Bitte deaktivieren Sie Ihren Ad-Blocker

Für die Finanzierung unseres journalistischen Angebots sind wir auf die Anzeigen unserer Werbepartner angewiesen.

Klicken Sie oben rechts in Ihren Browser auf den Button Ihres Ad-Blockers und deaktivieren Sie die Werbeblockierung für . Danach können Sie gratis weiterlesen.

Lesen Sie wie gewohnt mit aktiviertem Ad-Blocker auf
  • Jetzt für nur 0,99€ im ersten Monat testen
  • Unbegrenzter Zugang zu allen Berichten und Exklusiv-Artikeln
  • Lesen Sie nahezu werbefrei mit aktiviertem Ad-Blocker
  • Jederzeit kündbar

Sie haben das Produkt bereits gekauft und sehen dieses Banner trotzdem? Bitte aktualisieren Sie die Seite oder loggen sich aus und wieder ein.

Das Lustschloss auf dem Lande

„Vernunft liegt mir nicht wirklich“: Martina Pfeiffer-Zorn lebt im Schloss Weikertsham ihren Design-Traum

Martina Pfeiffer-Zorn, Schlossherrin von Weikertsham und Design-Liebhaberin.
+
Martina Pfeiffer-Zorn, Schlossherrin von Weikertsham und Design-Liebhaberin.

„So was packt einen einfach“: Als junge Frau kam die Antiquitätenhändlerin vor über 30 Jahren zufällig an diese Immobilie. „Ich war gigantisch naiv und hatte kaum Geld“, sagt die Schlossherrin von Weikertsham. Inzwischen ist Martina Pfeiffer-Zorn überzeugt: Es war ihre Bestimmung.

Weikertsham – „Mei, a Schloss wär mir schon lieber!“ Martina Pfeiffer-Zorn muss heute noch lachen, wenn sie die Geschichte erzählt, wie sie zu ihrem „Traumschloss“ gekommen ist. Über 30 Jahre ist das nun her, als sie, die junge Antiquitätenhändlerin, sich in der Gegend rund um Wasserburg auf die Suche nach einer Immobilie machte. Ein renoviertes kleines Zuhaus in der Natur sollte es werden. Und beim Gespräch mit der Bank, bei Fragen wie Kreditrahmen und Investitionsvolumen, da sagte der Banker plötzlich: „Aber so etwas, das ist doch eigentlich gar nix für Sie oder?“ Und Martina konterte resolut mit obigem Zitat. Darauf der Banker: „Ja, passen Sie auf, da hätt’ ich schon auch was…“.

Und so trat das Schloss Weikertsham ins Leben der heute 68-Jährigen. Ruine statt WG, Denkmalpflege statt Hippie-Lifestyle und Flower-Power. „So was packt einen einfach“, sagt sie heute und lacht. „Ich weiß, die Vernunft liegt mir nicht wirklich.“ Und damals dachte sie sich, das wird schon. „Das ist genauso, wie wenn man einen ganz tollen Typen trifft. Da verliebt man sich und das ist es halt dann. Ich hatte ja keine Ahnung, was es bedeutet, eine verfallene Ruine zu restaurieren.“ Kein Wasser, kein Abwasser, keine Heizung und Elektrizität. „Das Herrichten war eine tolle Zeit. Die Kunst ist es aber, alles die nächsten 30 Jahre aufrechtzuerhalten. Mit all den Schulden, trotz der vielen Zuschüsse, den Investitionen und der vielen Arbeit. Ich war am Anfang einfach nur enthusiastisch und gigantisch naiv, hatte kaum Geld und dann lange auch richtig zu knabbern. Ich wusste manchmal nicht, wie es weitergehen sollte“, erinnert sie sich.

Irgendwie hat Martina Pfeiffer-Zorn Geld, Energie und Durchhaltewillen aufgebracht und das verfallene Gebäude wieder in das architektonische Juwel zurückverwandelt, das es einst war. Mit seinem fast quadratischen Grundriss, zwei Dachgeschossen, den weit über zehn Räumen, den beiden offenen Loggien und dem kleinen, tonnengewölbten Keller ist der Turmbau zu Weikertsham bei Wasserburg im Kreis Rosenheim in der Tat ein bayernweit einzigartiges Baudenkmal.

1994 erhielt Weikertsham den Hypo-Kulturpreis für Denkmalpflege

Die Hauptfassade nach Süden besitzt vier Fensterachsen, früher war hier der Haupteingang. Von Osten verlaufen drei Fensterachsen; seit dem 19. Jahrhundert ist hier auch der Hauptzugang. Für die älteste Bauphase des Schlosses ist nur eine Feuerstelle an der Westwand des Erdgeschosses belegt. Vermutlich wurde das Schlösschen also in den Sommermonaten für allerlei Geselligkeiten, Feiern, Ausflüge oder Jagden genutzt – „ein typisches Lustschloss des damaligen Adels halt“, sagt Pfeiffer-Zorn.

Schloss Weikertsham. stadtarchiv

Mit Architekten und Denkmalpflegern erarbeitete sie eineinhalb Jahre ein detailliertes Instandsetzungs und Finanzierungskonzept, um den früheren Zustand weitgehend wiederherzustellen. „Für weit über eine Million, das hab ich schon fast wieder verdrängt. Das sind Dimensionen, die man allein nicht stemmt.“ Alle vorhandenen historischen Baumaterialien – von den Türen, über Treppensteine bis zu den Eisenbeschlägen – wurden wiederverwendet. Eine Renaissancevertäfelung der Bel Etage im zweiten Stock mit Kassettendecke wurde wiederhergestellt. Entdeckte Renaissance-Fresken in einem der heutigen Gästezimmer hat sie aus Kostengründen nur zum Teil freilegen und restaurieren lassen. „Hier schlummern noch Schätze.“ Erst ganz zum Schluss wurde die teilweise frühbarocke Fassadenmalerei der Außenfassade restauriert. Ein Jahr später, 1994, erhielt Weikertsham dann sogar den begehrten Hypo-Kulturpreis für Denkmalpflege.

Lauter Lieblingsplätze hat Martina Pfeiffer-Zorn hier. „Alles hier erzählt Geschichten und ich lebe damit. Das ganze Haus ist mein Rückzugsort, immer wieder danke ich meinem Glück, so leben zu dürfen. Aber man muss auch akzeptieren, dass man sein Leben dem Ganzen auch irgendwie unterordnen muss. Ihr fiel das nie schwer. Kein Wunder: Bei dieser Atmosphäre und Pfeiffer-Zorns absoluter Leidenschaft für Inneneinrichtungen. Alle Räume sind mit sicherem Gespür mit passenden englischen und französischen Antiquitäten ausgestattet. Geschmack- und stilsicher, detailgetreu und akkurat. Sie scheut keine Kosten und Mühen, verwendet hochwertige Materialien, legt Wert auf Langlebigkeit und Qualität. Design ist einfach ihr Ding. „Als Kind hatte ich schon die Leidenschaft für alles Alte und fürs Renovieren.“

Verändert hat sie das Leben im Schloss natürlich, sagt Martina Pfeiffer-Zorn. „Aber ich bin mir heute sicher: Es war meine Bestimmung. Das Schloss hat auf mich gewartet. Ich bin ein Bewahrer für erhaltenswerte Dinge.“

Kommentare