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Neue Therapiemöglichkeiten

Krebserkrankung aufhalten: mRNA-Impfstoff zeigt Wirkung bei verschiedenen Tumoren

Jedes Jahr erkranken in Deutschland circa 500.000 Menschen an Krebs – nur rund die Hälfte davon kann geheilt werden. Die Forschung setzt auf neue Behandlungsmöglichkeiten.

Im Kampf gegen Krebs könnte es zukünftig einen neuen und vielversprechenden Therapieansatz geben. Ergebnisse aus Studien der Phase I und II des Mainzer Pharmaunternehmens BioNTech zeigen, dass eine Kombination aus einer bestehenden Immuntherapie mit CAR-T-Zellen und einem noch nicht zugelassenen mRNA-Impfstoff das Tumorwachstum bei Patienten stoppen kann. Diese Kombinationstherapie könnte für bereits erkrankte Patienten auch jüngerer Altersgruppen mit verschiedenen Krebsarten wie Lungenkrebs, Eierstockkrebs und Hodenkrebs einen zukunftsweisenden therapeutischen Ansatz bedeuten, durch den die Tumore und Karzinome schrumpfen. Auch wenn in diesem Zusammenhang von einem Impfstoff die Rede ist, so kann die Behandlung nicht grundlegend präventiv vor Krebs schützen, doch möglicherweise könnte die Therapie eine Neuerkrankung verhindern.

Therapeutische, nicht präventive Therapie: Warum dennoch von Impfung die Rede ist

Patienten wird zur Behandlung ein kleiner Abschnitt mRNA (Bote, der eine genetische Information für den Aufbau eines bestimmten Proteins in einer Zelle überträgt) eines krebstypischen Proteins geimpft. Dabei werden insbesondere auf Krebszellen vorkommende Proteinabschnitte ausgewählt, um eine starke Immunantwort zu erreichen. Das Prinzip von immuntherapeutischen Impfstoffen mit mRNA ist es, das Immunsystem auf die entsprechenden Strukturen und damit die Tumorzellen abzurichten – auch für die Zukunft. Das Immunsystem merkt sich das entartete Protein und kann damit ausgestattete Zellen zukünftig erneut bekämpfen. Die mRNA verbleibt nicht im Körper, sondern wird abgebaut.

Quelle: Bundesministerium für Bildung und Forschung – Projektgruppe Nationale Dekade gegen Krebs

Basis der Krebsbehandlung mit dem Impfstoff ist die CAR-T-Zellen-Therapie

Eine neue Krebstherapie mit einem Impfstoff hemmt laut Studie das Wachstum von Tumorzellen. (Symbolbild)

Tatsächlich konnte dieser Ansatz im Rahmen der Studie mit 44 Probanden verdeutlicht werden. 38 Studienteilnehmer mit bösartigen Tumoren wurde die Kombinationstherapie verabreicht. Bei 13 Patienten konnte in 95 Prozent der Fälle das Wachstum der Tumorzellen gestoppt werden, bei 59 Prozent der Probanden wurde der Tumor sogar kleiner.

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Die Grundlage des mRNA-Impfstoffs ist zunächst die CAR-T-Zellen-Therapie, die das körpereigene Abwehrsystem zur Tumorbekämpfung wieder aktivieren soll.

Hier entnimmt man dem erkrankten Patienten weiße Blutkörperchen aus seinem Blut, modifiziert sie, gibt sie dem Patienten zurück. Und diese Zellen können dann den Tumor ganz spezifisch angreifen. Aber die Zellen könnten besser und auch länger leben. Und sie könnten diesen Tumor besser finden. Und da kommt dieser mRNA-Impfstoff mit ins Spiel.

Prof. Klaus Stöhr, Virologe, im Gespräch mit „welt.de“ zur Kombinationstherapie mit CAR-T-Zellen und mRNA

Bessere Krebstherapie möglich: mRNA-Impfung kann Funktionalität der CAR-T-Zellen steigern

Die mRNA-Impfung soll nun die Funktionalität der CAR-T-Zellen steigern können und dadurch die Ansprechrate bei mehreren verschiedenen Tumorarten wie Eierstockkrebs, Hodenkrebs, Gebärmutterkrebs, Magenkrebs und Darmkrebs erhöhen.

Die mRNA-Impfstoffe helfen, bestimmte Proteine auf den Zelloberflächen zu finden. Und die gibt es bei einem relativ großen Anteil von Krebs. Es kann ein großes Spektrum von Krebspatienten mit einem großen Spektrum von verschiedenen Krebsarten davon profitieren. Das ist eine sehr interessante Kombination. 

Prof. Klaus Stöhr, Virologe, im Gespräch mit „welt.de“ zur Kombinationstherapie mit CAR-T-Zellen und mRNA

Es bedarf noch weitere Jahre der Forschung mit Phase III der Studie, bis der mRNA-Impfstoff zur Behandlung von Krebs zugelassen werden kann und für Patienten zur Verfügung steht.

Zehn Krebsarten mit den geringsten Überlebenschancen

Menschliche Körper
Das Mesotheliom zählt zu den tödlichsten Krebsarten. Laut Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) liegt die 5-Jahres-Überlebensrate bei nur knapp über zehn Prozent. Beim Mesotheliom handelt es sich um einen seltenen Tumor des Weichteilgewebes. Überwiegend Männer im höheren Lebensalter sind davon betroffen. Diagnostiziert wird er meistens im Brustfell, seltener im Bauchfell.  © Zoonar.com/ersin arslan/IMAGO
Menschlicher Körper mit Bauchspeicheldrüse
Bauchspeicheldrüsenkrebs oder Pankreaskrebs gilt als eine der tödlichsten Krebsarten überhaupt. Nur etwa sieben bis acht Prozent der Patienten überleben die ersten fünf Jahre nach einer Diagnose. Häufig wird der Tumor zu spät erkannt und bildet Metastasen. Zudem kommt er oftmals nach einer Therapie wieder zurück. © Zoonar.com/ersin arslan/IMAGO
Leber
Auch wenn Leberkrebs relativ selten ist, so gehört er dennoch wegen seiner schlechten Prognose zu den häufigsten Krebstodesursachen. In Deutschland treten rund 9.500 neue Fälle im Jahr auf, bei ungefähr 8.000 Todesfällen. Das relative 5-Jahres-Überleben sowohl bei Männern als auch bei Frauen liegt bei etwa 15 Prozent. Die Prognose hängt dabei vom Zustand der Leber und vom Stadium der Krebserkrankung ab. © Science Photo Library/IMAGO
Person hält Zigarette in der Hand
Rauchen bzw. Tabakkonsum ist der Hauptrisikofaktor für Lungenkrebs, dessen Prognose in der Regel ebenfalls ungünstig ist. Laut RKI liegt die relative 5-Jahres-Überlebensrate bei Frauen bei rund 21 Prozent, bei Männern bei rund 15 Prozent. Auch hier unterscheiden sich die Überlebensaussichten jedoch deutlich nach dem Stadium der Krebserkrankung. Allerdings wird Lungenkrebs meist spät entdeckt, da er im frühen Stadium meist keine Beschwerden verursacht.  © ETfoto/IMAGO
Frau hält Modell von Gehirn in Händen
Das zentrale Nervensystem (ZNS) befindet sich im Schädel und im Wirbelkanal in der Wirbelsäule. Es umfasst alle Nerven und Nervenbahnen im Gehirn und Rückenmark. Krebserkrankungen des ZNS betreffen zu 95 Prozent das Gehirn, während sich die restlichen fünf Prozent auf vier Bereiche verteilen: das Rückenmark, Hirn- und Rücken­marks­häute und Hirn­nerven. Krebserkrankungen des ZNS zählen zu den gefährlicheren Krebsarten. Bei Männern liegt demnach die relative 5-Jahres-Überlebensrate für bösartige ZNS-Tumore bei 21 Prozent, für Frauen bei 24 Prozent. Trotz Forschung sind die genauen Ursachen für die verschiedenen Hirntumore weitgehend unklar. Über die Risikofaktoren ist deshalb wenig bekannt.  © Mareen Fischinger/IMAGO
Person hält sich Hände an Bauch
Gallenblasenkrebs und Gallengangkrebs kann sich unter anderem durch Bauchschmerzen im oberen Bauch bemerkbar machen. Schuld daran sind bösartige Tumore in der Gallenblase beziehungsweise in den Gallenwegen. Nur wenige Patienten mit der Krebserkrankung sind fünf Jahre nach der Diagnose noch am Leben. Die relativen 5-Jahres-Überlebensraten bei bösartigen Tumoren der Gallenblase und der Gallenwege betragen bei Männern 20 Prozent und für Frauen 17 Prozent und sind damit relativ niedrig. © Iordache Magdalena/IMAGO
Speiseröhre
Auch der Speiseröhrenkrebs zählt zu den Krebsarten mit ungünstigen Überlebensaussichten. Mit einer Rate von circa 90 Prozent ist er bezogen auf die Mortalitätsrate (Anzahl der Gestorbenen im Verhältnis zu den Erkrankten) mit am tödlichsten. Jedoch ist die Anzahl der Erkrankten bei dieser Krebsart auch niedriger. Die relative 5-Jahres-Überlebensrate liegt für Männer bei 22 Prozent, für Frauen bei 24 Prozent. Alkohol, Rauchen und Übergewicht zählen zu den wichtigsten Risikofaktoren. © Science Photo Library/IMAGO
Frau bekommt Magenspiegelung
Die wichtigste und aussagekräftigste Untersuchung, um einen Magentumor feststellen zu können, ist die Magenspiegelung (Gastroskopie). Da die Krebserkrankung häufig erst spät erkannt wird, ist sie meist nicht mehr heilbar. Das macht die Prognose der Lebenserwartung bei Magenkrebs relativ ungünstig. Fünf Jahre nach der Diagnose lebt etwa nur noch ein Drittel der Betroffenen. Zwar haben sich laut RKI die Überlebensaussichten in letzter Zeit verbessert. Allerdings bleiben sie im Vergleich zu anderen Krebsarten immer noch ungünstig. Bei Frauen liegt die relative 5-Jahres-Überlebensrate demnach bei 37 Prozent, für die Männer bei 34 Prozent. © Kzenon/IMAGO
Eierstock
Eierstockkrebs ist um ein Vielfaches tödlicher als beispielsweise Brustkrebs. Laut RKI sind die Überlebensaussichten von Patientinnen mit Eierstockkrebs relativ schlecht. Aktuell liegt die relative 5-Jahres-Überlebensrate bei 42 Prozent. Je früher die Krankheit jedoch erkannt wird, desto besser sind die Überlebenschancen. Da die Symptome allerdings unspezifisch sind, ist eine Früherkennung des sogenannten Ovarialkarzinoms kaum möglich. So überleben nur knapp 50 Prozent der betroffenen Frauen nach fünf Jahren mit dem Krebs. © Zoonar.com/ersin arslan/IMAGO
Knochenmark
Eine bösartige Erkrankung des Knochenmarks wird als Multiples Myelom bezeichnet. Dabei stellt es eine bösartige Vermehrung Antikörper produzierender Plasmazellen dar. Die Erkrankung tritt meist zuerst im Knochenmark auf, wo sie häufig mehrere Erkrankungsherde (z.B. Knochenbrüche, Blutbildveränderungen) bildet. Mit einer relativen 5-Jahres-Überlebensrate von 54 Prozent bei Frauen und 56 Prozent bei Männern ist auch ihre Prognose eher ungünstig. So ist mit einer dauerhaften Heilung in der Regel nicht zu rechnen. © Zoonar.com/ersin arslan/IMAGO

Dieser Beitrag beinhaltet lediglich allgemeine Informationen zum jeweiligen Gesundheitsthema und dient damit nicht der Selbstdiagnose, -behandlung oder -medikation. Er ersetzt keinesfalls den Arztbesuch. Individuelle Fragen zu Krankheitsbildern dürfen von unserer Redaktion nicht beantwortet werden.

Rubriklistenbild: © ingimage/Imago

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