Münchner Verkehrs- und Tarifverbund
Tritt der Landkreis Mühldorf dem MVV bei? – Jetzt entscheidet der Kreistag
Seit Jahren ist der Beitritt zum Münchner Verkehrs- und Tarifverbund schon ein Thema im Landkreis Mühldorf. Am Freitag (4. April) heißt es nun „jetzt oder nie“. Denn so günstig wie im Moment dürfte es nicht mehr werden. Wird der Kreistag zustimmen?
Mühldorf – Am Freitag (4. April) steht im Kreistag die Entscheidung über den Beitritt des Landkreises zum Münchner Verkehrsverbund am 1. Januar 2026 an. Dafür hatte sich auch MVV-Geschäftsführer Bernd Rosenbusch wieder Zeit genommen und am Montag (31. März) noch einmal im Verkehrsausschuss des Landkreises die Werbetrommel gerührt.
Personennahverkehr über fast alle Landkreisgrenzen hinweg
Zuvorderst bestellte er die Grüße der umliegenden MVV-Landkreise, denn für sie sei der Beitritt Mühldorfs im Sinne eines landkreisgrenzenlosen MVVs von größtem Interesse. Wobei hier schon deutlich wurde, dass das Verbundgebiet des Personennahverkehrs an der Grenze zum Landkreis Altötting enden wird. Ausgerechnet der Landkreis, mit dem Mühldorf den meisten Pendleraustausch von Arbeitnehmern und Schülern hat, ist derzeit gar nicht am MVV interessiert.
Rosenbusch warb mit dem Slogan „1 Netz, 1 Fahrplan, 1 Tarif“ für den „total einfachen Betrieb“. Für den Fahrgast sei es von unschlagbarer Einfachheit, sich in nur einem Tarifverbund zu bewegen. Zudem sei das Ticket auf fast allen Strecken billiger zu haben als bisher mit den Tickets der verschiedenen ÖPNV-Anbieter Südostbayernbahn SOB oder Verkehrsgemeinschaft Landkreis Mühldorf. Denn: Mit nur einem MVV-Ticket könnten eben alle Verkehrsmittel genutzt werden.
Mit einem Wisch ein- und auschecken
Im Idealfall mit MVV-Swipe. „Dann müssen Sie nur einmal beim Einsteigen in Bus oder Zug auf dem Smartphone nach rechts wischen und beim Aussteigen nach links“, so Rosenbusch. Damit werde automatisch immer der günstigste Fahrpreis abgerechnet. Natürlich gebe es auch weiterhin Tickets in Papierform an Automaten sowie für Schüler, Chipkarten oder das 365-Euro-Ticket. Auch der Rufbus Mühldorf sowie die Stadtverkehre Mühldorf und Waldkraiburg könnten in das System eingebunden werden.
Der Landkreis Mühldorf sei mit seinem späten Beitritt zum Januar 2026 der „absolute Gewinner“, so Rosenbusch. „So wenig zahlt kein Landkreis für die Schiene.“ Denn der Freistaat übernehme hier den Löwenanteil der Durchtarifierungskosten – das heißt, der Freistaat gleicht der SOB den Preisunterschied zu den günstigeren MVV-Tickets aus – und die dauerhafte finanzielle Belastung des Landkreishaushalts falle insgesamt deutlich geringer aus als in den ersten Berechnungen.
Finanzlage hat sich verbessert
Landrat Max Heimerl konnte auch auf die positive Ergebnisentwicklung des Haushalts 2024 verweisen, die Gestaltungsspielraum für den MVV-Beitritt gebe. Warum sich die Finanzen verbessert haben? Frei gewordene Personalstellen im Landratsamt habe der Landkreis verspätet oder vorerst gar nicht nachbesetzt, was rund 2 Millionen Euro eingespart habe. Heimerl: „Das versuchen wir 2025 wieder.“ Für freiwillige Leistungen habe sich der Landkreis eine Haushaltssperre auferlegt. Und es kamen mehr Einnahmen aus gestiegenen Genehmigungsgebühren in die Landkreiskasse.
„Wir können uns das leisten“
Im Falle des MVV-Beitritts müsse der Landkreis im laufenden Jahr rund 260.000 Euro für Infrastrukturmaßnahmen und Beratungsleistungen berappen, diese Kosten seien sogar schon im Haushalt eingeplant. Ab 2026 fallen dann jährlich circa 230.000 Euro im Betrieb an. „Wir bekommen das hin, wir können uns das leisten“, betonte Heimerl zuversichtlich.
Manches kann auch teurer werden
Dass das Geld für den Beitritt gut investiert sei, liegt für den Landrat auf der Hand: „Die Fahrgäste im Landkreis profitieren von einer verbesserten Fahrplanauskunft, einem effizienteren Vertriebssystem und einem einheitlichen Tarif.“ Fahrkarten würden mit dem MVV in fast allen Fällen günstiger als bisher. Einzelne Linien könnten sich aber auch um einige Cents verteuern, das hätten Stadt und Landkreis Rosenheim nach ihrem Beitritt zum MVV feststellen müssen, so Heimerl. Angesichts der Vorteile und der überschaubaren finanziellen Größenordnung schlug er dem Ausschuss vor: „Wir sollten den MVV-Beitritt realisieren!“
Das Gremium empfahl dem Kreistag einstimmig dem Beitritt zuzustimmen. Darüber wird der Kreistag in seiner Sitzung am Freitag (4. April) entscheiden.