Deal mit den „kleinsten Haustieren der Welt“
Bienenflüsterer aus Edling: Imkern als Passion und der Kampf gegen gepanschten Honig
Hier sind die Kleinsten die größten: Für Bienen Baule aus Edling ist die Imkerei mehr als nur ein Hobby. Er weiß, wie vielfältig die Arbeit mit den „kleinsten Haustieren der Welt“ ist und wieso ihr Ertrag gerade in Zeiten von „gepanschtem Honig“ so wertvoll ist.
Edling - Noch befinden sich seine Bienen in der Winterruhe. Erst ab konstanten Temperaturen um die zwölf Grad werden sie aktiv. Bis es so weit ist, steht für Anton Fußstetter primär Organisation und Hintergrundarbeit an.
Schon im Herbst hat er der Varroamilbe den Kampf angesagt. Denn der Schädling verbreitet sich in Windeseile und kann ganze Völker auslöschen. Gegen solche Parasiten geht Anton gezielt vor, um seine Bienen zu schützen. Die Imkerei befindet sich in Edling, die Bienenvölker sind sowohl in der Gemeinde als auch rund um Wasserburg verteilt.
Opa Paul als Namensgeber
Das Wissen über Bienen kommt nicht über Nacht. Vor fünf Jahren begann Anton, sich damit intensiv auseinanderzusetzen, mit Fachliteratur sowie im Internet. Zudem befindet er sich regelmäßig im Austausch mit anderen Imkern, darunter seinem langjährigen Freund Anton Kassewalder, mit dem er das gemeinsame Hobby teilt.
„Mein Deal mit den Bienen: ich gebe ihnen eine Behausung, halte sie gesund gegen Feinde und Krankheiten, gegen die sie sich nicht wehren können, füttere sie auf über den Winter und bekomme dann im Gegenzug den Honig und das Wachs. Natürlich profitiert auch das Ökosystem“, erklärt Anton seine Philosophie.
Die Leidenschaft zur Natur und alles, was auf natürliche Weise angebaut werden kann, Neugierde und Motivation, ein wertvolles Gut im Einklang mit Tieren und Natur biologisch und umweltverträglich herzustellen, brachte Anton zur Imkerei. Der Name Bienen Baule ist seinem Großvater Paul gewidmet, der vor kurzem verstorben ist. Anton hatte ein sehr enges Verhältnis zu seinem Großvater.
Was Anton an den Tieren fasziniert: „Bienen existieren schon ein paar Millionen Jahre länger als wir auf der Erde. Sie haben ein ausgeprägtes Sozialverhalten und fungieren praktisch als Organismus. Als Bienenhalter und Imker hat man eine Verantwortung und sollte wissen, was man tut.“
Zucht komplex, aber spannend
Antons Völkeranzahl liegt im mittleren zweistelligen Bereich. Die Arbeit mit den „kleinsten Haustieren der Welt“ übt nicht nur eine gewisse Faszination auf Anton aus, sondern bringt ihn auch zur Ruhe. Draußen bei den Bienen kann er entspannen. „Eine der schönsten Sachen ist es, nach dem Büro zu den Bienen in den Forst zu gehen und sie bei der emsigen Arbeit zu beobachten“, betont Anton, der hauptberuflich bei einem Versicherungsbüro im Projektmanagement tätig ist.
Freilich gebe es in der Hobbyimkerei auch stressigere Phasen, wie beim Honig schleudern. Je nach Sorte erstreckt sich das über einen Zeitraum von Ende Mai bis Mitte Juli. Gleichzeitig geht die Zuchtarbeit über die Bühne, was nochmal komplexer, aber in Antons Augen auch eines der spannendsten Dinge der Imkerei ist.
Dafür genießt er umso mehr Wertschätzung und positive Rückmeldungen, die er im Gespräch mit den Leuten erhält, wenn er auf den großen Märkten in Wasserburg seine Waren verkauft.
Skandal um gepantschten Honig
Dass bei der Honigherstellung auf Reinheit, Nachhaltigkeit und Regionalität Wert gelegt wird, ist leider nicht überall so. Stichwort „gepanschter Honig“ - ein Ärgernis nicht nur für Verbraucher, sondern auch eine echte Herausforderung für Imker.
„Ein Kilo Honig für zwei bis drei Euro - bei solchen Preisen kann kein Imker mithalten. Gerade Berufsimker mit viel größeren Völkerzahlen leiden unter dem Preisdruck des Weltmarkts durch Importhonig. Für sie geht es um die Existenz. Würde diese Berufsgruppe wegfallen, fehlen Millionen von Bienen. Dann wird es zäh. Daher ist es wichtig, dass Imker für ihre Arbeit auch einen fairen Preis bekommen.“
DNA-Tests können gestreckten von reinem Honig unterscheiden, Anton ist dennoch der Ansicht, Zölle und Verbraucherschutz müssten aktiv tätig werden. Sein Rat für Kunden geht daher zu regionalem Honig, bei dem man weiß, wo er herkommt und wie er produziert wurde.
Patenschaften für fleißige Bienchen
Anton selbst bezeichnet sich zwar als nur „kleines Licht“ in der Branche, ihm ist es dennoch ein Anliegen, sich im Namen der Bienen einzusetzen und umfassend zu informieren, wo der Honig herkommt und wie er hergestellt wird. Auf seiner Website gibt es nicht nur Informationen, er bietet beispielsweise auch Patenschaften für seine Bienen an. Und auf Instagram gibt es regelmäßig Einblicke in den Alltag eines Hobbyimkers.
Freilich hat der Hobbyimker auch Tipps parat, was jeder einzelne für eine summende Vielfalt tun kann: Von Totholzhaufen und Wildblumenwiesen in Gärten profitieren nicht nur Honigbienen, sondern auch das gesamte Ökosystem - und für eine hohe Biodiversität braucht es auch viele Wildbienen, deren Population ohnehin zurückgeht. Wer selbst keinen Garten hat, kann Projekte im Grünen unterstützen und fördern.
Freizeitbeschäftigung Imkerei
Für den 35-Jährigen ist und bleibt die Imkerei ein Hobby - er sieht auch die Zeit mit den Bienen als Entlohnung. „Ich kann mich stundenlang über Bienen unterhalten und mich mit ihnen beschäftigen. Ich bin sehr zufrieden, wie es aktuell läuft - auch mit der Größe meiner Imkerei. Ich kann jedes Jahr dazulernen und effizienter arbeiten.“
Freilich sei Luft nach oben, doch dafür müsse er mehr Zeit investieren. Außerdem soll der Hobbycharakter erhalten bleiben. „Ich möchte die Zeit mit den Bienen als Freizeitbeschäftigung genießen - neben Fußball und Fischen. Und natürlich steht die neu gegründete Familie mit meinem Sohn im Vordergrund“, unterstreicht er mit einem Lächeln. (mb)
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