Minister Blume beim Staatsempfang
Folter und Verfolgung: Warum es bei der Eröffnung der Herrenchiemsee-Festspiele auch darum ging
Kunstminister Markus Blume hat bei einem Staatsempfang die traditionellen Herrenchiemsee-Festspiele eröffnet. Doch im Vordergrund stand nicht die Musik, sondern es gab bewegende Worte zu einem ganz anderen Thema.
Prien/Herrenchiemsee – „Er war genial.“ So begann der Deggendorfer Landrat und erste Vorsitzende des Vereins zur Förderung der Festspiele Herrenchiemsee, Bernd Sibler, seine Rede beim Eröffnungsfestakt der Herrenchiemsee-Festspiele. Im Spiegelsaal des Neuen Schlosses würdigte er damit das Schaffen von König Ludwig II. „Das Erbe, das er uns hinterlassen hat, ist atemberaubend und gerade auf dieser wunderbaren Insel spürbar wunderschön.“
Sibler begrüßte die knapp 350 Anwesenden, darunter Kunst- und Kulturschaffende sowie viele Politiker, wie den ehemaligen deutschen Bundespräsidenten Horst Köhler.
Kunstminister erntet Lacher
Dann übergab er das Wort an Markus Blume, bayerischer Staatsminister für Wissenschaft und Kunst, der erstmal für verwunderte Blicke bei seiner Rede sorgte. „Wir eröffnen hier eine Veranstaltung, die meiner Leidenschaft für Kunst und Kultur würdig ist“, so Blume und er erwähnte, dass sich hier seine Liebe zur Kunst und das Streben nach einer Welt, die von Schönheit erfüllt ist, vereinen.
Nach diesen Worten bezeichnete er seine Rede als „sehr pathetisch für einen Kunstminister“, fügte aber hinzu, dass er diese Sätze von einer künstlichen Intelligenz bekommen hat, die er bat, eine Begrüßungsrede zu schreiben, so wie sie König Ludwig II. sagen würde. Nach einem großen Lacher in der Runde kam er zu seinen offiziellen Eröffnungsworten, in denen er die Arbeit der Verantwortlichen des Festes lobte. Die Lage und das Ambiente nannte er einzigartig. „Wir haben hier einen absoluten Sehnsuchtsort, wo Tradition, die christliche Prägung und die Schönheit der Künste zusammenkommen.“
Festspiele als Nachricht des Friedens
Er richtete seinen Blick aber auch auf ein ernstes Thema, das er mit den Festspielen verbindet: Die Demokratie. Und bezog sich auf ein wichtiges Jubiläum. Vor 75 Jahren fand am 10. August 1948 der Verfassungskonvent auf Herrenchiemsee statt. Die Versammlung, bei der nach dem zweiten Weltkrieg die Basis für das deutsche Grundgesetz entstand.
„Dieses Grundgesetz manifestiert das Bekenntnis zu einer offenen Gesellschaft, einer liberalen Demokratie und das Verständnis von einer sozialen Marktwirtschaft“, erklärt Blume in seiner Rede. Sibler, zudem Blumes Vorgänger im Ministeramt, erwähnte diesbezüglich, dass die Festspiele eine Nachricht des Friedens und des gemeinsamen Miteinanders vermitteln.
Dabei verwiesen sie auf Natalia Pinchuk, die den Festvortrag hielt. Sie ist die Ehefrau des inhaftierten belarussischen Menschenrechtsaktivisten und Friedensnobelpreisträgers Ales Bjaljazki. Sie klärte mit emotionalen Worten über die Missstände in Belarus unter der Herrschaft des Diktators Lukaschenko auf. Darunter tägliche Verhaftungen, unter Anderem von Musikern, die sich an friedlichen Protesten beteiligt hatten oder mit ihrer Kunst auf den Terror im Land aufmerksam machten sowie Folter der Inhaftierten. Es gebe außerdem keine gesundheitliche Versorgung in den Gefängnissen.
Demokratie keine Selbstverständlichkeit
Sie gab Lukaschenko auch die Mitschuld am Krieg in der Ukraine. Während ihr Mann in Haft ist, bemüht sie sich um internationale Solidarität mit belarussischen Menschenrechtsverteidigern sowie politischen Gefangenen und betonte, „Grundrechte und Demokratie sind keine Selbstverständlichkeit.“
Dem stimmte Markus Blume im Gespräch mit dem OVB zu. „Europa muss raus aus seiner Komfortzone. Menschenrechte müssen in vielen Ländern auf‘s härteste erkämpft werden“, so der Minister und lobte die Worte von Pinchuk. Nach ihrem Vortrag erhoben sich die Gäste von ihren Plätzen und applaudierten ihr.
Dann stellte sich noch Philipp Schieferdecker vor, neuer Vorsitzender des Kuratoriums des Fördervereins der Herrenchiemsee-Festspiele, anschließend trafen sich die Gäste zum Empfang der bayerischen Staatsregierung in den Rohbauräumen des Schlosses Herrenchiemsee.
Musikalisch umrahmt wurde der Eröffnungsauftakt vom Orchester „Klangverwaltung“ unter der Leitung von Maestro Kent Nagano, der zugleich Schirmherr der Festspiele ist und bei ihnen auch auftreten wird. Die Herrenchiemsee-Festspiele finden vom 18. bis 30. Juli unter dem Motto „Weltgetöse“ statt, und bieten verschiedene Konzerte im Spiegelsaal des Schloss Herrenchiemsee sowie dem Münster Frauenchiemsee.

