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Zum 26. Mal in Folge mit Michelin-Stern ausgezeichnet

Die Grainers und die Jagd nach den Sternen: Einblick in den Alltag des Spitzenkochs in Kirchdorf

Christian und Christiane Grainer aus Kirchdorf sind 26. Mal in Folge mit dem Michelin-Stern ausgezeichnet worden.
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Christian und Christiane Grainer von „Christians Restaurant - Gasthaus Grainer“ aus Kirchdorf sind 26. Mal in Folge mit dem Michelin-Stern ausgezeichnet worden.

Zum 26. Mal in Folge sind Christian und Christiane Grainer aus in Kirchdorf mit dem Michelin-Stern ausgezeichnet worden. Welche Pannen es bei der Preisverleihung schon gab und wie sie es schaffen, seit fast 30 Jahren unter den Besten zu bleiben.

Kirchdorf – Große Freude in Kirchdorf: Zum 26. Mal in Folge sind Christian und Christiane Grainer von „Christians Restaurant - Gasthaus Grainer“ mit dem Michelin-Stern ausgezeichnet worden. „Wir sind jedes Jahr wieder aufgeregt, man weiß vorher gar nichts“, erzählt Wirtin Christiane Grainer. Wenn man den Stern wiederholt erhält, „erfährt man eigentlich erst während der Pressekonferenz, ob man wieder gewonnen hat“, sagt die 44-jährige Kirchdorferin.

Doch es gab auch schon Pannen im Rahmen der Verleihung. Einmal hätten die Grainers vor dem Termin schon herausgefunden, wer gewonnen habe, weil sich die Presse nicht an die Sperrfrist gehalten habe. Ein anderes Mal hätten Teilnehmer ein Päckchen erhalten, in dem sich die Auszeichnung befunden habe – wohl zu früh losgeschickt, erzählt Christiane Grainer.

Doch wie bekommt man eigentlich einen Michelin-Stern? Muss man sich bewerben? „Nein“, sagt die Wirtin. „Die Gaststätten werden durch diverse Restaurantführer bekannt, besonders die gehobene Gastronomie. Dadurch gerät man sozusagen ins Visier. Durch das Internet und soziale Medien hat sich das über die Jahre auch grundlegend verändert“, erklärt sie. „Wir haben ‚nur‘ unseren Stern behalten, andere sind aufgestiegen und haben drei Sterne erhalten. Danach muss man sich auf internationales Publikum einstellen. Zahlreiche Gäste reisen extra an, um die 3-Sterne-Küche zu kosten“, weiß die Wirtin.

Christian und Christiane Grainer aus Kirchdorf sind 26. Mal in Folge mit dem Michelin-Stern ausgezeichnet worden.

„Wir freuen uns jedes Mal“

Auch wenn Grainers schon zum 26. Mal gewonnen haben, mussten die beiden die gute Nachricht „erst einmal sacken lassen“, so die 44-Jährige. „Wir freuen uns jedes Mal wieder aufs Neue“, betont sie. Seit 1990 führen Christian und Christiane Grainer das Gasthaus in Kirchdorf, 1999 erhielten sie zum ersten Mal den Michelin-Stern. „Ich weiß noch, wie wir das 20. Mal ausgezeichnet wurden. Damals haben wir auf das 25. Mal hingearbeitet. Jetzt ist es schon das 26. Mal, da ist die 30 nicht mehr weit entfernt“, hofft die Wirtin. „Trotzdem kochen wir nicht für einen Michelin-Stern, sondern das ganze Jahr für unsere Gäste und sind glücklich über die positive Resonanz. Das ist für uns das größte Lob. Wir freuen uns aber auch sehr für unsere Kollegen, die ebenfalls mit dem Michelin-Stern ausgezeichnet wurde – eine echte Ehre für uns alle“, so Christiane Grainer.

Momentan arbeiten in „Christians Restaurant - Gasthaus Grainer“ zwei Vollzeitkräfte, ein Lehrling, mehrere Aushilfen und die beiden Wirte. Die 44-Jährige freut sich „bei dem heiß umkämpften Personalmarkt“, dass sie einen Azubi ergattern konnten, vor allem weil die Arbeit bei ihnen eine „andere Art von Aufwendigkeit, Affinität zur Küche, Perfektion und viel Kreativität“ verlange. „Das muss man schon mögen“, sagt sie lachend.

„Christians Restaurant - Gasthaus Grainer“ in Kirchdorf.

Gäste essen heutzutage bewusster

Grundsätzlich sei das Kochen in der Gastro ständig im Wandel. „Das beste Beispiel: Vanilleeis. Früher wurde ein Liter Sahne benutzt, heute nimmt man einen halben Liter Sahne, einen halben Liter Milch. Die Gerichte sind heutzutage leichter und die Leute essen bewusster“, erklärt die Wirtin. „In gewisser Hinsicht ist es auch regionaler. Bei uns aber nicht auf Biegen und Brechen. Wenn ich weiß: 200 Kilometer entfernt bekomme ich ein deutlich besseres Produkt, dann wähle ich dieses“, erklärt sie. Bei der Auswahl des Fleisches sei es wichtig – abgesehen von kurzen Transportwegen – „woher es kommt und wie das Tier aufgewachsen ist“. Außerdem werde alles verwertet. „Wenn der Jäger anruft, nehme ich das komplette Reh, nicht nur den Rücken“, so Christiane Grainer. „Auch Innereien kommen auf den Tisch“.

Ein Blick in die Karte verrät allerdings nicht so viel: Was beinhaltet ein 3-Gänge-Überraschungsmenü für 90 Euro? „Ein Beispiel: Diese Woche gab es Carpaccio von der Jakobsmuschel, Dreierlei aus Bete – Rote, Gelbe und Georgia-Bete –, und eine Variation von Spargel mit Passionsfrucht und Wachtelei“, sagt sie. Beliebt sei auch die Aal-Apfel-Suppe.

„Brainstorming“ fürs Menü

Das Restaurant hat von Donnerstag bis Sonntag geöffnet. Das Menü für die nächste Woche werde mit dem Küchenteam „bei einem Brainstorming“ meistens am Sonntag erarbeitet, erklärt Christiane Grainer. Mittwochs sei dafür der Einkauf beim Großhändler geplant und donnerstags gehe es mittags los mit den Vorbereitungen. Meistens arbeite das Personal in der Küche bis rund 22 Uhr, der Service sei in der Regel um 23 Uhr fertig, so die Wirtin. So komme das Team auf rund 40 Arbeitsstunden an vier Tagen in der Woche. Christiane Grainer sieht sich selbst „in der glücklichen Position“, dass sie mit wenig Schlaf auskomme. „Nachteule und Frühaufsteher zugleich“, sagt sie lachend. „Wir sind eben keine Autowerkstatt. Wenn etwas nicht fertig wird, können wir das nicht auf morgen verschieben. So ist es eben in der Gastro“, betont sie.

An den freien Tagen sei das Ehepaar unterwegs und würde „viel essen gehen“, berichtet die Wirtin. „In der Branche kennt man sich untereinander. Wir sind in München, Waging und Salzburg unterwegs. Es ist nur manchmal schwierig, montags ein Restaurant zu finden, das geöffnet hat“. Ansonsten können die beiden Gastronomen es „sehr genießen“, wenn sie sich auch einmal bedienen lassen dürfen. Nur eines kann Christiane Grainer gar nicht ausstehen: Etikettenschwindel. „Es muss drin sein, was draufsteht“, verdeutlicht sie. „Wer weiß, wie viele Lämmer als ‚Pollinger Lamm‘ und wie viele Renken als ‚Chiemsee-Renken‘ ausgegeben werden“, beanstandet sie. Oftmals fehle es an Transparenz. „Ansonsten kann ich die nachsichtigste Person sein, vor allem, wenn die Wirtschaft voll ist und das Personal offensichtlich viel zu tun hat“, sagt sie.

Ein Michelin-Stern nach dem anderen hängt an der Haustür von „Christians Restaurant - Gasthaus Grainer in Kirchdorf“. Zum 26. Mal in Folge wurde es ausgezeichnet.

„Kirchdorfer freuen sich jedes Mal mit“

Die Resonanz auf die erneute Auszeichnung mit dem Michelin-Stern sei auch dieses Jahr wieder recht groß gewesen. „Die Kirchdorfer freuen sich jedes Mal mit uns mit“, erzählt die Wirtin. Besondere Ehre sei es für sie, dass sie der Schützenverein Kirchdorf beim diesjährigen 150-jährigen Jubiläum als Fahnenmutter angefragt habe. Damit würde sie auch eine Tradition fortführen, denn auch ihre Schwiegermutter habe diese Funktion schon einmal ausführen dürfen.

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