Darblecken der Räuberschützen
Starkbierfest mit Wumms: Barnabas und Bavaria bringen Mittergars zum Lachen
Das Gendern auf Teufel komm raus, das Chaos um den Gelben Sack, kleine private und kommunale „Katastrophen“: Beim Starkbierfest in Mittergars gab es viel Stoff zum Derblecken für die „Rampen-Götter“ auf der Bühne: Bruder Barnabas und die Bavaria. Außerdem gab es ein lustiges Singspiel.
Gars – Als würden die beiden nie etwas anderes tun: So könnte der Eindruck der Gäste von der Festrede der beiden „Rampen-Götter“ auf der Bühne des Mittergarser Starkbierfests zusammengefasst werden.
Schon zum zehnten Mal haben die Räuberschützen Mittergars zum legendären Starkbierfest in den Dorfsaal geladen. Zum Stelldichein gesellten sich viele aus dem Ort selbst, doch auch etliche umliegende Schützenvereine kamen zu Besuch. Das Starkbier schmeckte den Gästen ebenso wie die vielen hausgemachten Schmankerl, die von den Mitgliedern der Räuberschützen ausgekocht worden waren: von Schweinshaxe bis Essigknödel, von Brotzeitbrettl bis süßes Schmalzgebäck.
Irmi Hinmüller wagt den Spagat
Besonders eifrig huschten die Bedienungen von Tisch zu Tisch – mit dem Ziel, bis zum Start der Festrede von „Bruder Barnabas“ (Harry Bauernschmid) und „Mama Bavaria“ (Irmi Hinmüller) alle Besucher mit den Leckereien zufriedenzustellen. Irmi Hinmüller wagte wie jedes Jahr den Spagat aus Servicekraft und Bavaria. Alles gelang, zufriedene Gesichter beim Organisationsteam, zu dem auch Hans Sachenbacher gehört.
Der erste Schützenmeister der Räuberschützen Mittergars, Franz Warmedinger, begrüßte alle Gäste, darunter auch den Garser Bürgermeister Robert Otter mit seiner Frau Rosmarie sowie die Zweite Bürgermeisterin, Hildegard Brader. Beide freuten sich schon auf die Rede und hofften wohl insgeheim darauf, darin auch tatsächlich vorzukommen.
Lachmuskeln kräftig trainiert
Natürlich hatten Barnabas und Bavaria die Wortspiele bestens im Griff: Die Lachmuskeln wurden kräftig trainiert, von lustigen Anekdoten aus dem Mittergarser Dorfleben hin zu allgemeinen Themen, die quasi „jeden“ bewegen. So wurde über Schlüsselerlebnisse bekannter Mittergarser gewitzelt und dem Zweiten Bürgermeisterin der Auftrag „erteilt“, am Marktplatz in Gars heuer endlich für einen Maibaum zu sorgen. „Wenn es jemand schafft, dann wohl Du, liebe Hildegard“, zeigte sich Mama Bavaria überzeugt.
Für Otter und Brader kam übrigens nicht infrage, in Bezug auf das Starkbier „über den Schatten“ zu springen: „Mit Wasser kann man genauso gut anstoßen“, ist sich Robert Otter sicher. Er dankte für die gelungene Organisation und das witzige Fest. Nachdem er im letzten Jahr so gelobt wurde in der Festrede des Mittergarser „Derbleck-Duos“ und sogar eine Prinzregenten-Torte überreicht bekommen hatte, wolle er sich gleich nochmal ein Lob abholen. Es sollte diesmal ein wenig anders kommen.
Diejenigen, die aufs Korn genommen wurden, reagiert belustigt auf die Anekdoten, etwa über so manches Missgeschick. Dazu gehörten besondere Schlüsselerlebnissen: Schlüssel im Auto, Auto zu, Katze im Wagen, Fahrerin (in diesem Fall Ursula Bauer) vor dem Auto. Gleiches Spiel während einer Gewitterphase in Haiden: Hausbesitzer flitzt mit Unterhose in den Garten, um das Salatbeet zuzudecken. Seine Frau unterstützt draußen, die Tür rutschte zu, das Paar klingelte bei den Nachbarn und sorgte für Aufsehen. So manche Freudentränen wurden weggewischt, wirklich unter die Gürtellinie rutschte keine Aussage von Bavaria und Barnabas. Eine Kunst in der heutigen Zeit?
Kräftig gegendert
Auf den Punkt gebracht hatten die beiden Vorzeige-Redner auch das Thema, bei dem ganz besonders viele klatschten: das übertriebene Gendern. So wurde schon zum Start fleißig die weibliche und männliche Form der Ehrengäste, dere Besucher und Mitglieder komplett ausgesprochen – es kostete Zeit – zeigte aber auf herrliche Weise – wie die Festredner in Details auf Alltagsdinge eingingen. So wurden viele Begrifflichkeiten umständlich, aber scheinbar „korrekt“ in neue Form gebracht.
Gelbe-Sack-Problematik ein großes Thema
Ein Derblecken im Mittergarser Dorfsaal ist nur dann vollendet, wenn es auch mal derb zugehen darf. Immer wieder gab es Seitenhiebe gegen mehr oder minder gelungene Umsetzungen – etwa in Bezug auf die „Gelbe-Sack-Problematik“. Obwohl das Gemeindeoberhaupt selbst wenig mit der schleppenden Abholung im Landkreis zu tun hat, bekam Otter von Bruder Barnabas mehrere Recycling-Säcke mit dem Hinweis, hier doch etwas in Bewegung zu bringen. Auch in Mittergars wurde das leidige Abhol-Problem plakativ dargestellt: „Die Firma kam mit einem Anhänger und fuhr bei der Familie Grasser vorbei. Dort standen 21 Gelbe Säcke, die weggeschafft werden sollten. Schwupps, war der Anhänger schon wieder voll. Feierabend“, wetterte Bruder Barnabas.
Für die Unterhaltung vor und nach der Festrede war die Salettl Musi zuständig. Die jungen Musiker überzeugten mit gemischten Liedern. Das Klöppeln mit zwei Suppenlöffeln galt als besonderer Hingucker.
Die Leiden der Hausfrauen besungen
Das „Zehnjährige“ des Mittergarser Starkbierfests zeigte, wie wichtig und beliebt eine solch spaßige Eventreihe im ohnehin gut gefüllten Terminplan der Mittergarser ist. Die Räuberschützen als Gastgeber waren sehr angetan von der Festrede und dem heuer erstmals abgehaltenen Singspiel: Eine „Delegation“ aus Räuberschützen-Damen war in Witwen-Dress eingekleidet und besang mit Gitarrenbegleitung des Unterreiter Musik-Urgesteins Beatrix Mang die Leiden von Hausfrauen, die behäbige Männer zuhause sitzen hätten und nun am Grabe der Hausherren ein „Loblied“ der besonderen Art zum besten gaben.
Bis Mitternacht wurde fleißig gefeiert, gelacht, geschlemmt und eines klar bewiesen: In Mittergars sind Zusammenhalt und Wortwitz daheim. Gleiches Schauspiel wird es wohl auch nächstes Jahr wieder geben. Gleicher Ort, gleiche Zeit: beim Starkbierfest der Räuberschützen.


