Dahoam in Vancouver
Vom Haager Land nach Kanada: So leben Raphaela und Michael Obermaier ihren amerikanischen Traum
Schon als Kinder träumten Raphaela und Michael Obermaier aus Maitenbeth und Haag von den fernen USA. Ganz geklappt hat es mit dem Traum vom Land der Freiheit nicht, stattdessen sind sie nach Kanada ausgewandert. Warum sie sagen: „Es ist das Beste, was wir je gemacht haben“.
Haag/Maitenbeth– Seit fünf Jahren nennen Raphaela und Michael Obermaier das kanadische Vancouver an der Grenze zu den USA ihr Zuhause. 2024 haben sich die beiden mit ihrer Werbeagentur selbständig gemacht.
„Wir haben die Berge und das Meer vor der Haustür“, schwärmt Raphaela Obermaier von Vancouver. Und ihr Ehemann Michael ergänzt: „Wir wohnen im Urlaub.“ Die beiden 29-Jährigen stammen aus dem Haager Land. Michael stammt direkt aus der Marktgemeinde, Raphaela wuchs in Maitenbeth auf. Bereits seit Kindertagen hegen die beiden eine Affinität zu den USA, der Kultur und Sprache. „Wir hatten beide eine Flagge der USA im Kinderzimmer hängen“, erinnert sich Raphaela. Unabhängig voneinander planten beide, dort irgendwann zu leben. „Aber ein Arbeitsvisum direkt für die USA zu bekommen, ist nahezu unmöglich“, berichtet Michael Obermaier. Mit dem Umweg über Kanada kann es gelingen.
Erste Auftraggeber: Netflix, Nike und die NBA
Nach ihrer Ausbildung zu Mediengestaltern sowie einigen Jahren Arbeitserfahrung fand 2019 schließlich der Umzug nach Nordamerika statt. Michael hatte seine Ausbildung in Ebersberg mit dem Fokus im Printbereich absolviert, Raphaela beim Bayerischen Rundfunk in München mit Schwerpunkt Digital. „Wir ergänzen uns mit unseren verschiedenen Schwerpunkten sehr gut“, erzählt Raphaela. Vor dem Umzug hatte sich das Paar auf ein Visum für Kanada beworben, um Arbeit zu suchen. Das ist stets auf ein Jahr begrenzt und reichte für die beiden Auswanderer aus, um eine Anstellung zu finden und wirtschaftlich auszukommen. Und nicht nur eine Arbeit fanden die beiden rasch: Im März 2024 gründeten die beiden Mediengestalter ihre eigene Werbeagentur Camisado.
Bei ihrem bisherigen Arbeitgeber in Kanada konnten sie entsprechende Kontakte knüpfen .Zu ihren ersten Auftraggebern gehören namhafte Kunden wie die NBA, Netflix und Nike. Ihr erster großer Auftrag: Ein riesiges Event rund um das NBA In-Season Tournament in Las Vegas, ein nordamerikanisches Basketballturnier, vergleichbar mit dem DFB-Pokal im Deutschen Fußball. „Wir konnten da sehr kreativ sein,“ erinnert sich Michael Obermaier. „Die Fankultur ist riesig in den USA.“ Die Fans konnten sich mit ehemaligen Basketballspielern treffen und Fotos machen. „Alle Sponsoren machen mit, es wird eine riesige Party veranstaltet,“ berichtet Raphaela Obermaier. „So etwas gibt es in Deutschland noch gar nicht bei Sportveranstaltungen “, ergänzt ihr Mann Michael und schwärmt von den riesigen Bildprojektionen an Gebäudefronten. Ähnlich groß zogen sie das Projekt „Netflix is a Joke“ auf, ein Comedy Event des Streamingunternehmens.
USA als hochgestecktes Ziel
Inzwischen hat sich das Paar auf die kanadische Staatsbürgerschaft beworben. Im April wurde der gemeinsame Sohn geboren, er ist von Geburt an Kanadier. Doch das große Ziel sind immer noch die USA. Das Paar plant, eine Zweigstelle ihres eigenen Unternehmens im US-amerikanischen Oregon zu gründen. Dort wohnen Verwandte des Paars. „Es ist auch günstiger, ein Haus in den USA zu kaufen als in Kanada“, erzählt Michael Obermaier. „Die Leute in Nordamerika sind ganz anders. Ihre Lebenseinstellung ist anders,“ beschreibt der Mediengestalter seine Liebe zu dem Kontinent. „Die Hilfsbereitschaft ist riesig. Die Menschen fragen einfach, wenn jemand suchend aussieht. Sie sind freundlich und offen, vielleicht auch oberflächlicher. Aber es herrscht immer ein sehr positiver Ton.“
Auch die Arbeitswelt funktioniere anders als in Deutschland: Oftmals würden Arbeitnehmer zehn Urlaubstage und drei bezahlte Krankheitstage erhalten. Ein Jahr nach der Geburt eines Kindes erhält der daheim bleibende Elternteil 50 Prozent seines letzten Gehalts. Die beiden Auswanderer sind überzeugt, dass Unternehmen in Nordamerika von diesen – für manche schwierigen – Bedingungen profitieren. „In unserer Branche muss man Leistung zeigen: täglich drei bis vier unbezahlte Überstunden müssen drin sein. Das ist kein Nine-to-five-Job“, erklärt Michael Obermaier. „Das ist halt abhängig vom Projekt.“
Heimatgefühl in Kanada
Ihren Urlaub können die beiden Unternehmer sich zum Glück frei einteilen. Mindesten seinmal im Jahr wollen sie nach Deutschland fliegen. „Die zehn Stunden Flug sind schon sehr blöd“, berichtet Michael. Dafür bekommt die junge Familie aber auch viel Besuch aus Deutschland. Nun waren sie über Weihnachten im Wasserburger Land, besuchten ihre Eltern und Geschwister sowie Freunde. „Der Terminplan ist voll, wenn wir kommen“, erzählt seine FrauRaphaela. Bei einem Besuch der diesjährigen Sport-Messe ISPO Munich konnten sie Kontakte zu europäischen Kunden knüpfen, auch wenn ihr Lebensmittelpunkt Nordamerika ist.
„Ein Heimatgefühl hat sich bereits nach drei Monaten in Kanada eingestellt“, berichtet Raphaela Obermaier. „Eine Rückkehr nach Bayern ist eigentlich nicht vorstellbar.“ Ehemann Michael stimmt ihr zu: „Das Auswandern nach Nordamerika war das beste, was wir machen konnten.“