„Alles auf null gestellt“
Die Franziskanerinnen als Wirtshaus-Retterinnen: So geht es voran im Auer Bräustüberl in Gars
Die Franziskanerinnen packen die ganz „große Schaufel“ aus: In das Auer Bräustüberl, das seit vielen Jahren leersteht, soll wieder Leben einkehren. Wie der Umbau vorangeht und welches alte Traditionsgebräu die Klosterschwestern noch ausgegraben haben.
Gars - Nicht nur die präparierte Gams in der Kiste wartet sehnsüchtig darauf, im Bräustüberl im Kloster Au wieder einen Platz zu bekommen. Vielen Menschen aus Gars und Umgebung und überhaupt allen, die bayerische Gemütlichkeit schätzen, geht es ebenso. Das ehemalige Bräustüberl mit seinen dunklen Holzvertäfelungen und dem gleichfarbigen Bier lockte jahrzehntelang viele Einheimische, Ausflügler und Touristen an. Der Charme von Kloster Au kam hier einfach besonders gut zur Geltung.
Wie nachzulesen ist wurde durch die Augustiner Chorherren bereits 1635 in Au eine Brauerei gegründet. Im Jahre 1803 gingen die Gebäude in den Besitz der Familie Gassner über. Vor nunmehr elf Jahren erwarb die Kongregation der Franziskanerinnen das Anwesen. Brauerei, Stüberl und Biergarten sind allerdings seit Jahren verwaist. Das ändert sich gerade, denn die Franziskanerinnen packen die ganz „große Schaufel“ aus. „Es wird hier alles auf Null gestellt“, erklärt Franz Linner, Geschäftsführer des Ordens.
Gams, Gläser und Masskrüge
Das Mobiliar samt weiteren Utensilien wie Rehbock, Gläser und Masskrüge harren in gesonderten Räumen auf die Dinge, die da kommen. Das Bräustüberl inklusive angrenzender Räumlichkeiten ist zurzeit nichts anderes als eine riesige Baustelle. „Die historischen Grundstrukturen bleiben selbstverständlich erhalten, wenngleich auch Mauern herausgerissen wurden“, betont Linner.
Ziel des Klosters ist es, im Frühjahr 2024 das Bräustüberl und den Biergarten wieder zu eröffnen. Wie Linner berichtet, werde er häufig angesprochen, wann denn eine Einkehr in Kloster Au endlich wieder möglich sei. Neben dem urigen Bräustüberl entsteht zeitgleich eine Wirtschaft, die gut bürgerliche Küche anbieten soll.
Sogar das ehemalige Wohnzimmer der Familie Gassner verwandelt sich in eine zünftige Gaststube. Die Räumlichkeiten, eine davon mit einem Kachelofen ausgerüstet, empfehlen sich künftig für Feierlichkeiten aller Art. Was Linner wichtig ist: „Bei uns soll sich jeder wohl fühlen. Wir setzen auf bayerische Lebensart und nicht auf „chichi“. Die alte Brauerei hat jedoch ausgedient und wird auch nicht mehr zum Leben erweckt.
„Kloster Auer Dunkel“ wird nachgebraut
Weil eine Wirtschaft ohne Bier selbstredend undenkbar ist, tüfteln bereits einige Herren an einer Rezeptur, die dem berühmten Kloster Auer Dunkel sehr nahe kommt. „Uns liegen alte Sudprotokolle vor, die es erleichtern, sich dem Ursprungsrezept anzunähern“, erklärt Linner und erzählt davon, dass sich der ehemalige Auer Braumeister Rainer Himmelstoß mit Brauermeister Sepp Meyer und Biersommelier Klaus Artmann diesbezüglich schon ans Werk machten.
Die Produktentwicklung ist also in vollem Gange. Neben dem legendären dunklen Bier sind weitere Sorten in Planung. „Zum Start unserer Gaststätte lassen wir das Bier über eine Lohnbrauerei herstellen“, gibt Linner bekannt. Es sei allerdings angedacht zu einem späteren Zeitpunkt mittels einer kleinen Hausbrauerei die Biere wieder an Ort und Stelle zu brauen.
Aufgrund der allgemeinen Personalsituation im Gastronomiebereich soll der Biergarten, wie schon vor seinem Stillstand, ein „Selbstbedienungs-Garten“ bleiben. Unter der über 100 Jahre alten Kastanie und der ehrwürdigen Linde lässt es sich jedenfalls trefflich verweilen und das Leben genießen. Das Bräustüberl soll soweit wie möglich wieder in seinen Ursprungszustand versetzt werden. „Die dunkle Vertäfelung ist allerdings vom Schwamm befallen, da müssen wir sehen ob und wie das Holz zu retten ist“ sagt der Geschäftsführer.

