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Interview mit Obermeister der Heizungs-Innung

Heizungsgesetz in Kraft: „Die meisten Eigentümer sind noch immer verunsichert“

Der Beratungsbedarf ist groß, weiß Olaf Zimmermann, Obermeister der Sanitär-, Heizung-, Klima-Innung München.
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Der Beratungsbedarf ist groß, weiß Olaf Zimmermann, Obermeister der Sanitär-, Heizung-, Klima-Innung München.

Viele Eigentümer wissen noch nicht, ob sie eine neue Heizung brauchen: Im Interview gibt Olaf Zimmermann, Obermeister der Sanitär-, Heizungs-, Klima-Innung München, Tipps rund um das Heizungsgesetz. Warum es keine Lösung ist, auf einen Regierungswechsel zu hoffen.

München – Das neue Heizungsgesetz ist in Kraft. Unter Eigentümern herrscht aber noch immer Verwirrung, sagt Olaf Zimmermann, Heizungsbaumeister und Obermeister der entsprechenden Innung in München. Im Interview erklärt er, wo es bei der Wärmewende hakt und was Betroffene jetzt tun sollten.

Wie ist die Stimmung in Bayerns Heizungskellern?

Olaf Zimmermann: Die meisten Eigentümer sind verunsichert. Viele wissen gar nicht, ob sie ihre Heizung umstellen müssen oder nicht – und wenn ja wie. Ich glaube, dass die wenigsten eine konkrete Vorstellung haben, was im Heizungsgesetz drinsteht. Auch wir haben etwas gebraucht, um es uns inhaltlich zu erarbeiten. Wir müssen also meist erst mal erklären, was im Gesetz steht und ob es die Eigentümer betrifft. Einige, vor allem Ältere, sind auch sauer, weil sie sich ihre Heizung nicht nehmen lassen wollen, wenn sie es im konkreten Fall müssten.

Ist das Gesetz schlussendlich gut geworden?

Zimmermann: Ob es gut ist, möchte ich nicht beurteilen. Es ist vor allem ein recht kompliziertes Gesetz und spiegelt das zähe Gesetzgebungsverfahren wider, bei dem sich die Ampel eben nicht immer einig war.

Kaum Anfragen für Heizungen, sondern nur für Beratungen

Inzwischen steht die Förderung fest. Was fehlt, ist die kommunale Wärmeplanung. Bremst das?

Zimmermann: Selbst hier in München, wo man schon recht weit ist, wird es mindestens noch ein Jahr dauern. Erst dann wissen die Menschen: Habe ich die Chance auf einen Fernwärmeanschluss? Kann ich eine Grundwasser-Wärmepumpe installieren? Wie lange wird das Gasnetz noch betrieben? In kleineren Kommunen kann das sogar noch bis 2028 dauern. Aktuell haben wir deshalb kaum Anfragen für neue Heizungen, sondern eher für Beratungen.

Warum ist die Fernwärmeplanung so wichtig?

Zimmermann: Wo Fernwärme verlegt wird, ist sie für viele konkurrenzlos, weil man auch alte Gebäude mit wenig Dämmung und kleinen Heizflächen damit betreiben kann, ohne großartig nachzurüsten, wie es bei einer Wärmepumpe manchmal nötig ist. Die Investitionskosten sind relativ niedrig und man muss nicht so genau rechnen, weil Fernwärme meist mit über 80 Grad beim Verbraucher ankommt. Das ändert natürlich nichts daran, dass man trotzdem dämmen sollte, weil man das gesparte Geld sonst in die Heizkosten steckt.

Wegen des Gesetzes schossen die Käufe von Gas- und Ölheizungen in die Höhe. Hat sich das gelegt?

Zimmermann: Ich hatte 2023 rund doppelt so viele Aufträge für fossile Heizungen wie für Wärmepumpen. Das sind bei mir immer Hybrid-Anlagen aus einer Gasheizung und einer Erneuerbaren-Komponente, etwa Solarthermie oder Photovoltaik mit einem Pufferspeicher. Da gibt es viele Möglichkeiten. Ärgerlich ist es dann nur, wenn die Leute schon komplett auf Fernwärme oder eine Grundwasser-Wärmepumpe umstellen wollen, es aber nicht können, weil die Wärmeplanung noch nicht steht. Selbst wenn der Plan für die Fernwärme steht, braucht die Leitung auch schnell fünf Jahre, um verlegt zu werden. Da sind wir dann in den 2030er-Jahren.

Was sollten Besitzer einer alten Heizung jetzt tun?

Zimmermann: Wer sich nicht sicher ist, wie lange seine Heizung noch läuft, sollte mit seinem Heizungsbauer sprechen. Schon weil das Risiko besteht, dass sie kaputt geht – im Winter besonders schlecht. Ich hatte schon Fälle, da kostete die Ersatzbeheizung mit einem mobilen Ölkessel doppelt so viel wie die neue Heizung.

Lohnt sich denn eine neue fossile Heizung?

Zimmermann: Das Problem ist ja nur aufgeschoben: Spätestens 2045 wird in Deutschland nichts Fossiles mehr verbrannt, dann ist Schluss. Und bis dahin macht der steigende CO2-Preis die Sache zunehmend uninteressant. Wenn die Heizung noch relativ jung ist, kann man die Förderrichtlinie in Ruhe abwägen und die Wärmeplanung abwarten. Grundsätzlich schadet es nie, einen hydraulischen Abgleich zu machen und sich einen Energieberater zu holen.

Die Förderung für Energieberater unterliegt derzeit aber der Haushaltssperre. Lohnt sich das trotzdem?

Zimmermann: Im Zweifel muss man in den sauren Apfel beißen und ihn selbst bezahlen. Ein Energieberater erstellt einen Fahrplan, auch anhand der finanziellen Möglichkeiten. Dann sieht man genau, wo man sein Geld am effizientesten einsetzen kann und ab wann die Kosten wieder drin sind. Außerdem ist es eine gute Argumentationsbasis bei Eigentümergemeinschaften. Die Heizungsoptimierung wird nach wie vor gefördert, lohnt sich aber auch so. Gerade bei alten Heizungen bringt das 20 bis 25 Prozent Einsparung. Rund 80 Prozent der Heizungen die ich anschaue, laufen mit zu hohen Temperaturen, das kostet unnötig Energie.

Auch grüner Wasserstoff und Biomethan in der Gasheizung sollen helfen.

Zimmermann: Das hängt erst mal wieder an der Wärmeplanung. Wenn der Versorger kein grünes Gas einspeist, weil die Nachfrage zu gering ist, bringt auch das H2-ready-Label auf der Heizung wenig. In München wird es keinen Wasserstoff in den Gasleitungen geben. Die Stadtwerke sagen, es ist zu teuer, sie wollen eher Kraft-Wärme-Kopplung für die Fernwärme. Und selbst wenn es technisch möglich ist, werden die Anbieter die Preise für diese kleinen Mengen selbst festlegen, da gibt es ja keinen großen Markt wie für Gas. Was mir aber wichtig ist: Auf einen Regierungswechsel zu hoffen, damit man seine Gasheizung behalten kann, ist in meinen Augen keine Lösung. Wir hinterlassen ja unseren Kindern und Enkeln das CO2-Problem und ich will ihnen nicht erklären, warum sie nicht mehr Skifahren können – auch wenn es heute leider entsprechende Tendenzen gibt.

Interview: Matthias Schneider

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