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Gestaltungssatzung in Übersee

Der neue Wohnpark Mondscheinbauer: Dürfen die Fenster dunkel sein?

Geckos in Übersee kurz vor der Schließung mit dem Monscheinbauer.
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Ein letztes Bier im alten Geckos: Josef Holzner war für viele einfach nur der „Mondscheinbauer“. Wo einst sein Hof stand, entsteht nun eine große Wohnanlage.

Nicht immer nehmen es die Bauherren allzu ernst mit der örtlichen Gestaltungssatzung und schaffen des öfteren Fakten, um sich diese dann nachträglich genehmigen zu lassen. Bei einer der aktuell größten Baustellen in Übersee und Umgebung, dem Wohnpark „Mondscheinbauer“, wurde auch über eine Änderung diskutiert.

Übersee – Unter einem Mondscheinbauer versteht man in der Regel einen Nebenerwerbslandwirt – einen, der sich nach der festen tagtäglichen Arbeit noch ein Zubrot in der Landwirtschaft verdient. In Übersee war der Begriff jedoch fest definiert und praktisch gleichbedeutend mit dem Landwirt Josef Holzner, der entlang der Feldwieser Straße seinen Hof hatte. Vermutlich jeder im Ort – selbst viele der Zugereisten – kannten ihn vom Sehen und vor allem unter diesem „Spitznamen“.

Er fiel mit seiner gedrungenen Figur und dem dichten, schwarzen Schnauzbart einfach auf, war selbst in einer ländlich geprägten Gemeinde wie Übersee eine außergewöhnliche Erscheinung, die ein wenig wie aus der Zeit gefallen schien und von der sich Kinder erzählten, dass sein Name daher rühre, weil er nachts bei den Kühen schlafe. Doch war es vielmehr so, dass er nach dem Tod seiner Eltern mit dem Hof auf sich gestellt war und daher oft als letzter mit seinem Traktor spät in der Nacht von den Feldern angetuckert kam oder seine Kühe versorgte. Wie wohl sich Holzner mit seinem Spitznamen gefühlt hat, darüber gehen im Ort die Meinungen auseinander.

Sein Traktor steht im Zentrum

Auf seinem Grundstück entsteht nun in der Feldwieser Straße 52 der Wohnpark, der ihm zu Ehren Mondscheinbauer heißt. Vier Wohn- und Geschäftshäuser mit Tiefgarage für zwei Gewerbe und 29 Wohnungen sollen hier entstehen. Holzner selbst verstarb noch vor Baubeginn und wurde in kleinem Rahmen beerdigt. Wenige Jahre zuvor hatte er eine erwachsene Überseerin adoptiert, die wohl zur Haupterbin wurde. Als Reminiszenz an Holzner soll mitten auf der Grünfläche zwischen den Gebäuden sein alter Traktor stehen. 

Josef Holzner vor seinem Hof, der Ende 2022 abgerissen wurde. Hier entsteht aktuell eine der größten Wohnanlagen Übersees.
Reminiszenz: Inmitten der Grünfläche zwischen den Gebäuden des Wohnparks soll der alte Traktor des Mondscheinbauers stehen.

Die Creativ Plus GmbH stellte nun einen Antrag, die Fenster der Gebäude mit der RAL Farbe 7015 schiefergrau oder 7016 anthrazitgrau ausstatten. Begründet wurde der Wunsch damit, dass entlang der Feldwieser Straße bereits mehrere Gebäude mit diesen dunklen Fensterelementen ausgestattet seien. Zudem seien diese Farben bei den Herstellern „Standard“, was sowohl die Kosten als auch die Lieferzeiten verringern würde. Laut der Gestaltungssatzung sind jedoch nur die grauen RAL Nummern 7002 olivgrau, 7003 moosgrau, 1032 kieselgrau, 7033 zementgrau, 7034 gelbgrau und 7038 achatgrau zulässig.

Der angefragte Grauton der Fenster ist so in der Überseer Gestaltungsordnung nicht vorgesehen, doch er findet sich inzwischen schon an vielen Stellen wie etwa bei diesem Neubau in der Feldwieser Straße.

Einer der vier Eigentümer eines Grundstücks im Achenweg zeigte sich im Vorfeld nicht einverstanden mit der dunklen Fensterfarbe, da diese überhaupt nicht ins Umgebungsbild mit den hellen Farbtönen passen würde. Die Grundstückseigentümer der weiteren anliegenden Grundstücke hingegen hatten Ihre Zustimmung erteilt. Nach Darlegung der Fakten fragte Anton Stefanutti (Bündnis 90/Die Grünen), ob die Unterschiede zwischen den Farbtönen „unserer Gestaltungssatzung“ und der gewünschten Farbe so gravierend seien. Darauf Bürgermeister Strauch (FBL): „Mei, gravierend...“

Das Anthrazit sei schon dunkler, er habe sich heute extra alle Farben noch einmal genau angeschaut. Darauf Stefanutti: „Aber es ist nicht so unendlich weit außerhalb unserer Gestaltungssatzung, oder?“ Das wiederum konnte Strauch nicht bestätigen. Es komme immer darauf an, mit welcher Farbe man es genau vergleiche. Nun schaltete sich Stefan Haneberg (GfÜ) ein: „Wir sitzen da wie Blinde, die von der Farbe reden. Hat denn jemand die Farben schon mal in natura gesehen?“

Einst ortsprägend: Der alte Hof von Josef Holzner im November 2022. Die Abrissarbeiten waren hier schon in vollem Gange.

Und das hatten die meisten dann tatsächlich. Denn entlang der Feldwieser Straße und im Ort gibt es gleich einiger Gebäude, die schon auf die dunkleren RAL-Grautöne setzen. Wie beim Haus neben der Apotheke zum Beispiel oder wie beim Neubau schräg gegenüber der Baustelle.

Das überzeugte das Gremium dann doch. Gelobt wurde der Antragsteller insbesondere dafür, dass er die Gestaltungssatzung ernst nehme. Auch da die angefragten RAL-Farben ohnehin schon vielerorts vorhanden seien, wurde der Antrag einstimmig angenommen. 

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