan Högenauer (CSU). „Dann muss nicht noch einmal die Hälfte der Straße aufgerissen werden. Außerdem ist das Kostenvolumen deutlich höher, wenn das Netz nachträglich verlegt wird“, verdeutlichte er. „Für mich ist das Argument der Förderung nicht stichhaltig. Die Leitungen bekommen wir jetzt zu einem Bruchteil der Kosten. Wir sollten das große Ganze sehen“, so Högenauer.

„Du tust ja gerade so, als hätte das Fernwärmenetz schon festgestanden und wir hätten das Konzept mittendrin verworfen“, entgegnete die Bürgermeisterin. „Ich verstehe nicht, warum uns vorgeworfen wird, wir hätten das versäumt. Wenn, dann habt ihr was versäumt. Ihr habt die Planung gebilligt“, richtete sich Schätz an die CSU. „Auch um eine Ausschreibung kommen wir nicht herum, wie uns das Landratsamt Mühldorf mitgeteilt hat“. Auch Rehbein fühlte sich angegriffen: „Hier schwingt der Vorwurf mit, wir oder die Verwaltung hätten das verschlafen. Es ist zermürbend, sich das immer wieder anzuhören“, so Rehbein. „Die Experten haben gesagt: Schritt für Schritt“, verdeutlichte sie noch einmal.

Bei Sanierung wird Mischwasserkanal verbaut

Hans Urban (CSU) stellte den Antrag, die Arbeiten zurückzustellen, bis die Planungen für das Fernwärmenetz stehen. „Das tut weh, aber so sollten wir es machen. Ansonsten zahlen wir doppelt“, sagte er. Dimpflmeier meinte, dass bei der Sanierung der Bürgermeister-Jäger-Straße auch der Mischwasserkanal verbaut werden müsse. „Die Kosten sind auf keinen Fall noch einmal so hoch wie die spätere Verlegung des Netzes“. Er wies auch darauf hin, dass es immer ein Risiko sei, „irgendwelche Rohre“ zu verlegen, weil sie vielleicht nicht passend seien. Schätz verdeutlichte an dieser Stelle, dass die Bürgermeister-Jäger-Straße auch deswegen ertüchtigt werde, um sich dem Mischwasserkanal zu widmen. „Deswegen wird diese Stelle vorrangig gemacht, nicht, weil die Straße so schlecht ist“.

Gegen den Antrag von Urban war Sabine Binsteiner-Maier (SPD). „Wir sollten die Bauphase nicht zwei Wochen davor absagen, nur weil jemand eine gute Idee hat“, so Binsteiner-Maier. Siegfried Maier (SPD) klagte: „Die Bürger halten uns vor, dass der Gemeinderat immer nur alles zerredet und nichts vorangeht. Jetzt, wo endlich was passiert, wird zurückgerudert“. Dem schloss sich Egon Barlag (FWG) an. „Wir könnten die Sitzungen stark verkürzen, wenn nicht sechs, sieben Leute hintereinander immer dasselbe sagen würden“, fand er. Abschließend meinte Zeitler vom Ingenieurbüro Infra, dass das Fernwärmenetz mit wenig Aufwand verlegt werden könne. „Jede Trasse kann wieder ordentlich verschlossen werden“, so Zeitler.

Breitreiner stellte den Antrag, dass für die Maßnahme Westendstraße/Bürgermeister-Jäger-Straße eine Trasse in der Hauptleitung für das Fernwärmenetz berücksichtigt wird. Der Gemeinderat stimmte mit 17:1 dafür. Der Antrag von Urban kam aufgrund dessen nicht zur Abstimmung.

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