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Werner Lorant feiert Geburtstag

Kult-Trainer Werner Lorant wird 75 Jahre alt – und schimpft auf den TSV 1860

In den 90er-Jahren war Werner Lorant neun Jahre lang Trainer der Münchner Löwen. Schon seit Jahren lebt er in Waging am See.
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In den 90er-Jahren war Werner Lorant neun Jahre lang Trainer der Münchner Löwen. Schon seit Jahren lebt er in Waging am See.

Seit vielen Jahren lebt Werner Lorant am Waginger See: Aber der langjährige Löwen-Coach braucht keinen Fußball mehr, um zufrieden zu sein. Zu seinem 75. Geburtstag verrät er, was er heute vom TSV 1860 München hält – und ob er es noch erleben wird, dass die Löwen wieder in der Bundesliga spielen.

Waging – Eine schroffe Ansage, man kennt die rauchige Stimme in ganz Deutschland – speziell beim TSV 1860, wo Werner Lorant jahrelang Fußballer im Kasernenton angetrieben hat. „Weiter, Jackson, weg jetzt hier“, ruft Lorant, als sein spanischer Mischling an einer Thujenhecke stehen bleibt. „Immer musst du hier machen und tun – nur weil die anderen da hinkacken.“ Ein kurzer Ruck mit der Leine, schon setzen Hund und Herrchen ihren Spaziergang fort. Ein Kiesweg am Waginger See, buntes Herbstlaub spiegelt sich im Wasser, im Hintergrund die Alpenkulisse. An diesem Dienstag feiert der Trainerkauz mit der weißen Mähne 75. Geburtstag, und man nimmt es ihm ab, wenn er sagt: „Es ist wunderschön hier. Heute gehen wir hier Gassi, morgen dort. Mehr brauch’ ich doch gar nicht.“

„Willst du mich vergiften?“

Der Fußball, der über Jahrzehnte Lorants Leben bestimmt hat – weit weg, wenn er sich nach seiner Morgenrunde in den Eichenhof setzt. Es ist sein Stammlokal. „Hier bin ich immer zum Frühschoppen“, berichtet er. Am Tag vor seiner Feier auf der Fraueninsel sogar in illustrer Gesellschaft. Irmi (72) und Erika (74), zwei seiner ursprünglich acht Geschwister, sind aus NRW angereist, dazu Andreas Pretzl, der drüben in Österreich wohnt und dem Traineridol als treuer Freund ein bisschen hilft. Die spontane Vorfeier am Sonntagabend war lang – aber nicht so lang, dass der Jubilar seine Gewohnheiten ändert. „Wasser?“, sagt Lorant mit gespielter Empörung in Richtung Bedienung: „Willst du mich vergiften?“

Gelächter in der Runde. Auch als die Sprache auf seine Löwen kommt. Frage unserer Zeitung: Wie hätten Sie reagiert, wenn 1860 ein Pflichtspiel in Pipinsried verloren hätte? Die Antwort – ein echter Lorant: „Wäre mit mir ja nicht passiert.“ Ein Bayernligist wie Pipinsried? „Gegen solche Gegner haben wir früher maximal Freundschaftsspiele bestritten.“

Nicht nur Werner Beinhart

Sprüche wie dieser hatten Lorant einen Spitznamen eingetragen: Werner Beinhart. Glaubt man Erika, seiner ältesten Schwester, gibt es aber noch einen anderen Lorant, einen weichen, liebevollen, einen, der keine Akukoffer umkickt oder Gegenspieler in den Unterleib kneift. „Der Werner war immer ein Familienmensch“, berichtet die Erika. Mit Mutter Gertrud, die 2022 im Alter von 102 Jahren starb, habe er das beste Verhältnis gehabt. „Zu allen in der Familie eigentlich. Jetzt ist er sogar noch sanfter geworden.“ Irmi, die ihm früher in ihrem Salon die Starkstromfrisur gerichtet hat, wirft ein: „Familie ist bei ihm viel. Das braucht er auch.“

Wie seinen Hund, der sanft fiept, wenn das Herrchen schneller laufen soll. Irmi sagt: „Tiere sind sein Ein und Alles.“ Und die Fußball spielenden Löwen, sein einstiger Verein? Diese Liebe ist abgekühlt – obwohl er in einer neuen Jacke mit 1860-Logo zum Interview erscheint. Hat er im BR reingezappt, als die Löwen am Samstag hochkant aus dem bayerischen Verbandspokal flogen? „Ach wo“, sagt Lorant: „Dieses Gestolper’ schaue ich mir nicht mehr an!“ 3. Liga – schon das ist unter seiner Würde, schließlich hatte er den TSV damals von der Bayernliga bis ins Vorzimmer der Champions League gecoacht.

Jeden Tag Gas geben

Neulich war er mal wieder im Stadion, bei der 0:1-Heimniederlage gegen Regensburg. Sein Urteil: „Die Abwehr geht einigermaßen, aber du hast keinen gescheiten Stürmer und keinen gescheiten Mittelfeldspieler. Du hast vorne keinen, der gefährlich ist, und dann ist die ganze Spielerei umsonst.“ Und überhaupt kann er nur wenig anfangen mit der modernen Spielergeneration. Handy, Tattoos und trendige Frisuren? „Hätte ich ruckzuck abgeschafft“, bellt er: „Bei mir wären die auch am Sonntag um 9 Uhr zum Training angetanzt. Das ist nämlich das Schlimmste für Fußballer. Bei mir wurde jeden Tag Gas gegeben, aber heute haben sie ja nicht mal einen vernünftigen Präsidenten.“

Lorant legt sich fest: „Dass 1860 noch mal in der Bundesliga spielt, werde ich leider nicht mehr erleben.“ Eine bemerkenswerte Aussage, schließlich geht der Jubilar davon aus, dass er 100 wird, mindestens – dank der guten Gene von Mama Gertrud. Über seine Gesundheit sagt er: „Mir fehlt nichts. Solange ich täglich mit dem Hund gehen kann, ist alles in Ordnung.“ Und überhaupt: „75 ist doch kein Alter!“ Auf dem Tisch liegt das Fotoalbum, das die Kinder Mama Gertrud zum 100. Geburtstag geschenkt haben. Zu sehen: lauter zufriedene Lorants. Erika sagt: „Aber der Stolz der Familie – das ist und bleibt der Werner.“

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