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Literatur und grüner Daumen

Gemeinde-Bücherei Gars: Warum es hier jetzt sogar Saatgut zum Ausleihen gibt

Bücher und Saatgut: Stolz präsentieren (von links) Liebgard Wessiak vom Permakultur Gemeinschaftsgarten Oberreith, der Garser Bürgermeister Robert Otter, Gabi Bacher (Leiterin der Bücherei Gars am Inn), Pfarrer Ulrich Bednara vom Pfarrverband Gars am Inn, und Gisela Ferenczy (Mitarbeiterin in der Bücherei Gars am Inn) das neue Projekt.
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Bücher und Saatgut: Stolz präsentieren (von links) Liebgard Wessiak vom Permakultur Gemeinschaftsgarten Oberreith, der Garser Bürgermeister Robert Otter, Gabi Bacher (Leiterin der Bücherei Gars am Inn), Pfarrer Ulrich Bednara vom Pfarrverband Gars am Inn und Gisela Ferenczy (Mitarbeiterin in der Bücherei Gars am Inn) das neue Projekt.

In einer Bücherei gibt es Literatur zum Ausleihen. In Gars am Inn jedoch noch viel mehr: nämlich auch Saatgut. Warum die Einrichtung jetzt einen grünen Daumen hat.

Gars am Inn/Oberreith – Wer in eine Bücherei geht, findet hier Literatur und Medien. Darunter Kinderbücher, Ratgeber, Romane, Krimis, Koch- und Backbücher, Biografien und Wissenswertes für Handwerker, Sportler, Gärtner und Co. „Saatgut“ erwartet jedoch wohl niemand in einer Bücherei. In Gars gehört es jedoch jetzt zum Bestand dazu. Denn hier ist die Initiative „Saatgut ausleihen & tauschen“ an den Start gegangen. Eine Kooperation zwischen dem Permakultur Gemeinschaftsgarten Oberreith und der Gemeindebücherei Gars.

Saatgut-Bibliothek in Gars

Sogenannte „Saatgut-Bibliotheken“ gibt es bereits an einigen Orten in Deutschland, darunter auch in und um München. In der heimischen Region ist das jedoch etwas völlig Neues und Einzigartiges. Liebgard Wessiak vom Permakultur Gemeinschaftsgarten Oberreith brachte diese Initiative nun auch nach Gars, denn sie weiß, wie wertvoll samenfestes Saatgut ist. Es trage unter anderem zur Erhaltung der Vielfalt, Nachhaltigkeit, Unabhängigkeit, Regionalität, Tradition und Zukunftsfähigkeit bei. Außerdem sei es nicht genmanipuliert, sondern rein Bio.

Saatgut von „Muskat Kürbis“

„Bei unserer Saatgutinitiative nimmt man sich einfach ein Tütchen mit Saatgut aus der Box und pflanzt den Samen zu Hause ein. Man lässt die Pflanze wachsen und irgendwann im Herbst, wenn sie ausgeblüht ist, kann man den Samen abnehmen. Diesen lässt man trocknen und füllt ihn dann in kleine Tütchen. Die Vordrucke für die Tütchen gibt es auf der Website der Gemeindebücherei. Diese faltet man zu kleinen Kuverts. Darauf wird dann vermerkt, um was für ein Saatgut es sich handelt und wann es geerntet wurde, da nicht jedes Saatgut ewig hält. Schön wäre natürlich, wenn die Leute noch die Herkunft draufschreiben würden. Hat man das Saatgut in die selbst gebastelten Kuverts verpackt, bringt man es in die Gemeindebücherei. Dort kommen sie dann in die Box, wo sie jemand anderes wieder mitnehmen kann. So bleibt der Kreislauf geschlossen und man muss nichts kaufen. Dazu bleibt auch das samenfeste Saatgut erhalten“, erklärt Wessiak.

Wenig ausleihen - Fülle bekommen

„Wenn ich zum Beispiel einen Kürbis einpflanze, bekomme ich aus einem Samen wieder mehrere Kürbisse heraus. Ich leihe mir so wenig aus und bekomme dafür so eine Fülle. Die Leute sollen das wieder zurückbringen, was sie auch ausgeliehen haben und das ist der samenfeste Samen“, setzt sie fort. Hybridsamen komme auf keinen Fall ins Tütchen. Der Grund: Hybridsamen werde aus Pflanzen-Eltern gewonnen, die über viele Generationen hinweg mit sich selbst befruchtet würden. Sie entstünden neuartige, industrielle Züchtungen. Hybridsamen werde deshalb meist verwendet, weil Pflanzen, Gemüse, Obst und Kräuter damit noch größer und ertragreicher würden. Da Hybridsamen nicht samenfest sei, könne man aus dem Saatgut keine Pflanzen für die Wieder-Aussaat gewinnen.

In diese kleinen selbstgebastelten Tütchen kommt das Saatgut.

Deshalb wird im Permakulturgarten auf Hybridsamen gänzlich verzichtet und nur samenfestes Saatgut verwendet, berichten die Initiatoren. Schließlich werde in der Permakultur langfristig geplant und nicht kurzfristig. Hier zähle Vielfalt statt Einfalt. Es werde optimiert und nicht maximiert, auf Kooperation gesetzt statt auf Opposition und Konkurrenz.

Permakultur als Herzenssache

Natürlich könnten die Initiatoren nicht versprechen, dass das angebotene Saatgut auch keimfähig sei, aber wenn es wachse, dann entstünden schöne, gesunde und prächtige Pflanzen. „Wir sind alles Hobbygärtner und vertrauen einfach auf das Gute in den Menschen, dass sie dann auch wirklich nur samenfestes Saatgut in der Gemeindebücherei abgeben“, sagt Wessiak. Die Literatur zum richtigen Gärtnern finden die Hobbygärtner hier natürlich auch. Dabei ist Wessiak vor allem das Thema „Permakultur“ eine Herzenssache. Deshalb rief sie vor fünf Jahren ihren Permakultur-Gemeinschaftsgarten in Oberreith ins Leben, bei dem Jung und Alt herzlich willkommen sind und mitmachen können.

Saatgut von „Blauhilde“ - eine ganz besondere Stangenbohne

In Gars ist man von dem neuen Projekt begeistert und so wurde es aktuell auch Pfarrer Ulrich Bednara und Bürgermeister Robert Otter vorgestellt. Die Pfarrkirchenstiftung und die Gemeinde sind Träger der Gemeindebücherei. Sie stehen voll und ganz hinter dem Projekt. „Unser Ansinnen ist, dass in Gars alles möglich ist. Wir freuen uns immer, wenn aus der Bevölkerung neue Ideen kommen. Wir hoffen, dass die Leute dieses tolle Angebot hier in unserer Bücherei nutzen“, sagt Bürgermeister Otter.

Infos zum Projekt

Was das Projekt „Saatgut ausleihen & tauschen“ auch noch auszeichnet: Das Saatgut ist kostenlos. Wer beim Permakultur Gemeinschaftsgarten von Liebgard Wessiak in Oberreith mitmachen und sein gärtnerisches Know-how erweitern möchte, erhält weitere Infos unter: www.waldselig.com. Infos und Kontakt zur Gemeindebücherei in Gars findet man unter: www.gars.de/buecherei-gars, die Öffnungszeiten der Bücherei in Gars: Sonntag: 9: bis 11.15 Uhr, Donnerstag: 16:30 bis 19 Uhr.

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