Garser schreibt Buch über Abenteuer seines Lebens
„Hätten tot sein können“: Florian Auer über eine wilde Asien-Reise voll jugendlichem Leichtsinn
Pakistan, Iran, Indien: Heutzutage ist Reisen etwas völlig Normales. In den 70er Jahren war es das nicht. Abenteuer gewagt hat Florian Auer aus Gars trotzdem: Warum er in Afghanistan vom Militär festgenommen wurde, die Besteigung des Mount Everest kläglich scheiterte – und wie ihn die Reise bis heute prägt.
Gars – 1973, bei einer Party in München: Drei junge Studenten schmieden einen Plan. Mit einem VW Bulli wollen sie nach Indien. Ein Abenteuer erleben. Es soll eine wahre Hippie-Reise werden, die zumindest einen der drei auch 50 Jahre später noch prägen wird. Und zwar so sehr, dass er ein Buch über diese „Reise ins Erwachsensein“ schreibt.
73 Jahre ist der Autor Florian Auer heute. Von München ist er inzwischen nach Au bei Gars gezogen. Aus dem jungen Medizinstudenten, der mit 23 Jahren spontan beschlossen hat, mit nach Indien und anschließend nach Singapur zu reisen, als ihm ein Platz im Bulli angeboten wird, wurde Florian Auer, der Forscher. Bei dem Namen handelt es sich um ein Pseudonym. Denn, ob die beiden Reisebegleiter mit der Veröffentlichung der Geschichte einverstanden seien, wisse er nicht. Einer der beiden sei bereits verstorben, mit dem anderen habe er keinen Kontakt mehr. Doch die Geschichten im Buch seien alle wahr, versichert er und zieht zum Beweis sein handgeschriebenes Reisetagebuch von damals hervor. Das Tagebuch, dass sich mit dem Abenteuer seines Lebens beschäftigt. „Wahnsinn, was man als junger Mensch alles so tut. Wir hätten mehrfach tot sein können“, stellt Auer im Nachhinein fest.
Gefangennahme in Afghanistan
Zum Beispiel damals in Afghanistan. Eine Woche nach Reiseantritt in München kamen sie dort an. Auf der Suche nach einem Swimming-Pool wurden die Burschen von den aufständischen Truppen am Flughafen von Kandahar gefangen genommen werden. „Wir haben immer in Hotelpools gebadet“, erzählt Auer. Eine günstige Alternative für die drei Abenteurer sich wenigstens annähernd sauber zu halten. In Kandahar habe es aber kein Hotel mit Pool gegeben, außer am Flughafen.
Das Problem: nur einen Monat zuvor war der König von Afghanistan gestürzt worden. Es herrschte noch Kriegsrecht, der Flughafen war deshalb noch militärisch bewacht. „Dass man da nicht hin kann, hätten wir uns auch denken können“, erzählt Auer heute. Damals als junge Burschen seien sie aber nicht draufgekommen. Voller Vorfreude auf den Pool seien sie zum Flughafen gefahren und prompt von Soldaten gefangen genommen worden. Am Ende konnten sie sie überzeugen, sie freizulassen. „Es wurde sogar noch ein ganz netter Nachmittag“, sagt Auer schmunzelnd. Doch die Geschichte hätte auch anders enden können.
Flugzeugabsturz in Nepal
Nicht nur einmal entkamen die drei knapp der Katastrophe. Da war noch die Grenze in Nepal, über die sie den Bulli schmuggeln mussten oder der Flugzeugabsturz in Nepal. Die Landung, bei der die drei dabei waren, überstand die kleine Maschine noch ohne Probleme. Beim nächsten Start stürzte sie jedoch ab. Auer und seine Mitstreiter standen als Zeugen direkt daneben. „Es wurde niemand verletzt, auch von den Insassen nicht. Aber trotzdem, das hätte blöd ausgehen können.“ Genau wie die Besteigung des Mount Everests, die die drei jungen Burschen ohne Vorbereitung und ohne entsprechende Ausrüstung und ohne eine einzige Pause zur Höhenanpassung wagen wollten – bis 5.000 Meter schafften sie es, dann mussten sie umkehren. „Ironischerweise habe ich später in meiner Arbeit viele Vorträge über die Höhenkrankheit gehalten“, erzählt der 73-Jährige lachend. „Ich war immer das beste Negativbeispiel, wie man es nicht machen sollte.“ Leicht hätten sie erfrieren oder sich ein Höhenlungen- oder Hirnhöhenödem zuziehen können. Diese Wassereinlagerungen können tödlich enden.
Vier Monate waren die drei jungen Burschen damals gemeinsam unterwegs. Heute würde Auer eine solche Reise nicht mehr antreten. „Wie Traumwandler haben wir alle Gefahren überwunden und fühlten uns in unserem jugendlichen Leichtsinn über alles erhaben“, schreibt er in seinem Buch. Dennoch hat ihn die Reise geprägt, davon ist er bis heute überzeugt. Wer wisse schon, ob er ohne dieses Abenteuer die Entwicklungen in Afghanistan mit solchem Interesse verfolgen würde? Wer wisse schon, ob er in der Forschung gelandet wäre? „Auch ein Forscher ist ein kleiner Abenteurer“, so Auer.
Buch im Handel erhältlich
Das Buch „No risk, no fun: Zur Hippiezeit unterwegs von München nach Singapur“ von Florian Auer ist über die Self-Publishing Plattform BoD erschienen und im Handel oder als E-Book für 16,99 Euro erhältlich. ISBN: 9-783757-842123


