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Geschäftsführer äußert sich zu Vorwürfen

Schwere Misshandlung von Kälbern? Peta attackiert Alpenfleckvieh-Zuchtverband Miesbach

Ein Mitarbeiter des Fleckenvieh-Zuchtverbands Miesbach tritt ein Kälbchen. Wegen Aufnahmen wie diesen hat die Tierschutzorganisation Peta Anzeige bei der Staatsanwalt II München erstattet.
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Ein Mitarbeiter des Fleckenvieh-Zuchtverbands Miesbach tritt ein Kälbchen. Wegen Aufnahmen wie diesen hat die Tierschutzorganisation Peta Anzeige bei der Staatsanwaltschaft II München erstattet.

Jeden Donnerstag ist Kälbermarkt in Miesbach. Nun sind Aufnahmen aufgetaucht, auf denen Mitarbeiter des Alpenfleckvieh-Zuchtverbands und deren Kinder Tiere treten. Die Tierschutzorganisation Peta hat Anzeige wegen Misshandlung gegen den Verein erstattet. Der Geschäftsführer äußert sich zu den Vorwürfen.

Miesbach – „Die Tiere werden getreten, an den Ohren gezogen und ihre Schwänze werden schmerzhaft gebogen“, heißt es in der Pressemitteilung der Tierschutzorganisation Peta. Die Vorwürfe: lebensverachtender Umgang, unermessliches Tierleid und Misshandlung. Video-Aufnahmen beweisen die Gewalt gegen die Kälber nach Angaben von Peta. Nicht nur Mitarbeiter, sondern auch deren Kinder sind darin zu sehen. Der Fernsehsender RTL hat das Material ausgestrahlt.

Seit über zwölf Jahren kein Vertreter vor Ort

„Glücklich mit der Vorgehensweise sind wir nicht“, sagt Josef Günthner, Geschäftsführer des Alpenfleckvieh-Zuchtverbands. Etwas ähnliches sei noch nie passiert. Vertreter der Tierschutzorganisation „Animals‘ Angels“ hätten den Kälbermarkt bereits besucht. „Die waren aber zufrieden, da hat es kein Nachspiel gegeben.“ Doch Julia Havenstein, Vorsitzende der „Animals‘ Angels“, teilt mit, dass seit über zwölf Jahren kein Mitarbeiter der Organisation vor Ort war. Deshalb kenne sie die aktuelle Lage nicht.

Doch diesmal ist es anders. Mitarbeiter von Peta haben rechtliche Schritte gegen den Zuchtverband eingeleitet. „Ich kann bestätigen, dass eine entsprechende Anzeige von Peta bei der Staatsanwaltschaft II München eingegangen ist und derzeit geprüft wird”, sagt Sprecherin und Oberstaatsanwältin Andrea Grape. Wie diese Prüfung aussieht, teilt sie nicht mit.

Während der Ausgang der Prüfung offen ist, hat der Geschäftsführer bereits auf die Vorwürfe reagiert: „Wir haben die Mitarbeiter offiziell ermahnt, dass nur mit der Hand getrieben wird.“ Bei einer Versammlung seien die Marktleiter nachgeschult und sensibilisiert worden. Günthner will vermeiden, dass sich ein solches Verhalten wiederholt.

Standard auf Kälbermärkten „relativ gut“

Die Mitarbeiter seien einsichtig gewesen. Sie hätten die Kritik aufgenommen. „Die Maßnahmen zeigen bereits Wirkung“, versichert Günthner. Der Umgang mit den Kälbern sei „noch besser geworden“. Der Standard auf den Kälbermärkten ist laut dem Geschäftsführer aber ohnehin „relativ gut“.

„Wir sind uns bewusst, dass ein Markttag für ein Kalb aufregend sein kann“, sagt der Geschäftsführer. Deshalb verzichte der Verband auf zulässige Treibhilfen wie Stöcke oder klappernde Kälberpaddel. So solle eine möglichst ruhige Atmosphäre geschaffen werden. „Selbstverständlich dürfen Tiere nicht getreten werden“, betont Günthner.

Auch an den Ohren sollten Kälber nicht gezogen werden. Das Jungtier in dem Kurzfilm sei jedoch „ungünstig gelegen“. Um aufstehen zu können, brauche es Schwung nach vorne. Das sei nicht möglich gewesen. Der Mitarbeiter in dem Video habe das Tier an den Ohren gezogen, um dem Tier aufzuhelfen.

Neben einigen Männern sind zwei Jungen in dem Video zu sehen. Auch sie treten die Kälber. Die beiden Jungen sind laut Günthner Kinder von Angestellten, die in den Ferien mit ihren Vätern mitgekommen sind. „Die Kinder standen unter der Aufsicht ihrer Eltern“, sagt der Geschäftsführer.

„Wir sind Tierliebhaber“

Markus Dinzenhofer, von der Viehzuchtgenossenschaft Rosenheim des Zuchtverbands, ist überzeugt, dass es sich bei den Szenen im Video um Einzelfälle handelt. Das Material sei zwei Jahre alt und Peta habe sich die kurzen Videos herausgepickt. Nach Angaben der Organisation sind die Videos in den Jahren 2020 bis 2023 entstanden.

„Ich kann nicht verstehen, dass da so ein Film zustande gekommen ist“, sagt Dinzenhofer. So ein Verhalten sei nicht normal im Zuchtverband. „Wir sind Tierliebhaber, sonst würden wir die Arbeit nicht machen.“ Die Landwirte würden viel Zeit in die Arbeit stecken im Verhältnis zu anderen Leuten.

Geschäftsführer weist zwei Vorwürfe zurück

Peta wirft dem Verband auch vor, dass die Jungtiere bis zu 14 Stunden Hunger und Durst hätten leiden müssen. Die Kälber werden Günthner zufolge morgens beim Landwirt gefüttert. Und nach der Auktion gebe es Milchaustauscher für sie – eine Mischung aus Trockenmilchpulver und Wasser.

Den Vorwurf, die Kälberbuchten seien überfüllt, bestreitet der Geschäftsführer ebenfalls. Der Verband halte sich an die „tierschutzgemäßen Platzanforderungen“. Bei größeren Kälber und höheren Temperaturen werde sogar mehr Platz geschaffen. Der Zuchtverband lege größten Wert auf einen schonenden Umgang mit den Tieren.

Laut Günthner arbeitet der Verband mit dem Veterinäramt Miesbach zusammen. Sie seien in ständigem Austausch. Jede Marktveranstaltung werde von Amtsveterinären begleitet und überwacht. Die Veterinärämter sind dazu verpflichtet, den Auftrieb und Abtrieb zu begleiten, sagt Sophie-Marie Stadler, Landratsamt-Sprecherin Miesbach. Nach Ankunft der Tiere führen die Mitarbeiter eine medizinische Kontrolle durch.

Veterinäramt fordert unverzügliche Unterlassung

„Das Veterinäramt ist also bei jeder Marktveranstaltung verpflichtend vertreten“, bestätigt Stadler. Es gebe auch einen engen Austausch zwischen Veterinäramt und Zuchtverband. Es sei jedoch nicht zutreffend, dass die Veterinäre durchgehend sowie dauerhaft und in allen Bereichen des Marktes vertreten wären.

Die Staatsanwaltschaft hat das Veterinäramt nach Angaben der Sprecherin bisher nicht eingebunden. „Wir kennen also die genauen, in der Strafanzeige geäußerten Vorwürfe nicht“, sagt sie. Unabhängig von der Anzeige werde das Veterinäramt den Zuchtverband auffordern, ein solches Verhalten unverzüglich zu unterlassen.

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