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Schlossherrin von Tüßling im Porträt

Stephanie Gräfin Bruges-von Pfuel: Warum es die Schlossherrin von Tüßling gerne krachen lässt

Stephanie Gräfin Bruges-von Pfuel ist die Tüßlinger Schlossherrin und ehemalige Bürgermeisterin.
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Stephanie Gräfin Bruges-von Pfuel ist die Tüßlinger Schlossherrin und ehemalige Bürgermeisterin.

Wo Stars wie Sting, Joe Cocker und Elton John Partys feiern: Stephanie Gräfin Bruges-von Pfuel lebt in Tüßling und lädt zu einer Tour durch ihr Schloss. Um die 60 Zimmer hat es, keiner hat sie je gezählt. „Kriegen Sie da mal die Grundsteuererklärung auf die Reihe“, so die Gräfin.

Tüßling – Klack, klack, klack. Man hört es richtig im geistigen Ohr, das Echo, hier in diesem Prachtsaal, der nur unwesentlich kleiner ist als der Spiegelsaal zu Versailles. „Die Großeltern“, sagt Stephanie Gräfin Bruges-von Pfuel lachend, „ließen sich echt ab und zu das Frühstück hier servieren.“ Klack, klack, klack klopft der Löffel aufs hochwohlgeborene Frühstücksei. Sie haben es wohl sehr genossen hier im Barocksaal, der gleichsam das Herz von Schloss Tüßling im Landkreis Altötting ist. Lichtdurchflutet – und mit Ausblick auf den französischen Park.

Das Schloss Tüßling wurde zwischen 1580 und 1583 errichtet.

Der Großvater erwarb das Schloss 1905. Alfred Michel von Tüßling – damals frisch in den bayerischen Adels- und Freiherrenstand erhoben – war Tabakfabrikant und ein dicker Freund des Prinzregenten Luitpold. „Er hatte halt unheimlich viel Knete“, schmunzelt die 62-jährige Enkelin heute über den Familienstatus als quasi neureiche Schloss-Besitzer unter all den adligen Vorgängern.

Renaissanceschloss wurde zwischen 1580 und 1583 erbaut

Schloss Tüßling hat eine abwechslungsreiche Vergangenheit. Im 16. Jahrhundert wurde es erbaut. Auftraggeber für den Bau war Johann Veith I. Graf von Törring. Er ließ auf den Grundmauern einer vermutlich karolingischen Wasserburg ein prächtiges, vierflügeliges Renaissanceschloss erbauen. Die Arbeiten dauerten von 1580 bis 1583. Der Graf hinterließ ein Schloss, das in seiner symmetrischen Ästhetik den Idealen der Hochrenaissance entspricht wie wenig andere Schlösser in Bayern. Bis heute hat es seinen Charakter, trotz Brandschäden im Jahr 1712 und barocker Einbauten, weitgehend unverändert bewahrt 1991 tritt Stephanie Gräfin Bruges-von Pfuel das Erbe ihres Vaters an und bringt das durch Zeit und Kriegsfolgen stark renovierungsbedürftige Schloss wieder zu neuem Glanz.

Unwesentlich kleiner als der Spiegelsaal in Versailles: Der prächtige Barocksaal im Schloss Tüßling.

„Im Sommer chille ich gern allein auf dem Balkon“

Jetzt lädt sie zur kleinen Tour durch ihr Schloss. Die Gräfin zeigt uns das Arbeitszimmer: ein Lieblingsraum mit modernen Designmöbel und Kunstobjekten. Wir gehen durch die schönsten der vielleicht 60 Räume (niemand hat sie je genau gezählt). „Kriegen Sie da mal die Grundsteuererklärung auf die Reihe“, sagt die Gräfin. Dann geht sie vorbei an der restaurierten Schlosskapelle und schreitet unter den zweistöckigen Arkaden des quadratischen Innenhofs – ein Renaissancejuwel. Bis zu 350 Personen finden hier Platz. „Im Sommer chille ich gern allein auf dem Balkon bei Klassik und einem Glas Weißwein“, sagt die Gräfin, während sie nachdenklich das Unkraut auf dem Hofpflaster mustert. „Da muss ich bald wieder jäten, ich hab schon zwei Baumarkt-Brenner verschlissen.“

Gräfin Bruges-von Pfuel in ihrem Arbeitszimmer: Hier stehen Designermöbel und moderne Kunstobjekte.

Bis vor Kurzem war die Gräfin die Orts-Bürgermeisterin

Wir halten vor einem Foto-Doppelporträt im Gang. Eine Titelseite des „Stern“. Links die Unternehmerin, streng im Kostüm, der Blick resolut. Rechts die flippige, lebenslustige Frau in knallbuntem Outfit. „Das sind halt meine zwei Seiten“, sagt sie. Die Gräfin liebt den Auftritt und trägt gern kräftige Farben. „Ein frei denkender Mensch bleibt nicht da stehen, wo der Zufall ihn hinstößt“ ist eines ihrer Mottos. Die studierte Forstwirtin wurde Restauratorin, Buchautorin, Modell (Eduscho-Werbung machte sie zur „Kaffee-Gräfin“), zur Konzertveranstalterin und bis vor Kurzem auch zur Bürgermeisterin im Ort.

Einer der Gänge im Schloss Tüßling: Um die 60 Zimmer hat das opulente Gebäude.

„Was in diesen Mauern alles passiert ist, wer hier gelebt, geliebt, getrauert hat. Welche Geschäfte gemacht wurden, wer alles Gast war.“ Darüber muss die Schlossherrin oft nachdenken. In jüngster Zeit waren Weltstars wie Sting, Joe Cocker und Elton John zu Gast. Und wenn die Chemie stimmt, lässt die Gräfin es auch gern mal krachen – „mit Rapper Cro, ich halte ihn für ein Genie, haben wir die ganze Nacht durchgefeiert“, sagt sie. Auch so was passiert in diesem außergewöhnlichen Schloss.

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