Bitte deaktivieren Sie Ihren Ad-Blocker

Für die Finanzierung unseres journalistischen Angebots sind wir auf die Anzeigen unserer Werbepartner angewiesen.

Klicken Sie oben rechts in Ihren Browser auf den Button Ihres Ad-Blockers und deaktivieren Sie die Werbeblockierung für . Danach können Sie gratis weiterlesen.

Lesen Sie wie gewohnt mit aktiviertem Ad-Blocker auf
  • Jetzt für nur 0,99€ im ersten Monat testen
  • Unbegrenzter Zugang zu allen Berichten und Exklusiv-Artikeln
  • Lesen Sie nahezu werbefrei mit aktiviertem Ad-Blocker
  • Jederzeit kündbar

Sie haben das Produkt bereits gekauft und sehen dieses Banner trotzdem? Bitte aktualisieren Sie die Seite oder loggen sich aus und wieder ein.

Gedenken an eine große Persönlichkeit

Pater Fritz Kästner: Seelsorger, Lehrer, Pionier – Gymnasium Gars trauert um Mitbegründer

Pater Fritz Kästner verstarb im Alter von 94 Jahren im Kloster Gars.
+
Pater Fritz Kästner verstarb im Alter von 94 Jahren im Kloster Gars.

Im Kloster Gars verstarb nach schwerer Krankheit Pater Fritz Kästner (94). Die Redemptoristen verlieren einen Mitbruder, der sich engagiert und ideenreich für die Gemeinschaft eingesetzt hat, das Gymnasium Gars trauert um einen seiner „Gründungsväter“. Erinnerung an eine Persönlichkeit mit Weitsicht und Pioniergeist.

Von Gunter Fuchs, Bruno Münch und Pater Josef Steinle

Gars am Inn – Im Kloster in Gars verstarb nach schwerer Krankheit Pater Fritz Kästner im Alter von 94 Jahren. Der Redemptorist hatte als Lehrer und Erzieher über 20 Jahre in Gars gewirkt und entscheidend dazu beigetragen, dass aus dem ehemaligen privaten Gymnasium des Ordens eine öffentlich staatliche Schule wurde.

Pater Fritz Kästner verstarb im Alter von 94 Jahren.

Bereits die Ausbildung im Noviziat und Theologiestudium absolvierte er im Garser Kloster. Zuletzt verbrachte er fünf Jahre in der dortigen Krankenstation.

Sohn eines Schusters

Fritz Kästner wurde 1930 in Rosenheim als Sohn eines Schusters geboren. Während des Krieges begann er, das Gymnasium zu besuchen und erlebte die schweren Bombenangriffe auf den Rosenheimer Bahnhof mit. Er wurde Mitglied einer katholischen Jugendgruppe, die sich regelmäßig in der Sakristei der Pfarrkirche traf und den lateinischen Choral für Gottesdienste mit der Gemeinde übte. „Eine Singgruppe konnte man nicht einmal in der NS-Zeit verbieten“, erzählte er schmunzelnd.

Nach dem Krieg kam Fritz Kästner zunächst nach Gars und bald darauf an das Internat des Ordens nach Günzburg, wo er bis zum Abitur 1949 blieb. Noviziat und Studium der Philosophie und Theologie führten ihn wieder nach Gars. „Wir hatten gute Lehrer“, erinnerte er sich, so zum Beispiel Pater Bernhard Häring, dessen weithin bekannten Bücher zur Moraltheologie aus den Vorlesungen entstanden, die er den Studenten hielt.

Kinderlähmung hielt ihn nicht auf

Nach der Priesterweihe 1955 versetzte der Orden Pater Kästner als Präfekt an das neu errichtete Internat St. Alfons in Ingolstadt, wo er am humanistischen Gymnasium Unterricht gab. Eine Kinderlähmung, die ihn im Sommer 1957 befiel, prägte ihn fürs Leben, denn eine Gehbehinderung blieb zurück. Trotzdem unternahm er noch mit Hilfe seiner Kameraden Bergtouren. Zum Dank für seine Heilung feierte er jedes Jahr bei Rosenheim die Heubergmesse.

1964 verließ er Ingolstadt, um sich an der Universität in München auf seine Arbeit als Lateinlehrer und Katechet vorzubereiten. Das Staatsexamen bestand er in diesem Fach als bester von ganz Bayern. Dann übernahm er in Gars die Leitung des Internats und gab selbst Unterricht.

Umwandlung der Klosterschule vorangetrieben

Als in den Jahren nach 1968 den Redemptoristen kaum noch Patres als Lehrer zur Verfügung standen, warb Pater Kästner für die Umwandlung der Klosterschule in ein staatliches Gymnasium. Doch zunächst musste er die Skepsis des Kultusministeriums gegenüber einem ländlich gelegenen Gymnasium überwinden. „Glauben Sie nicht, dass dort bei den Bauern begabte Kinder sind?“, argumentierte er letztlich erfolgreich. Kästner besuchte persönlich die Rektoren der Grundschulen und auch manche Familien in der näheren und weiteren Umgebung, um geeignete Schüler und Schülerinnen zu gewinnen, wobei die Aufnahme auch von Mädchen damals keineswegs selbstverständlich war. Er schaffte es, einen Grundstock von 150 Schülerinnen und Schülern zu gewinnen.

Bei der damals anstehenden Gebietsreform wurde der Landkreis Wasserburg aufgelöst und der Pater wehrte sich gegen Bestrebungen, Gars in den Landkreis Rosenheim einzufügen, denn er wusste: „Im Kreis Rosenheim wären wir das fünfte Gymnasium, da haben wir keine Chance. In Mühldorf sind wir das zweite.“ Sein späteres Fazit: „Mit Mühldorf sind wir gut gefahren.“

Spukt es im Kloster Gars? Davon waren zumindest einige Mädchen überzeugt, die dort ins Internat gingen.

Für die Mädchen, die das Gymnasium besuchten, eröffneten die Franziskanerinnen in Au am Inn ein Internat. Für die unteren Klassen führte der Pater das Tagesheim ein. Die Kinder bekamen ein Mittagessen, hatten etwas Freizeit, wurden bei den Hausaufgaben von Fachkräften begleitet und fuhren am Abend mit dem Bus nach Hause. Eine weitsichtige Vorwegnahme der heute üblichen Ganztagsbetreuung.

Leidenschaft für die Seelsorge

197l kam Ludwig Mittermeier nach Gars, der den Übergang zu einer staatlichen Schule leitete. Mit den Jahren wuchs die Schülerzahl immer weiter, wiederholt wurden größere Baumaßnahmen des Klosters und dann des Landkreises notwendig, und schließlich führte das Garser Gymnasium bis zum Abitur.

Nach 20 Jahren Dienst in Internat und Schule bat Fritz Kästner die Oberen des Ordens um Ablösung. 1988 zog er nach Riedlingen/Donau um, wo er mit Exerzitien-Kursen und Gemeindemissionen seine Leidenschaft für die Seelsorge ausleben konnte. Zudem fuhr er jedes Jahr einmal für vier Wochen nach Rom, wo er einen spirituellen Kurs für deutschsprachige Schwestern aus aller Welt durchführte.

Im Jahr 2000 versetzte der Provinzial Pater Kästner an den Wallfahrtsort Maria Bickesheim bei Karlsruhe und nach dessen Auflösung 2010 nach Cham. An beiden Orten setzte er seine seelsorgerischen Aktivitäten erfolgreich fort.

Viele Reisegruppen angeführt

Trotz seiner Behinderung ging er noch gern auf Reisen und führte Gruppen durch schöne Städte in Deutschland. Selbst in den Jahren, die er krank und behindert in Gars verbrachte, pflegte er den Kontakt zu den vielen Menschen, die er im Lauf seines Lebens kennengelernt hatte. Und nicht zuletzt konnte er vom Rollstuhl aus mit Interesse verfolgen, wie das neue große Hauptgebäude „seiner“ Schule in die Höhe wuchs, gleichsam als weithin sichtbarer Beleg für ein außergewöhnliches Erfolgsmodell.

Die Redemptoristen verlieren mit Fritz Kästner einen Mitbruder, der sich engagiert und ideenreich für die Gemeinschaft eingesetzt hat, das Gymnasium Gars trauert um einen seiner „Gründungsväter“.

Kommentare