Teilnehmer aus der Region unterstützen PETA-Aktion
Bei Demo gegen Zuchtverband Miesbach: Tiertransporte treiben Aktivisten Tränen in die Augen
Bei einer Demo der Tierschutzorganisation PETA in Miesbach haben Tierschützer, unter anderem aus Rosenheim, den Umgang des dort ansässigen Zuchtverbandes mit den Tieren angeprangert. Als dann zeitgleich Tiertransporte eintrafen, stiegen Aktivisten Tränen in die Augen.
Miesbach/Rosenheim – 25 Tierschützer, darunter Teilnehmer unter anderem aus Rosenheim, Bruckmühl und Bad Feilnbach, traten am Montagnachmittag (14. August) vor der Oberlandhalle des Zuchtverbands Miesbach zur Demonstration gegen die Misshandlung von Kälbern, das „Milch-System“ und für eine bio-vegane Landwirtschaft an. Sie folgten damit der Tierrechtsorganisation PETA, die Strafanzeige gegen das Miesbacher Traditionsunternehmen stellt.
Pünktlich um 15 Uhr kamen die ersten 12 Tierschützer – laut der Organisatoren von PETA aus Stuttgart, Nürnberg, Rosenheim, und Bad Feilnbach – zu Fuß zum Parkplatz des Zuchtverbands an der Miesbacher Straße/B 307. Einige trugen PETA-T-Shirts mit der Aufschrift „People for the ethical treatment of animal“ oder trugen wie schon bei der Aktion vor einigen Wochen in Rottach-Egern „Kuh-Look“.
Zahlreiche Plakate mit Losungen und Parolen
Auch sonst waren die Tierschützer gut vorbereitet: Aus einem Karton zogen sie etliche Plakate mit Losungen und Parolen wie „Tiere sind keine Ware“, „Zuchtverband misshandelt Tierkinder“, „Zuchtverband Miesbach – Schämt Euch!“, „Miesbacher Tierkinder-Schänder“ und „Tierwohl in Bayern: Anbindehaltung und verprügelte Kälber“. Außerdem ein ziemlich mitgenommenes, fast lebensgroßes Stofftier-Kalb, auf dessen Nacken sich später fürs Foto ein Tierschützer im Blaumann in bekannter amerikanischer Polizei-Manier knien sollte.
Doch bevor die Truppe bei sengenden 29 Grad dafür in Aufstellung ging, kontrollierten zwei Polizeibeamte der Inspektion Miesbach unter Hinweis auf das die rechtlichen Hintergründe des geltenden Versammlungsrechts die Anmeldung zu der vom Landratsamt genehmigten Demo. Der mitgebrachte Baseballschläger wurde daraufhin schnell verräumt. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte es den Anschein, als würde es lediglich bei der Dokumentation der Versammlung bleiben. Aber je mehr weitere Tierschützer – rund ein Dutzend – eintrafen, desto lebhafter wurde die Versammlung.
130 Kilometer zur Demo angereist
Da war beispielsweise Brigitte Kübelböck (57) aus Tüßling bei Altötting, die zusammen mit ihrem Mann eigens für die Demo die knapp 130 Kilometer gefahren waren. „Wir sind da, weil man was tun muss. Die Tierquälerei muss ein Ende haben!“, sagte sie fest. Lydia Nestorovic (32) aus Rosenheim war gekommen, weil sie das „System Milch“ kritisierte und aufzeigen möchte, welche Ausmaße dieses habe – beispielsweise auf die Züchtung, die Kälbermast und Tiertransporte. „Das ist so vielen gar nicht bewusst“, sagte sie unverständig und zeigte ihr eigenes Demo-Plakat „Wenn Tiere sprechen könnten, dann müssten sich viele in Grund und Boden schämen“.
Marika Steinsailer (53) aus Bruckmühl, seit zehn Jahren Veganerin, wurde konkreter: „Auch in Bayern gibt es Tierleid, das leider von der Politik geredet wird – speziell von der Bayerischen Landwirtschaftsministern Michaela Kaniber.“ Regionalität und Lokalität seinen leider keine Garantie für ein glückliches Tierleben und -sterben, stellte sie fest. Florian Hießl (50), Sprecher des Grünen/Bündnis90-Ortsverbandes in Geretsried, sprach sich vehement gegen die Massentierhaltung und für den Tierschutz aus. Auf seinem Plakat das Schopenhauer-Zitat: „Die Welt ist kein Machwerk und die Tiere kein Fabrikat zu unserm Gebrauch.“
Die Demonstranten diskutierten untereinander, stellten sich immer zu neuen Fotos auf und hielten immer wieder ihre Transparente den vorbeifahrenden Autos entgegen. Einer mit Miesbacher Kennzeichen bog auch ab und suchte aus dem Auto heraus kurz das Gespräch. PETA-Campaigner Sam Hackings (24) aus Stuttgart griff sich das Megaphone und schilderte nochmals den laut seiner Meinung „übermäßig gewaltsamen und lebensverachtenden Umgang mit den Tierkindern im Zuchtverband“, der filmisch festgehalten und im TV ausgestrahlt wurde und nach wie vor im Netz angeschaut werden kann. Hackings beschrieb das Treten, die Schläge und das Ziehen am Schwanz und prangerte die Dichte sowie den Mangel an Fressen und Trinken in den Kälberbuchten in der Oberlandhalle an. „Der ganze Ablauf ist eine Tortur und massiver Stress, wo eigentlich Schutz und Fürsorge herrschen sollten“, rief er und forderte unter Applaus einen grundsätzlichen Wandel in der Landwirtschaft.
Drei Tiertransporte rollen vor Ort an
Als dann zufällig auch noch drei Tiertransporter anrollten und Kälber vom Zuchtverband holten und abtransportierten, wurde die Demo sehr emotional. Beim Anblick der kleine Flotzmäuler, die die Kälbchen zwischen den schmalen Luftschlitzen rausstreckten, fingen einige Demonstrantinnen an zu weinen. Danach skandierten sie im Chor: „Tiere sind keine Ware“, „Kälber wollen leben“, „Kälber fühlen schmerzen“, „Kälber fühlen Freude“, „Kälber haben Familie“ und fügten jedes Mal ein „genau wie wir!“ an.
In der Zwischenzeit waren zwei weitere Polizei-Einsatzfahrzeuge eingetroffen. Von Seiten des Zuchtverbands ließ sich offiziell niemand sehen oder suchte das Gespräch mit den Tierschützern. Gegen Feierabend kamen indes vier Mitarbeiter aus dem Bürogebäude, schauten sich die Versammlung an und machten einige Fotos.
Zu einem Austausch oder Kontakt mit den Demonstrierenden kam es nicht. Als sich die vier Zuchtverbands-Mitarbeiter wieder in das Bürogebäude zurückzogen, riefen ihnen die Tierschützer hinterher, dass sie sich schämen sollten für das, was sie dort drinnen treiben würden. Sie skandierten bis zum Schluss „Tierhaltung gehört abgeschafft! Anbindehaltung gehört abgeschafft! Der Kälbermarkt gehört abgeschafft!“.