Am Grottensteig
Brigitte Kammerer kümmert sich seit 15 Jahren um die Garser Kapelle - und „unerfreuliche Spenden“
Ein schönes Fleckchen in Gars ist die Kapelle am Grottensteig. Brigitte Kammerer kümmert sich seit 15 Jahren darum. Doch es gibt auch Ärger. Manche Besucher hinterlassen oft unerfreuliche „Spenden“.
Gars - Sie kommt mit einem Tulpenstrauß die Treppen zur Grotte empor. Dann sperrt Brigitte Kammerer das Gitter zu einer ganz besonderen Kapelle in Gars auf, die in der Marktgemeinde durchaus als kleines Juwel gilt. Seit nunmehr 15 Jahren kümmert sich Brigitte Kammerer ehrenamtlich um die Kapelle am Grottensteig, die an die Erscheinung der Heiligen Maria als „unbefleckte Empfängnis“ in Lourdes erinnert. „Momentan gibt es halt wenig frische Blumen“ sagt die Garserin fast entschuldigend und weist dabei auf die vorhandenen Gestecke hin, die zwar schön aussehen aber aus Kunstmaterial hergestellt sind.
Ab Frühjahr erstrahlt die Grotte jedoch wieder im neuen Licht wenn echte Blumen der Gottesmutter zu Füßen gelegt werden. Blumenarrangements und Sträuße, kreativ gestaltet von Brigitte Kammerer, verleihen der Kapelle stets aufs Neue ein würdiges Aussehen. Bürgermeister Georg Otter, der frühere Rathauschef in Gars, trug 2008 an Brigitte Kammerer die Bitte heran, sich um die Kapelle zu kümmern. „Freilich habe ich gleich zugesagt“, so die 71-Jährige und ergänzt: „Für mich ist es selbstverständlich mich in meinen Heimatort einzubringen“.
Kammerers Vorgängerin erkrankte, so dass sie vor 15 Jahren einsprang und bis zum heutigen Tag das Ehrenamt gerne ausübt. Die Garserin war außerdem jahrelang als Raumpflegerin in der Schule tätig. Auch das Leichenschauhaus wird von ihr betreut, damit dort ebenfalls alles sauber und ordentlich ist. Zwei bis dreimal wöchentlich steigt Brigitte Kammerer hinauf zur Grotte. „Gut, dass die Kapelle etwa auf halber Strecke liegt, so muss ich nicht den kompletten Steig bewältigen“, meint sie schmunzelnd. Von der Innbrücke hinauf bis zum Marktplatz sind es nämlich 165 Stufen, die der Fußgänger zu meistern hat.
Schachteln, Papier und Abfall
Was die Witwe besonders freut, die für die Felsenkapelle natürlich auch ihren eigenen Minigarten plündert: „Ich erhalte immer wieder Blumen- und Kerzenspenden, und zwar nicht nur von Freunden und Garser Bürgern sondern auch von Leuten, die ich gar nicht kenne“. Die Fremden würden Kerzen oder Blumengebinde einfach durch das Gitter an der Felsenhöhle schieben.
Ganz und gar unerfreulich seien allerdings andere „Spenden“, die die Kapelle schon aushalten musste. Schachteln, Papier und weiterer Abfall würden immer wieder in der Grotte landen. „Der Gipfel war aber einmal eine Bierflasche, die offenbar direkt in Richtung Gottesmutter geworfen wurde“, ärgert sich die Garserin, die über derartiges Verhalten nur den Kopf schütteln kann. Ebenso unverständlich sind für die 71-Jährige die Schmierereien am Grotten-Durchgang. Vor einigen Monaten wurde die Wand wieder verunstaltet.
Die Garserin berichtet noch von einer anderen Situation, die ihr etwas Kopfzerbrechen bereitete. „Es war letzten Herbst als in der Grotte plötzlich zwei Steinbrocken lagen, die wahrscheinlich von der Decke abgefallen sind. Gut dass ich zu diesem Zeitpunkt nicht in der Kapelle zu tun hatte“. Abgesehen von diesem Ereignis ist die Grotte für Brigitte Kammerer jedoch so etwas wie ein kleiner Kraftort, der zum Rasten und Innehalten einlädt. „Wie im richtigen Leben halt. Ein bisschen verweilen, damit man gestärkt seinen Weg fortsetzen kann“, meint sie. Viele Bürger würden das Kleinod am Grottensteig sehr zu schätzen wissen. Die Kapelle sei gefühlt schon immer da gewesen und sie gehöre einfach zu den Menschen, die hier leben.
Die Lourdes-Kapelle wurde einst vom Verschönerungsverein errichtet und am 22. Oktober 1893 feierlich eingeweiht. Unterlagen in Form einer Zeichnung belegen aber, dass sich in der Zeit um 1680 an gleicher Stelle bereits eine Kapelle befand.

