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OVB-Leserforum

Hohe Strompreise und Heizungs-Wahnsinn - geht es in Deutschland bergab?

Ein Einheimischer flieht vor dem Waldbrand auf der griechischen Insel Rhodos. Sein Dorf Gennadi musste aufgegeben werden.
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Ein Einheimischer flieht vor dem Waldbrand auf der griechischen Insel Rhodos. Sein Dorf Gennadi musste aufgegeben werden.

Hitzewelle, Klimawandel, hohe Strompreise und die Heiz-Problematik beschäftigen die OVB-Leser. Wie geht es weiter in unserem Land?

Jürgen Keil (Vagen): Kaum eine Zeitungsausgabe vergeht, ohne dass Größenangaben zu Flächen verbreitet werden, die in Fußballfeldern gemessen werden. Völliger Nonsens!

Manche Journalisten glauben offensichtlich, sie sprächen damit in der Denkweise des Normalbürgers – nach dem Motto: Fußball kennt jeder, auch ein Fußballfeld kennt jeder. Sie verkennen dabei, dass ein Fußballfeld kein Rechenmaß für Flächen im Alltag ist. Wenn da zum Beispiel geschrieben steht, ein Waldbrand habe eine Fläche von 6500 Fußballfeldern, kann sich kein Mensch vorstellen, wie groß diese Fläche wirklich ist. Im Gegenteil, ich muss dem Verfasser sogar unterstellen, dass er die Zahl sensationsheischend aufbauschen will und dabei in Kauf nimmt, keinerlei Information zu vermitteln. Fragen Sie sich selbst: Sind 6500 Fußballfelder so groß wie Berlin oder so groß wie der Schliersee? Keiner hat auch nur annähernd eine Vorstellung davon. Kein Wunder!

Ein Fußballfeld hat im Mittel 7140 Quadratmeter. 6500 Fußballfelder wären also 46 Quadratkilometer, also weniger als sieben mal sieben Kilometer. Wie mickrig klingt das gegen 6500 Fußballfelder? Aber unter einer Fläche von sieben mal sieben Kilometer kann sich jeder etwas vorstellen.

Norbert Vogel (Schechen): Wer die Tour de France verfolgt, sieht anhand der vielen Hubschrauber-Bilder, dass die französische Bevölkerung – anders als die deutsche – bisher nicht vom Boom der (fast) kostenlosen Sonnen-Nutzung zur Erzeugung von Strom und Wärme erfasst ist. Kaum ein Dach funkelt dort mit Panels, obwohl die Franzosen weit häufiger in eigenen Häusern wohnen. Schon vor Jahren konnte man bei Strompreisvergleichen neidisch werden, zahlten doch damals die Franzosen gerade mal die Hälfte.

EU-Bürger müssen im laufenden Jahr zwischen zehn Cent (Ungarn) und 61 Cent (Dänemark) für Strom aufwenden. Deutschland liegt in der gleichen Statistik mit 37 Cent auf Rang 7, Frankreich auf Platz 16 mit 25,8 Cent. Frankreich stellt fast 70 Prozent seines Stroms mittels Kernenergie her.

Alles in allem spart sich ein französischer Haushalt bei einem Verbrauch von 4000 Kilowattstunden im Vergleich schon mal 500 Euro pro Jahr. Weltweit liegt der Strompreis sogar unter 15 Cent pro Kilowattstunde.

Die deutsche Politik setzt auf erneuerbare Energien bei dezentraler Erzeugung. Noch sind wir in der EU kein Vorbild, denn beim Anteil an Erneuerbaren liegt Deutschland wie Frankreich auf Höhe des EU-Durchschnitts. Dänemark mit seinem hohen Strompreis hat interessanterweise eine doppelt so hohe Nutzung erneuerbarer Energien. Ungarn produziert wenig Strom aus Erneuerbaren und hat niedrige Strompreise.

Die Regierung scheint die Wirkung hoher Strompreise zu unterschätzen. Sie treiben die Preise und bremsen so manche erwünschte Umrüstung. Der hohe Strompreis lockt auch nicht genügend Investoren, weil diese vielleicht von der Aussicht auf sinkende Erlöse abgeschreckt werden. Sind Erneuerbare als Marktlösung ein Irrweg?

Jürgen Böhm (Kolbermoor) Nutzt Robert Habeck die vom Gericht verordnete Pause beim Heizungsgesetz? Auch wenn er nicht allzu viel von wirtschaftlichen Zusammenhängen versteht. Er ist nun mal – leider! – Wirtschaftsminister. Da müsste er erkennen, dass es wirtschaftlich den Bach runter geht: Firmen planen den Wegzug ins Ausland. Neu-Investitionen sind viel zu spärlich. Das Produktivitäts-Wachstum ist gering.

Daran ändert das Geschwafel vom wirtschaftlichen Aufschwung durch regenerative Energien nichts. Das kleine Einmaleins von Ifo-Chef Clemens Fuest müsste doch auch ein Robert Habeck verstehen: „Wer funktionierende Atommeiler, Kohlekraftwerke und Heizungsanlagen ersetzt, schafft dadurch allein nicht mehr Wachstum. Schon gar nicht, wenn der neue Kapitalstock schlechtere Dienste leistet als der alte.“ Daher ist jetzt eine durchdachte und ideologie-freie Politik wichtig. Experten prophezeien für die aktuelle Variante des Heizungsgesetzes Kosten von 1500 Euro pro eingesparter Tonne Kohlenstoffdioxid.

Das Prinzip „Effizienz“ könnte sich Habeck bei seiner Partei-Kollegin Katrin Göring-Eckardt abschauen. Mit dem Einsatz von einigen Semestern Theologie und mit Moral-Parolen hat sie es zur Vizepräsidentin des Bundestags geschafft: Das bringt jährlich 246 000 Euro, einen Dienstwagen und einen Stab von Mitarbeitern. Das ist Effizienz: Mit wenig Einsatz viel erreichen!

Es geht jedoch nicht nur um Wirtschaftlichkeit: Das schnelle und dirigistische Zusammenschustern von Gesetzen führt auch zu einem weiteren Schaden. Die Allensbach-Umfrage zeigt: 47 Prozent der Bürger fühlen sich inzwischen ohnmächtig. Bei der AfD reibt man sich die Hände.

Franz Hofer (Unterreit): Der neue Fiat 500e Abarth – im Betrieb als reines Elektroauto eigentlich fast lautlos – verfügt in der Ausführung, die im Fahrzeugmarkt Ihrer Zeitung vorgestellt wird, über Außenlautsprecher, die auf Wunsch des Fahrers per Knopfdruck die Umgebung mit „sattem Geräusch“ beschallen. Der so künstlich erzeugte Lärm wird in dem Artikel als „gut sortierter Sechszylinder-Sound“ gefeiert und führt leider vor Augen, wie sehr ein Teil der Gesellschaft auf Wahrnehmung durch andere angewiesen scheint.

In vielen Bereichen ist Emissionsminderung ein willkommenes und auch gesetzlich angestrebtes Ziel, das bei manchen scheinbar vom Geltungsdrang überlagert wird. Es fehlt als Sonderausstattung für dieses Auto eine Vorrichtung, die auf Knopfdruck Autoabgase erzeugt, sodass man auch riecht, dass ein Auto vorbeigefahren ist.

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