Prozess gegen Männer aus Burgkirchen und Neuötting
„Ich hab jemanden abgestochen“: Angeklagter soll Tat in Töging gestanden haben
Traunstein/Töging – Am 12. März wird am Landgericht Traunstein der Prozess gegen drei junge Männer aus Burgkirchen fortgesetzt. Einer von ihnen (22) soll am 27. November 2022 nach einem Discobesuch in Töging einen Mann niedergestochen haben. Die beiden anderen sind noch minderjährig (17) und stehen wegen Körperverletzung und der gemeinsamen Tat vor Gericht.
Das Wichtigste in Kürze:
Update, 15.15 Uhr - Angeklagter soll die Tat in Töging gestanden haben
Dann wird ein weiterer Zeuge in den Saal geführt. Weil er sich im Zeugenschutz befindet, mussten am Landgericht diverse Sicherheitsmaßnahmen durchgeführt werden. Der Zeuge selbst wird von einem Anwalt und mehreren Polizeibeamten begleitet. Der Mann aus Syrien ist 21 Jahre alt und nach eigenen Angaben seit seiner Schulzeit mit dem Angeklagten Mahmoud A. (22) befreundet. Er schildert, wie ihm dieser von seiner Tat am 27. November 2022 erzählt haben soll.
Der Zeuge ist am Landgericht bereits bekannt: Er hatte bereits in einem Verfahren gegen zwei Kasachen und einen Russen ausgesagt, die ihn in Burgkirchen entführt und bedroht haben sollen. Die drei Männer waren insgesamt zu 16 Jahren Haft verurteilt worden. Weil der Zeuge in Drogengeschäfte verwickelt war und selbst Drogen konsumiert haben soll, war die Glaubwürdigkeit seiner Aussagen aber zum Teil bezweifelt worden.
Angeklagter soll Messer vergraben haben
Der Zeuge sagt aus, dass Mahmoud A. sich nach der Tat mit ihm getroffen habe, um mit ihm darüber zu sprechen. „Ich habe am Sonntagabend jemanden abgestochen“, soll A. damals zu dem Zeugen gesagt haben. „Ich hab ihn dann gefragt, was mit dem Jungen passiert ist und da sagte er, er wisse es nicht“, so der Zeuge. „Er hat mir nicht erzählt wie oft er zugestochen hat, sondern nur den Körperbereich, wohin“, sagt der Zeuge.
„Weil er lachte, hab ich das gar nicht geglaubt. Ich hab gedacht er redet nur so“, so der junge Mann weiter. Der Angeklagte habe sich „ganz normal“ verhalten. Als der Zeuge den Angeklagten gefragt habe, was mit dem Opfer passiert sei, da habe er ihm erzählt dass er weggelaufen sei und das Messer vergraben habe. Es soll sich um ein Butterfly-Messer gehandelt haben, das Mahmoud A. zuerst in der Bauchtasche seines Pullis aufbewahrt haben soll.
Der Prozess gegen die drei Angeklagten wird morgen fortgesetzt. Am 20. März wird das Urteil der Jugendkammer erwartet.
Update, 14.30 Uhr - Fahrerin sagt, ihr Auto war „voller Blut“
Nach einer langen Mittagspause geht es im Prozess gegen die drei Angeklagten aus Burgkirchen und Neuötting weiter. Richterin Heike Will gibt nach einer Besprechung der Ersten Jugendkammer bekannt, dass der Vorwurf des versuchten Totschlags gegen Mahmoud A. (22) möglicherweise vom Tisch sein könnte. Auch eine Verurteilung wegen gefährlicher Körperverletzung komme in diesem Fall infrage. Bezüglich der Vorwürfe gegen die beiden minderjährigen Angeklagten sei außerdem eine Verurteilung wegen einer einzeln begangenen vorsätzliche Körperverletzung möglich. Laut Will gäbe es aktuell noch keine Hinweise für eine gemeinschaftlich begangene Tat.
Dann wird die nächste Zeugin in den Gerichtssaal gerufen: Sie war Fahrerin des Autos, in dem der Geschädigte nach der Messerstecherei ins Krankenhaus Mühldorf transportiert wurde. Sie sei an dem Morgen schon auf dem Weg in die Arbeit gewesen, und habe auf einen Anruf ihrer Freundin reagiert, die mit dem Geschädigten und seinem Freund im Club „Magazin“ war. Als die Zeugin mit dem Auto angefahren sei, habe sie gesehen, dass der Geschädigte blutete. „Irgendjemand hat etwas von einem Messer geschrien“, sagt die Zeugin. „Ich hab das zuerst nur vermutet, aber das Auto war danach voller Blut.“
Update, 11.45 Uhr - Zeugin der Messerstecherei rief Freundin zu Hilfe
Die nächste Zeugin wird in den Saal gerufen, auch sie war Teil der Gruppe um den Geschädigten. Die Frau sagt aus, dass die drei jungen Männer sie mit sexuell motivierten, derben Sprüchen angemacht hätten, und der Geschädigte sich für sie eingesetzt habe. Weil sie durch die Situation stark verunsichert war, habe sie Abstand von den Männern genommen, die dann aufeinander trafen. Die Zeugin sagt, sie sei etwa 500 Meter weg Richtung Taxi gegangen. Dieses sei aber nicht gekommen.
„Es war dunkel und neblig und ich habe Geschrei und Stimmen gehört“, so die Zeugin. Weil eine Freundin von ihr ganz in der Nähe wohnte, habe sie diese angerufen. Innerhalb von zehn Minuten soll die dann schon mit dem Auto gekommen sein. „Als ich T. angeschaut habe, hat er noch sein Oberteil hochgezogen und wir haben gesehen, dass er stark geblutet hat“, so die Zeugin. Auf der Rücksitzbank des Autos habe die Frau dann während der Fahrt versucht, die Blutung am Rumpf des Geschädigten zu stoppen.
„Weil ich das ganze Blut gesehen habe, war ich so schockiert, dass ich mich nicht mehr erinnern kann, was da genau gesprochen wurde“, so die Zeugin. Der Geschädigte sei dabei die ganze Zeit bei Bewusstsein gewesen. Im Krankenhaus Mühldorf angekommen, sei schon Polizei da gewesen, doch die Gruppe musste noch auf die Kriminalpolizei warten, um vernommen werden zu können.
Update, 10.40 Uhr - Begleiter des Opfers sagt zur Messerstecherei vor Club in Töging aus
Mit etwas Verspätung beginnt der Prozess gegen die drei jungen syrischen Männer aus Burgkirchen und Neuötting. Der kleine Gerichtssaal ist gut gefüllt: Neben den drei Angeklagten, sind fünf Anwälte, mehrere Polizeibeamte und Sachverständige, sowie zahlreiche Zuhörer im Publikumsraum anwesend.
Gleich zu Beginn bitten die Anwälte zweier Angeklagter darum, dass die Fußfesseln ihrer Mandanten abgenommen werden. Es handelt sich hierbei um das Brüderpaar (22,17) aus Burgkirchen, die sich beide in Untersuchungshaft befinden. Der dritte Angeklagte (17) befindet sich nicht in Haft und ist auf „freiem Fuß“.
Nun wird der erste Zeuge in den Saal gerufen: einer der Freunde des Geschädigten, die in der Nacht vom 26. auf den 27. November 2022 mit ihm den Club „Magazin“ in Töging besuchten. Nachdem man beschlossen hatte nach Hause zu fahren, organisierte man ein Taxi und verließ den Club. „Die beiden Frauen sind zuerst los, und als ich aufschloss, kamen schon die ersten verbalen Attacken von den drei Männern“, so der Zeuge. Es habe sich um anzügliche Bemerkungen gegenüber den Frauen gehandelt.
16-Jähriger soll zuerst angegriffen haben
Der Zeuge und der Geschädigte hätten dann zu den Männern gerufen, sie sollten die Frauen in Ruhe lassen – dabei sei es aber nicht geblieben. Als der Geschädigte und seine drei Begleiter weitergehen wollten, hätten die drei Männer die Gruppe verfolgt und dann sei alles ganz schnell gegangen. „Ich hab mich umgedreht und da waren sie schon hinter uns.“ Anschließend habe ihm einer der beiden damals 16-Jährigen mit der Faust ins Gesicht geschlagen und es sei ein Handgemenge entstanden.
Der Zeuge sagt, er habe die Messerstiche, die seinen Freund verletzten, nicht mitbekommen. „Es ist alles wahnsinnig schnell gegangen“. Er habe aber gesehen, dass Mahmoud A. seinem Freund gegenüber stand. „Nachdem sich alles aufgelöst hat, und klar war, dass T. blutet, haben wir ihn ins Krankenhaus gefahren“, so der Zeuge weiter. Die Vorsitzende Richterin Heike Will möchte wissen, ob die Gruppe auf der Fahrt über den Angriff gesprochen habe: „Nein“, sagt der Zeuge. „Das ganze Auto war voller Blut. Da konnten wir nicht reden.“
„Wenn Sie die Person jetzt sehen, wie sicher sind Sie sich, dass es sich um die Angreifer handelt?“, fragt Will den Zeugen. „Hundert Prozent“, antwortet der. Der Zeuge wird dann noch eine Weile bezüglich des dritten Angeklagten befragt. Es geht darum, ob dieser überhaupt an der Schlägerei beteiligt war. Möglicherweise war dies wohl nicht der Fall.
Vorbericht:
Die Gerichtsverhandlung gegen Mahmoud A. (22), seinen Bruder (17) und einen weiteren 17-Jährigen wird am 12. März fortgesetzt. Dem jungen Mann wird vorgeworfen, während einer Handgreiflichkeit nach einem Clubbesuch in Töging ein Butterflymesser gezogen, und damit auf einen 30-Jährigen eingestochen zu haben. Nach dem Angriff, welcher am 27. November 2022 um fünf Uhr morgens stattgefunden haben soll, musste das Opfer mit einem Lungenstich und einer Arterienverletzung zweimal notoperiert werden. Zum Glück war er von seinen Begleitern sofort ins Mühldorfer Krankenhaus verbracht worden.
DNA-Spuren führten zum Angeklagten
Während der Geschädigte medizinisch versorgt wurde, fahndete die Polizei nach den Tätern: Im Bereich des Bürgersteigs vor dem Club „Silo“ seien Blutspuren und ein blutgetränktes Taschentuch sichergestellt worden, weswegen das Gebiet weiträumig abgeriegelt wurde. Während Mahmoud A. durch DNA-Spuren an der Kleidung des Geschädigten überführt wurde, konnten die beiden anderen Angeklagten durch Zeugenaussagen überführt werden. Zu den Vorwürfen haben sich die Angeklagten bisher noch nicht geäußert.