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Manche sitzen eingeschneit oben fest

„Bis zum Arsch im Schnee“: Wie geht es jetzt Sennern, Almvieh und DAV-Hütten?

Vorgezogener Almabtrieb aus dem Brünnsteingebiet im Mangfallgebirge, Foto vom Samstag (14. September).
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Vorgezogener Almabtrieb aus dem Brünnsteingebiet im Mangfallgebirge, Foto vom Samstag (14. September).

Klar, der Wetterbericht war schlecht, aber mit diesen Schneemassen haben auch viele Almbauern und Hüttenwirte der Region nicht gerechnet: Wir haben uns vom Sudelfeld über die Chiemgauer Alpen bis ins Berchtesgadener Hochgebirge umgehört, wie turbulent die vergangenen Tage verliefen - manche von ihnen sitzen jetzt im meterhohen Schnee fest.

Oberaudorf/Unterwössen/Teisendorf/Berchtesgaden - Dass es im September mal schneit, ist für eine erfahrene Sennerin wie Katharina Kern nichts Neues. „Aber um die Zeit so viel auf einmal, das hab ich auch noch nicht erlebt. Das ist wie im tiefsten Winter“, so Kern im Gespräch mit rosenheim24.de. Auf der Schweinsteigeralm am Sudelfeld betreut sie auf rund 1160 Metern Höhe 120 Tiere. Denn vor allem mit dem Almvieh kann man bei einem Wintereinbruch wie diesem nicht wie gewohnt weitermachen: sind die Weiden zugeschneit, finden Rinder, Kalbinnen (“Koima“) oder Pferde kein Fressen mehr.

Plötzlich hat‘s pressiert: „Am Sudelfeld war richtig Betrieb“

„Schon ab Mittwoch war am Sudelfeld richtig Betrieb, da wurden rundherum die Tiere hinuntergefahren“, erinnert sich Katharina Kern. Alle hätten es aber nicht mehr rechtzeitig geschafft, „und am Samstag war es über die Alpenstraße dann schon richtig schwierig“. Für ihre eigenen, knapp 40 Tiere hat Kern auf der Schweinsteigeralm einen eigenen Stall. Und für jene sogenannten Pensionstiere, die von ihren Bauern nicht mehr rechtzeitig geholt werden konnte, brachte man eigens Heu auf die Alm. Kern trieb sie in eine „Schneeflucht“, 150 Höhenmeter tiefer. Auch unter den steinernen Brücken der Alpenstraße fänden die Tiere einen guten Unterschlupf.

Foto von der Rechenbergalm in den Chiemgauer Alpen.

Ein Wintereinbruch wie jener am Wochenende sei für jede Alm eine „Stresssituation“, so Kern, die auch Rosenheims Kreisbäuerin ist. Kalbinnen und Rinder könne man dank der Glocken schnell finden, „aber bei unseren zehn Pferden ist das was anderes. Als ich die gesucht hab‘, bin ich bis zum Arsch im Schnee gestanden. Man hat kaum noch was gesehen und wir haben 100 Hektar.“ Es sei aber kein Tier verloren gegangen. „Und denen ist es so eh lieber als in der Hitze. Und sie haben ja auch schon ihr Winterfell.“

Früherer Abtrieb vom Rechenberg - Stoißer Alm bleibt auf

Um die 40 Zentimeter Schnee hat auch Hubert Reitschuh von der Rechenbergalm bei Unterwössen gemessen. „Wir haben am Freitag, als es noch aper war, Heu für die Viecher heraufgefahren. Das hat bis zum gestrigen Sonntag gereicht“, sagt er gegenüber chiemgau24.de Zur Rechenbergalm führt seit 1988 eigentlich eine Straße. Seitdem wurden die Tiere im Herbst immer mit Auto und Hänger hinuntergebracht. „Das wäre heuer nicht gegangen. Auch, weil wir auf der Strecke viel Schneebruch haben.“ Also hat Reitschuh die 40 „Koima“ heuer erstmals seit Langem wieder „klassisch“ zu Fuß ins Tal geführt.

Abruptes Ende für den Almsommer auf der Rechenbergalm bei Unterwössen. Erstmals seit dem Bau der Straße 1988 wurden die Tiere von Senner Hubert Reitschuh wieder zu Fuß ins Tal getrieben.

14 Tage wäre Hubert Reitschuh eigentlich noch auf der Rechenbergalm geblieben - jetzt das abrupte Ende: „Ein bisschen Schnee wäre kein Problem. Aber auch wenn es taut, ist es so nass, dass die Tiere alles zusammentreten und auf der Wiese nichts mehr zum Fressen finden.“ Auf der Stoißer Alm (1270 Meter) am Teisenberg läuft alles dagegen relativ geregelt. „Am Samstag haben wir zwar zuerst die Tür gar nicht aufgebracht vor lauter Schnee, aber jetzt sind die Wege wieder frei“, so Ramona Dorfner im Gespräch mit BGLand24.de. Die 60 Kalbinnen haben einen Unterstand, der Almabtrieb steht wie geplant am Samstag an und bis 21. Oktober wird die Stoißer Alm geöffnet bleiben.

Wirte der Berchtesgadener DAV-Hütten eingeschneit: „Aber genug Verpflegung da“

Komplett eingeschneit sind dagegen die Hütten des Deutschen Alpenvereins (DAV) in den Berchtesgadener Alpen: Kärlingerhaus, Stöhrhaus, Schneibsteinhaus und die Wasseralm sind nicht erreichbar. Auf 1500 Metern Seehöhe liegt schon weit über einem Meter Schnee. Dementsprechend sind auch die Zustiege komplett eingeschneit und nicht zu finden. Doch die Hüttenwirte halten tapfer die Stellung: „Auch wenn unsere Wirte eingeschneit sind, es ist ja genug Verpflegung da. Die geht so schnell nicht aus und Gäste sind ja momentan auch keine dort“, so Daniel Hrassky von der DAV-Sektion Berchtesgaden gegenüber BGLand24.de.

Aktuelle Fotos von der Wasseralm links (1416 Meter) und dem Kärlingerhaus rechts (1631 Meter) in den Berchtesgadener Alpen.

Am härtesten dürfte es das Team vom Stöhrhaus am Untersberg getroffen haben. Die Haupteingänge und viele Fenster waren laut Hrassky zugefroren und nicht mehr zu öffnen. „Wir planen, am Donnerstag mit dem Hubschrauber hinaufzufliegen, um das Stöhrhaus freizuschaufeln“, so der DAV-Sprecher. Dass sie dort oben, auf knapp 1900 Metern, aber nicht „gefangen“ sind, beweisen winterliche Videos, die die Hüttenwirte bei Instagram veröffentlichten. „So ein Wintereinbruch ist bei unseren Hütten eigentlich nichts Ungewöhnliches. Aber normalerweise passiert es erst Anfang Oktober.“

Für die Wirte der Hochgebirgshütten heißt es jetzt also: ausharren. Drei Wochen geht die Saison mit Übernachtungsangeboten eigentlich noch. Derweil wurden alle Reservierungen von den Hüttenwirten kostenfrei storniert. Der DAV rät aber auch von einem Zustieg mit Schneeschuhen oder Tourenski ab: Der Schnee liegt ungebunden und kann leicht ins Rutschen kommen. Außerdem blockiert Schneebruch viele Wege. Einzig die Blaueishütte am Hochkalter bleibt geöffnet. Hier ist, Stand Montag (16. September), der Zustieg mit Einschränkungen möglich, wenn auch mit längeren Gehzeiten wegen der Schneedecke. (xe)

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