Urlauber skandieren rassistische Parolen
Skandal-Video auf Sylt: Politiker äußern Empörung – Jetzt spricht Bundeskanzler Scholz
Bundesweit löst ein Video über rassistisches Gegröle vor einem Sylter Lokal Empörung aus. Politiker zeigen sich schockiert. Nun schaltet sich auch Olaf Scholz ein.
Sylt – Nur wenige Sekunden dauert das Handyvideo, das derzeit auf verschiedenen sozialen Netzwerken kursiert – schockiert aber bundesweit. Junge Menschen feiern ausgiebig während Pfingsten vor einem Nobel-Lokal auf Sylt und grölen zum Party-Hit „L‘amour Toujours“ von Gigi D´Agostino die rechtsradikalen Parolen „Ausländer raus“ und „Deutschland den Deutschen“. Die fünf Beteiligten wurden ermittelt, der Staatsschutz ermittelt wegen Volksverhetzung und des Verwendens von verfassungswidrigen Kennzeichen, wie die Polizei am Freitag (24. Mai) mitteilte. Bundesweit schlägt das Skandalvideo Wellen, die Empörung ist groß.
Betreiber des Nobel-Lokals zieht Konsequenzen – Politik empört über Skandal-Video
Kurze Zeit nach Bekanntwerden des Videos hatte sich der Geschäftsführer und Gesellschafter des Lokals geäußert. Er erklärte, welche Konsequenzen er und das Team des Pony Clubs in Kampen auf Sylt wegen des schockierenden Vorfalls ziehen werden. Selbst der Bürgermeister der Promi-Insel Sylt reagierte auf das rassistische Gegröle. Auch viele Politikerinnen und Politiker auf Bundesebene zeigten sich geschockt.
Bundesjustizminister Marco Buschmann verurteilte den rassistischen Vorfall. „Ausländerfeindliche Parolen widersprechen allem, wofür das Grundgesetz steht“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur in Berlin am Freitag. „Wer so etwas grölt, hat nichts aus der Geschichte gelernt.“
Bundeskanzler Scholz über Video mit rassistischen Parolen auf Sylt: „ekelig“ und „nicht akzeptabel“
Ähnlich schockiert zeigten sich Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther von der CDU („Bild von einer schlimmen Wohlstandsverwahrlosung“) oder Bundesinnenministerin Nancy Faeser („Schande für Deutschland“). Es stelle sich die Frage, „ob wir es hier mit Menschen zu tun haben, die in einer wohlstandsverwahrlosten Parallelgesellschaft leben, die die Werte unseres Grundgesetzes mit Füßen tritt“, sagte die SPD-Politiker den Zeitungen der Funke Mediengruppe.
Solche Parolen sind eklig. Sie sind nicht akzeptabel. #Sylt
— Bundeskanzler Olaf Scholz (@Bundeskanzler) May 24, 2024
Am Freitagnachmittag schaltete sich auch Bundeskanzler Olaf Scholz ein und kommentierte den rassistischen Gesang, der von den fünf jungen Menschen in dem Skandal-Video zu hören ist. Auf der Plattform X schrieb Scholz: „Solche Parolen sind eklig. Sie sind nicht akzeptabel. #Sylt“.
Die CDU-Bundestagsabgeordnete Serap Güler sagte über das Sylt-Video zu IPPEN.MEDIA: „Feierlaune und Champagner sind für so einen Fehltritt auch keine Entschuldigung. Gut, dass dieses Video jetzt öffentlich geworden ist und die Kritik daran groß ist.“ Das Video zeige: „Rechtslastiges Denken verfängt in allen Schichten und ist bei weitem kein rein ostdeutsches Problem.“ Und NRW-Medienminister Nathanael Liminski warnte angesichts des Videos aus Sylt vor einem „diabolischen Humor“, der aus TikTok in die analoge Welt überschwappe.
Neben des politischen Widerhalls und den Ermittlungen des Staatsschutzes dürften die Beteiligten, die in dem Video teils erkennbar sind, mit weiteren Konsequenzen rechnen haben. So äußerte sich etwa die Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) Hamburg am Freitagnachmittag in einer Pressemitteilung und teilte mit, es bestehe der Verdacht, dass es sich bei einer der beteiligten Personen um eine Studierende der Hochschule handle. Um die Persönlichkeitsrechte zu wahren, werde sich die HAW Hamburg zu konkreten Namen nicht weiter äußern. Die Hochschule steht gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit in jeglicher Form, wie es in der Mitteilung weiter hieß.
Und für eine der Feiernden hat das rassistische Gegröle sogar berufliche Folgen. Die junge Frau sei wohl bei der Hamburger Influencerin Milena Karl als Assistentin angestellt gewesen. In einer Instagram-Story teilte Karl mit, ihre Angestellte „mit sofortiger Wirkung“ entlassen zu haben.